Die Fahrtausfälle bei der S-Bahn Stuttgart nerven die Fahrgäste noch mehr als die häufigen Verspätungen, wie wir über eine Twitter-Umfrage unter den Followern des @SBahnStgt Warners herausfanden:
In den letzten Wochen haben wir uns intensiv mit dem Thema Fahrtausfälle auseinandergesetzt und die uns mittlerweile vorliegenden Daten untersucht (siehe vorherige Beiträge). Auch dieser Artikel nimmt die „Ausfall-Erscheinungen“ bei der S-Bahn Stuttgart genauer unter die Lupe, da nur wenige Kunden dem Thema mit so viel Galgenhumor begegnen können, wie dieser Twitter-Account:
Fahrtausfälle kann man danach kategorisieren, mit welchem zeitlichen Vorlauf sie angekündigt werden:
- Langfristig: Mehrere Wochen im voraus angekündigte Fahrplanänderungen
- Mittelfristig: 1-2 Tage bzw. wenige Stunden im voraus
- Kurzfristig: Spontan ohne Vorlaufzeit
Zu langfristig geplanten Ausfällen kommt es vor allem wegen geplanten Bauarbeiten wie z.B. Streckensanierungen. Sie werden normalerweise in die Fahrpläne der Bahn eingearbeitet und tauchen deshalb nicht als Ausfall in den Auskunftssystemen und Apps der Bahn und des VVS auf. Solche demnächst geplanten Fahrplanänderungen können z.B. in der VVS App unter DEMNÄCHST angezeigt werden.
Kurzfristig geplante Ausfälle haben ihre Ursachen in ungeplanten Störungen, z.B. liegengebliebene Fahrzeuge, Streckensperrungen aufgrund von Weichenstörungen oder Personen im Gleisbereich. Signalstörungen führen wegen der dann erforderlichen ‚mündlichen Fahrbefehle‘ eher ’nur‘ zu Verspätungen. Um diese aber nicht zu groß werden zu lassen, werden nachgelagert Züge teilweise früher gewendet. Solche kurzfristigen geplanten Ausfälle werden als solche in den Auskunftssystemen der Bahn vermerkt und von unserem Ausfallwarner zeitnah automatisch getwittert.
Solche Störungen werden üblicherweise über den VVS-Benachrichtigungsservice per E-Mail, den VVS Twitter-Account, die VVS-Internetseite und die VVS App gemeldet, jedoch nicht so im Detail wie der Ausfallwarner in seinen Tweets. Leider klappt das nicht immer zeitnah und zuverlässig, sowie auch nicht rund um die Uhr. Nach den uns vorliegenden Informationen erstellt der VVS selbst keine Störungsmeldungen, sondern stellt den Verkehrunternehmen nur eine Schnittstelle zur Informationsplattform zur Verfügung. Für das Eingeben der Störungsmeldungen bezüglich der S-Bahn Stuttgart ist die Deutsche Bahn als deren Betreiber selbst verantwortlich. Gemeldet werden nur gravierende Störungen, die voraussichtlich mehr als 30 Minuten andauern und daher oft auch erst ca. 30 Minuten nach dem Auftreten.
Mittelfristig geplante Ausfälle werden nach unseren Erfahrungen nur manchmal angekündigt, teilweise werden sie auch nur in den Auskunftssystemen der Bahn als Ausfall eingepflegt. Hier ein Beispiel von Mitte Oktober, das per E-Mail über den VVS-Benachrichtigungsservice verschickt wurde:
Sehr geehrter Abonnent des VVS-Benachrichtigungsservice,
es liegt eine neue Information für Sie vor:
Wegen kurzfristiger Krankmeldungen entfallen zum Bundesligaspiel VfB Stuttgart gegen FC Ingolstadt am 18.10.15:
Herrenberg ab 15:02 Uhr – Hauptbahnhof ab 15:40 Uhr – Neckarpark an 15:47 Uhr.
Herrenberg ab 15:29 Uhr – Hauptbahnhof ab 16:10 Uhr – Neckarpark an 16:17 Uhr.
Bitte benutzen Sie die S-Bahnen Herrenberg ab 14:47, 15:17, 15:47 und 16:02 Uhr. Weiterhin fährt ein Zusatzzug Schwabstraße ab 16:45 Uhr bis Neckarpark.
Zur Rückfahrt fahren um 19:27, 19:37, 19:57, 20:12 Uhr Züge der Linie S1 Richtung Hauptbahnhof – Herrenberg. Die Züge Neckarpark ab 19:47 und 19:52 Uhr entfallen.
(Stand: 16.10.2015 14:15)
Ähnliche E-Mails zu Ausfällen bei der Regionalbahn R11 (Schusterbahn) und R81 zwischen Kirchheim(Teck) und Oberlenningen (Teckbahn) folgten in den Tagen danach.
Über Tweets des Ausfallwarners von S-Bahn-Chaos wurden wir auf einige in den Auskunftssystemen der Bahn vorgemerkten Ausfälle aufmerksam, die einerseits nicht vom VVS gemeldet wurden, andererseits auch mit keiner konkreten Störung in Verbindung gebracht werden konnten. Hier als konkretes Beispiel der Ausfall von vier Verstärkerfahrten der Linie S1 zur HVZ am Nachmittag bzw. Abend:
In diesen Fällen waren als Ausfallgrund schon mehr als 24 Stunden vor der Fahrt Verzögerungen im Betriebsablauf eingegeben worden. Um was für Probleme es sich hierbei handelte konnte oder wollte mir die Bahn nicht verraten, aber vermutlich ist es ein Sammelbegriff für Gründe wie diese:
- Kein Personal z.B. wegen Krankheit
- Kein Zugmaterial z.B. wegen zu vielen defekten Zügen im Depot
Im obigen Fall teilte mir die Bahn immerhin noch mit, dass die Probleme wohl doch noch irgendwie behoben werden konnten und die Züge nun doch fahren könnten. Tatsächlich fuhren die Züge in der Realität und laut VVS-Auskunft. In den Auskunftssystemen der Bahn im Internet und der Bahn App waren die Züge aber weiterhin als Ausfall vermerkt. Einer der seltenen Fälle, bei denen die VVS-Daten aktueller waren.
FAZIT:
Es bleibt festzuhalten, dass die Bahn gelegentlich Züge ausfallen lässt, ohne dies über den VVS Benachrichtigungsservice den Fahrgästen mitzuteilen. Die Kunden haben in solchen Fällen oft auch keine Chance, die Ausfälle über die vom VVS im Internet bereitgestellten Informationskanäle mitzubekommen, weil die Daten zwischen Bahn und VVS nicht synchron sind, obwohl die Bahn selbst ihre Daten beim VVS einspeist. Sie erfahren somit in diesen Fällen erst am Bahnsteig per Durchsage die Information, dass ihr Zug nicht fährt. Der Spruch „Wir bitten um Entschuldigung“, mit dem solche Durchsagen regelmäßig enden, klingt da wie Hohn.
Was nervt am meisten – Verspätungen? Ausfälle? … nein, mangelnde Kommunikation!!!! Aber dafür müsste man ja erst ein Problembewußtsein entwickeln… seufzerle