Da derzeit nur zwei Züge der S-Bahn Stuttgart testweise mit einem Internetzugang per WLAN ausgestattet sind, dauerte es ein paar Tage, bis wir das Angebot testen könnten. Hier nun unser erster Praxisbericht.
Technik
Die mit WLAN ausgerüsteten Wagen sind an den Türen und Fenstern auffällig gekennzeichnet. Anscheinend ist immer nur ein Wagen des Zuges mit WLAN ausgestattet. Im Zug wird der kostenlose Internetzugang per WLAN auch auf den Monitoren und in ausgelegten Flyern beworben und erklärt.
Pro S-Bahn Wagen sind zwei WLAN-Router installiert, deren Hardware vermutlich von der Firma COMPEX stammt und nach dem üblichen IEEE 802.11b/g Standard im 2,4 GHz Bereich arbeitet. Die Router sind mit LTE fähigen Mobilfunkkarten von Vodafone und T-Mobile ausgestattet, um mit beiden Providern Erfahrungen sammeln zu können. Der Internetzugang wird bereitgestellt von der hotsplots GmbH, die u.a. auch im Fernbusgeschäft tätig ist, wobei die Endgeräte im Internet mit einer IP-Adresse der Host Europe GmbH sichtbar sind.
Der WLAN-Router funkt auf Kanal 1 und baut ein Class C Netzwerk mit 254 IP-Adressen auf. Da der Router selbst auch eine Adresse benötigt, bleiben für die Endgeräte maximal 253 Adressen übrig. Meine Endgeräte haben immer IP-Adressen mit einer Endnummer zwischen 100 und 200 erhalten. Gut möglich, dass der DHCP-Server im Router nur einen Teil dieser maximalen Adressenanzahl an die Endgeräte vergibt.
Da es sich um ein unverschlüsseltes WLAN handelt, sollte man darauf achten, dass sensitive Informationen nur über verschlüsselte Verbindungen übertragen werden. Im Browser ist das gewährleistet, wenn vor der eingegeben Adresse ein https:// statt einem http:// steht. Auch viele Apps sind in der Lage übertragene Daten beim Transport zu verschlüsseln, aber dort ist die Verschlüsselung oft nicht so einfach ersichtlich.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte eine VPN-Verbindung nutzen um alle übertragenen Daten und Meta-Daten durch Verschlüsselung zu schützen.
Verbindungsaufbau
Nach der Auswahl des unverschlüsselten WLAN-Netzwerkes mit dem Netzwerknamen (SSID) S-Bahn Stuttgart erhält das Endgerät (Smartphone, Tablet oder Notebook) per DHCP eine IP-Adresse. Dieser Vorgang entspricht dem Vorgang, den man ggf. vom heimischen Internetanschluss gewohnt ist. Diese IP-Adresse ist aber im Gegensatz zu daheim nicht mehrere Tage, sondern nur 10-15 Minuten gültig. Befindet man sich dann noch im Zug, wird die Gültigkeit automatisch verlängert. Verlässt man den Zug, dann steht sie nach Ablauf der Zeitspanne für andere Fahrgäste zur Verfügung.
Anschließend wird man im Browser aufgefordert sich am Netzwerk anzumelden, d.h. die Nutzungsbedingungen zu lesen und zu akzeptieren:
Die Nutzungsbedingungen sind kurz gehalten und verständlich geschrieben. Sie liegen in mehreren Sprachen vor, können aber leider nicht vorab in Ruhe, sondern nur in den mit WLAN ausgestatteten Zügen aufgerufen und gelesen werden.
Nach dem Setzen des Hakens bei „Ich akzeptiere die Nutzungsbedinungen“ kann man durch Antippen von „kostenlos einloggen“ den Internetzugang aktivieren. Eine Registrierung und Anmeldung mit Username und Password ist nicht erforderlich, der Zugang erfolgt somit anonym.
Praktische Erfahrungen
Nach dem Einstieg in den Zug an der Station Schwabstraße hatte ich teilweise massive Probleme die Einstiegsseite mit den Nutzungsbedingungen mit dem Smartphone überhaupt aufzurufen. Eventuell lag es an den vielen Fahrgästen zur abendlichen HVZ zustiegen und so vielleicht zu einer Überlastung geführt haben.
Stadtauswärts hinter Ludwigsburg, nachdem viele Fahrgäste ausgestiegen waren, klappt die Netzwerkanmeldung und anschließend auch der Internetzugriff. Die WLAN-Signalstärke war OK bis ausgezeichnet und die Brutto WLAN-Geschwindigkeit schwankte zwischen 2 und 11 Mbps. Das klingt nach wenig, ist aber in Anbetracht der dahinterliegenden, eher langsamen Internet-Anbindung per Mobilfunk eigentlich ausreichend.
Das Laden von Internetseiten, sowie die Nutzung von Messenger-Diensten funktionierte gut, das Installieren oder Aktualisieren einer App erforderte jedoch sehr viel Geduld, weil die Übertragung langsam verlief und immer wieder stockte. Auch Youtube-Videos kann man anschauen, somit ist davon auszugehen, dass bandbreitenhungrige Streaming-Dienste, deren Nutzung schnell zu einer Netzwerküberlastung führen können, leider nicht blockiert werden.
Mit einem Windows 8.1 Netbook klappte die Nutzung des Internet-Zugangs per WLAN auf Anhieb und mit akzeptablen Ladezeiten der Webseiten. Jedoch war der Zug während des Tests relativ leer, in einem vollen Zug zur HVZ würde das sicher anders aussehen.
Das Wiederverbinden nach einer kurzzeitigen Deaktivierung des WLANs am Endgerät klappte problemlos und ohne eine erneute Netzwerkanmeldung. An einem anderen Tag bzw. in einer anderen S-Bahn erhält man aber eine andere IP-Adresse und muss dann die Netzwerkanmeldung mit Akzeptieren der Nutzungsbedingungen erneut durchlaufen, bevor man über das WLAN wieder aufs Internet zugreifen kann.
Fazit
Der erste persönliche Eindruck ist etwas besser als in unserem ersten Artikel vermutet. Der Verbindungsaufbau ist einfach und unkompliziert und die Geschwindigkeit des Internetzugangs zufriedenstellend. Dies gilt jedoch nur, wenn der Zug schwach besetzt ist und nicht gerade eine schlecht mit Mobilfunk versorgte Strecke durchfährt. Ähnliche eher gemischte Erfahrungen haben auch andere Tester gemacht:
In überfüllten Zügen in der Hauptverkehrszeit kommt die Infrastruktur anscheinend schnell an ihre Grenzen und ist dann nicht mehr nutzbar. Ob diese Überlastung eher das WLAN-Netzwerk im Zug oder die dahinterliegende Mobilfunkinfrastruktur betrifft ist nicht bekannt und für Außenstehende schwer zu überprüfen.
Nun, im Jahr 2019, sind fast alle S-Bahnzüge mit dem so genannten WLAN ausgestattet. Ich fahre täglich mit der S1 von Esslingen nach S-Vaihingen und zurück und es ist mir noch NIE gelungen, im Tunnel ins Internet zu kommen. Deshalb frage ich, was für eine Art WLAN das überhaupt ist und was man damit machen kann. Auf freier Strecke kann ich LTE nutzen, nur im Tunnel nicht. Dort kann ich aber auch nicht das S-Bahn WLAN nutzen. Ergo: Sinnlos! Nausgschmissenes Geld!
In der Tat hat die S-Bahn Stuttgart letzten Freitag verkündet, dass nun alle ihre S-Bahnzüge mit WLAN-Zugang ausgestattet sind.
Ihre Beobachtung kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen:
Dort wo man den Internet-Zugang per WLAN am dringensten brauchen könnte, nämlich im Tunnel der Stammstrecke, genau dort funktioniert er nicht. Auch die Züge nutzen einen Internetzugang per Mobilfunk und geben diesen per WLAN an die Fahrgäste weiter. Wenn dieser Internetzugang per Mobilfunk nicht oder nur schlecht funktioniert, dann kommen die Fahrgäste zwar ins WLAN, aber darüber nicht ins Internet.
Auch außerhalb der Tunnel kann eine exzessive Nutzung des WLANs in den Zügen (z.B. für Streamingdienste) zu einer Überlastung der Mobilfunkinfrastruktur und so zu einer langsameren Datenübertragung für den Einzelnen führen.
Auch ich nutze den WLAN-Zugang der S-Bahn sehr oft, kann aber nicht bestätigen, dass er unzureichend funktionieren würde. Auch im Tunnel, wo ich kein LTE-Mobilfunk-Netz habe, funktioniert das WLAN erstaunlich gut! Klar, Streaming oder der Download großer Dateien funktionieren nicht. Auch bei sehr vollen Bahnen wird das WLAN erfahrungsgemäß langsamer.
Alles in allem bin ich mit dem WLAN aber sehr zufrieden und froh, dass alle Züge umgerüstet sind.