Der Schiebetritt (und das „S“) kommt zurück

Wir haben uns bereits seit Längerem gefragt, ob der Schiebetritt bei den neuen Fahrzeugen der Baureihe ET 430 überhaupt noch wiederkommt, denn es ist mittlerweile sehr ruhig um ihn geworden. Rückfragen bei Insidern nach dem Stand der Tests des neu entwickelten Schiebetritts blieben unbeantwortet oder sehr vage. Erst heute melden die Stuttgarter Nachrichten (StN) in Schiebetritt wird wieder ausgefahren (hoffentlich wird er anschließend auch wieder eingefahren!), dass es ab Montag, den 4.1.2016 so weit sei und der Schiebetritt auch im Fahrplanbetrieb getestet wird:

Seit Oktober werden die ET 430 Zug um Zug im Depot des Museums Eisenbahn-Erlebniswelt in Horb am Neckar umgebaut. Bisher sind acht von 87 fertig, bestätigt Bombardier-Sprecher Andreas Dienemann: „Das Eisenbahnbundesamt hat am 8. Dezember die Zulassung für die Fahrzeuge mit der aktuellen ­Lösung beschieden“, sagt Dienemann. ­Damit kann Bombardier die ersten Züge ins S-Bahn-Netz schicken. „Ab 4. Januar beginnt eine Testphase mit drei Fahrzeugen“, sagt der Mann aus Berlin, diese werden zu Fahrplanzeiten regulär im System unterwegs sein und von den Fahrgästen auf die Probe gestellt.

Die Umrüstung erfolgt im Depot des Museums Eisenbahn-Erlebniswelt in Horb
… so manche S-Bahnfahrt kann tatsächlich zum Erlebnis werden!

Man darf gespannt sein, ob die Wiederinbetriebnahme eine gute oder schlechte Neujahrsüberraschung wird. Allerdings darf man selbst von einem funktionierenden Schiebetritt nicht allzu viel erwarten. Er verringert zwar den Spalt zwischen Bahnsteigkante und Fahrzeug, wirkt aber insgesamt etwas wackelig, so dass man kein richtiges Vertrauen in ihn hat. Er hat außerdem den Nachteil, dass er die Einstiegshöhe gegenüber den Vorgängerzügen der Baureihen ET 420 und ET 423 um ca. 5 cm erhöht, so dass selbst bei dedizierten S-Bahn-Bahnsteigen mit 96 cm Höhe, eine für schwere Elektrorollstühle unüberwindbare Stufe entsteht. Die Folge ist, dass der Triebfahrzeugführer weiterhin manuell die Einstiegshilfe installieren muss, etwas, was man beim Aufgabenträger der S-Bahn-Stuttgart, dem Verband Region Stuttgart, u.a. durch die Bestellung der ET 430 Züge mit Schiebetritten eigentlich verhindern wollte.

Einstieg mit eingefahrenem Schiebetritt

Einstieg mit eingefahrenem Schiebetritt in Stuttgart Hauptbahnhof (tief) am Bahnsteig 101. Der Schiebetritt selbst befindet sich unter der starren gelben Schwelle hinter der silberfarbenen Klappe. 

Außerdem benötigt das Ausfahren nach dem Halt am Bahnsteig und das Einfahren vor der Weiterfahrt jeweils ca. 2 Sekunden, so dass sich die Zeit für die Türöffnung und -Schließung bei jedem Halt gegenüber jetzt um rund 4 Sekunden erhöht wird, vorausgesetzt nichts klemmt. So ist bei der längsten Linie, der S1 (Kirchheim (Teck) ↔ Herrenberg), allein dadurch mit einer Fahrtzeitverlängerung von etwa 2 min zu rechnen. Dabei zählt doch jede Sekunde!

Ebenfalls heute melden die StN im Artikel Das „S“ feiert bald Comeback, dass das „S“ bei der Ansage der Linie nach dem Start eines Zuges nach einem Halt zurückkommt und zwar soll es am Montag, den 11. Januar 2016 soweit sein:

„Jetzt werden neue Daten erstellt und diese werden dann in das System der Züge eingespielt“, so der Bahn-Sprecher. Das dauert – aber bis zum 11. Januar soll das Comeback des „S“ in den Ansagen geglückt sein.

Wir hoffen, dass im Zuge dieses Updates auch die Ansage und Anzeige der Ausstiegsrichtung korrigiert wird, die seit ebenso langer Zeit bei einigen Stationen nicht mehr stimmt.

Ein Gedanke zu „Der Schiebetritt (und das „S“) kommt zurück

  1. Harald Frank

    Interessante Textpassage:
    „Ab 4. Januar beginnt eine Testphase mit drei Fahrzeugen“, sagt der Mann aus Berlin, diese werden zu Fahrplanzeiten regulär im System unterwegs sein und von den Fahrgästen auf die Probe gestellt.

    Heißt das, dass der Fahrgast wieder mal als Versuchskanninchen herhalten soll?
    Oder vielleicht nach dem Prinzip Banane: Produkt reift beim Kunden.

    Zudem bringen diese Schiebetritte an den 75cm Bahnsteigen überhaupt nichts. Im Gegenteil, in einer Gleisüberhöhung z.B. am Bahnhof Feuerbach (Stadteinwärts), werden diese Tritte die Einstiegshöhe unnötig weiter vergrößern.

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