Ausfallzähler, Teil 2

Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass der augenblickliche, tägliche Zuwachs der Komplettausfälle mit ca. 5 pro Tag etwas geringer ausfällt, als der bisherige Tagesdurchschnitt von 7 pro Tag. Das hat uns dazu veranlasst, die Ausfälle in den einzelnen Monaten des Jahres 2015 näher unter die Lupe zu nehmen.

Hier ist das Ergebnis für das Jahr 2015:

Ausfälle in 2015

Ausfälle in 2015

Man erkennt, dass die Anzahl der Komplettausfälle in den Monaten April und Mai 2015 mit jeweils über 700 besonders hoch war. Kein Wunder, denn das war der Zeitraum des Streiks der Gewerkschaft der Lokführer (GdL). Während den Streiktagen fuhr bekanntlich auf allen Linien nur eine einzige S-Bahn pro Stunde und Richtung, d.h. außerhalb der HVZ fuhr nur jede zweite und in der HVZ sogar nur eine von normalerweise 4 Bahnen pro Linie und Richtung.

In Tabellenform und den einzelnen Teilausfallarten sieht das Ganze folgendermaßen aus:

Ausfälle Jahr 2014 2015
Monat 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Gesamt
Komplettausfälle 2576 35 83 76 204 760 739 116 59 104 104 158 133 108
Teilausfall zu Beginn 1838 68 129 168 168 202 140 209 108 127 130 228 161 234
Teilausfall zum Ende 1820 97 144 174 191 214 143 166 128 121 151 204 87 211
Ausfall mehrerer Zw.Halte 70 16 54 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Tunnelumfahrung 203 0 0 10 85 29 5 15 9 10 5 18 17 20
Ausfall Einzelhalt 106 0 2 18 4 0 5 35 5 10 20 3 4 0
Summe alle Teilausfälle 4037 181 329 370 448 445 293 425 250 268 306 453 249 465

Es fällt auf, dass es in der Kategorie ‚Ausfall mehrerer aufeinanderfolgenden Zwischenhalte‘ seit Februar 2015 keinen einzigen Eintrag mehr gab, dabei ist mir zumindest ein Vorfall bekannt, bei dem eine S-Bahn der Linie S1 zwischen Hauptbahnhof (tief) und Esslingen-Mettingen nicht hielt, auch nicht in Stuttgart-Bad Cannstatt. Auch ist uns im November mindestens eine Tunnelumfahrung bekannt geworden, die nicht im RIS  (Reisenden-Informationssystem) dokumentiert wurde, obwohl gemäß des VVS-Benachrichtigungs-Service die Stammstrecke gesperrt war und der Notfallplan mit Umleitung der S1 und S2 über die Panoramastrecke in Kraft war.

Daher nochmals der Hinweis: Wir können nur Ausfälle zählen, die im RIS als solche stehen. Da dort offensichtlich nicht alle aufgeführt werden, ist davon auszugehen, dass es in Wirklichkeit noch mehr Ausfälle gibt.

2 Gedanken zu „Ausfallzähler, Teil 2

  1. Christian Jog

    Ich fände es hilfreich, wenn auch die Gesamtzahl der Züge oder eine relative Angabe der Ausfallzahlen in der Statistik zu sehen wäre. Insbesonder bei den Totalausfällen. Das würde die Einschätzung („Wie schlimm ist es“) erleichtern.

    Auch eine Aufteilung in Ausfälle während der Haupt- und Nebenzeiten, wie das bei der Pünktlichkeit gemacht wird, ist aus denselben Gründen sinnvoll.

    Grundsätzlich aber vielen Dank für die viele Arbeit!
    Ist sehr lesenswert und informativ.

    Antworten
    1. Ulli Fetzer Beitragsautor

      An Werktagen (Mo-Fr) fahren auf allen Linien zusammen insgesamt 743 S-Bahnen, sofern wir richtig gezählt haben (dabei wurden S6 und S60 – selbst wenn sie gekoppelt sind – als 2 Linien gezählt. Das heißt, dass selbst 10 Ausfälle täglich nur etwa 1,3% aller Züge ausmachen, was statistisch gesehen natürlich fast vernachlässigbar ist.

      Für den vom Ausfall betroffenen Fahrgast kann jeder Ausfall ’schlimm‘ sein, wenn er dadurch einen Termin oder einen Anschluss verpasst. Stellen Sie sich vor, sie/er hat sicherheitshalber sogar eine Bahn früher genommen und genau diese fiel aus und die nachfolgende hatte Verspätung. Das kann insbesonders bei Anschlussfahrten fatal sein, wenn der Anschluss weg ist und der nächste erst eine Stunde später oder gar nicht mehr fährt. Bei Start und Ziel im Stadtgebiet von Stuttgart und der angrenzenden Peripherie ist ein Ausfall naturgemäß weniger schlimm, weil eng getaktete alternative Verkehrsmittel wie die Stadtbahn oder SSB-Busse zur Verfügung stehen.

      Die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenzeiten wäre zwar theoretisch möglich, der Aufwand hierfür wäre aber sehr hoch, zumal wir bei den Ausfällen auf die offiziell kommunizierten Daten der DB angewiesen sind, deren Vollständigkeit und Genauigkeit wir nicht kennen. Die DB hat alle Daten und könnte diese Angaben ohne weiteres machen. Diese Forderung müsste aber der Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger für die S-Bahn einbringen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Ulli Fetzer Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert