Am Sonntag 27.12. verursachte eine Weichenstörung bei Stuttgart-Schwabstraße stundenlang Ausfälle bei der S-Bahn (wir zählten 242 Teilausfälle). Natürlich ist man nie komplett gegen Störungen gewappnet, keine Frage, aber an so einem wichtigen Punkt innerhalb des S-Bahn-Netzes dürfen Signal- und Weichenstörungen schlichtweg nicht so häufig auftreten. Das zeugt einfach vom mangelnden Willen der DB (hier der DB-Netze AG), regelmäßig und rechtzeitig vorbeugende Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Man plant zwar jetzt ein Weichen-Diagnosesystem einzuführen, das frühzeitig drohende Defekte erkennen soll. Ob es letztlich zum Erfolg führt muss man abwarten.
Bereits zwei Tage später, am Dienstag 29.12. ging es mit einem Ausfall eines Rechners weiter, der für die Filderstrecke zwischen Stuttgart-Rohr und Filderstadt zuständig ist und im Stellwerk Vaihingen untergebracht ist.
Der Rechnerausfall kündigte sich bereits ab 6 Uhr mit Verspätungen und Teilausfällen an und führte ab ca. 10 Uhr zur Vollsperrung der Strecke zwischen Rohr und Filderstadt. Die Linien S2 und S3 endeten bereits in Vaihingen und wendeten dort. Um die Filderebene und den Flughafen nicht unerreichbar zu machen, richtete die Bahn einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein.
Dazu ein Bericht in der Stuttgarter Zeitung Computer legt S-Bahn lahm.
Die Panne in dem betagten Stellwerk in Vaihingen hatte gravierende Auswirkungen, weil vor Ort kein passender Ersatzcomputer vorhanden war. „Jetzt müssen wir zuerst einmal einen neuen Rechner besorgen, und das kann dauern“, hatte ein Sprecher der Bahn kurz nach dem Totalausfall erklärt. Es sei nicht möglich, für alle Stellwerksbereiche Rechner mit der Steuerungssoftware für bestimmte Streckenabschnitte vorzuhalten, hieß es auf Nachfrage. Der Beschaffungsvorgang zog sich lange hin. Der neue Computer konnte von Technikern der Bahn erst am späten Dienstagnachmittag in das betroffene Stellwerk gebracht und neu programmiert werden.
… das betagte Stellwerk. Wo man hinguckt, ist bei der Bahn fast alles betagt oder vergammelt, angefangen von den Silberlingen bis hin zu den Bahnhöfen.
Wir sind nicht der Meinung des Bahnsprechers, dass man keinen passenden bzw. in Kürze anpassbaren Ersatzrechner vorhalten kann. 400.000 zahlende Fahrgäste täglich hätten es eigentlich verdient, dass so ein Rechnertausch oder eine Rechnerreparatur nicht ganze 12 Stunden dauert. Und was die spezifische Programmierung betrifft, das Zauberwort heißt Backup und das kann innerhalb weniger Minuten eingespielt werden. Nun, man wird uns jetzt antworten, dass jeder Rechner anders sei. Einspruch, das muss nicht sein, das gehört auch zur Systempflege, zumindest im Bereich des S-Bahn-Netzes gleiche bzw. kompatible Rechner einzusetzen.
Übrigens war laut einem Nachfolgeartikel in der Stuttgarter Zeitung von heute mit dem Titel Ausfall aller Rechner führt zu S-Bahn-Chaos sehr wohl ein Ersatzrechner vorhanden, der aber ebenfalls zumindest zunächst nicht einsatzfähig war, obwohl es sich gemäß des StZ-Artikels beim Ausfall lediglich um eine defekte Festplatte handelte, die erst recht sofort ersetzt werden kann:
Ein Bahnsprecher führte die lange Dauer der Störung auch auf die „schwierige Personalsituation zwischen den Jahren“ zurück. Außerdem sei die Störung in dem 1993 errichteten Stellwerk, als die S-Bahn zum Flughafen verlängert wurde, besonders komplex gewesen, weil auch der vorhandene Ersatzrechner versagt habe. „Dadurch fehlte die aus Sicherheitsgründen vorhandene Rückfallebene“, so der Sprecher.
Personalsituation, Komplexität, die vorhandene Rückfallebene, die aber in Realität nur optisch, jedoch nicht funktionell vorhanden war, …. Alles faule Ausreden, für wie dumm hält uns die Bahn eigentlich? Und warum lässt sich das der Aufgabenträger Verband Region Stuttgart (VRS) und der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) mit nur zaghaftem Knurren gefallen? Wer zahlt macht die Musik müsste es eigentlich heißen.
Im gleichen Artikel wird der Landesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Matthias Lieb zitiert, der der DB Netze AG ebenfalls massive Vorwürfe macht.
Die Ankündigungen der Netz AG, die Infrastruktur und Pünktlichkeit zu verbessern, hätten sich weitgehend als bloße Behauptungen erwiesen.
Eine etwas sarkastische Chronik der Ereignisse findet sich in der Waiblinger Kreiszeitung unter der Überschrift Die S-Bahnen sind pünktlich.
Aber es gibt auch Positives zu berichten:
Auf den FIS-Monitoren im Zug wurde im Wechsel zum Fahrtverlauf und der Anschlüsse an den Halten eine entsprechende Anzeige eingeblendet.
Einen Hinweis auf den eingerichteten Schienenersatzverkehr gab es leider nicht. Dabei wäre dieser bestimmt sehr hilfreich gewesen.
Positiv ist im Zuge der laufenden Umstellung der Monitoranzeigen die Anzeige der entfallenden Halte zu sehen. Großes Lob!
Noch anzumerken ist, dass die Störung kurz nach 18 Uhr endlich behoben war.