Defekte Aufzüge sind ein Dauerärgernis

Technik kann immer mal kaputtgehen, selbstverständlich auch die Aufzüge und Rolltreppen. Wenn man darauf angewiesen ist, ist das natürlich immer ärgerlich und wenn dann auch noch die S-Bahn verspätet ist oder ausfällt, ist verständlicherweise bei den Betroffenen das Maß voll.

Aufzugschild

Warum es aber dann oft wochen-, ja sogar monatelang dauert, bis ein defekter Aufzug repariert wird, ist allerdings schwer zu verstehen. Wir wollen hier nicht von den Totalschäden reden, die es sicher auch gibt, aber relativ selten vorkommen, sondern z.B. von einer klemmenden Türe, einem defekten Sensor oder einer verschlissenen Umlenkrolle, bzw. einem Umlenkseil. Selbst im Falle von Vandalismus, bei dem z.B. die Türscheiben eingeschlagen werden, kann es schlichtweg nicht sein, dass der Austausch mehrere Wochen dauert, auch wenn das Türmaß individuell ist. Für die Aufzugsfirma ist so etwas das tägliche Brot.

Informationen über defekte Aufzüge und Rolltreppen im Bereich des VVS sind sowohl beim VVS als auch bei der SSB im Internet abrufbar. Derzeit sind auf beiden Portalen jedoch keine Rolltreppen-, sondern nur Aufzugsstörungen vermeldet. Wie aktuell diese Informationen jeweils sind, ist uns nicht bekannt, allerdings erscheint uns die Aufzugsinformation der SSB ehrlicher, weil bei identischer Störung das Datum des Störungsbeginns auf der SSB-Seite oft weiter in der Vergangenheit liegt, als bei der VVS-Seite. Auf der VVS-Seite wird bei einer Aktualisierung einer Störungsmeldung schon mal auch das Start-Datum der Störung „korrigiert“ und so dem unbedarften Leser der Eindruck vermittelt, es handele sich um eine neue Störung. Die Angaben auf der VVS-Seite werden von der DB Station & Service AG selbst eingetragen und gepflegt. Woher und auf welchem Weg die Informationen über die DB-Aufzüge an die SSB gelangen oder ob es hierfür einen festgelegten Prozess gibt, ist uns nicht bekannt.

Informationen zu Aufzugstörungen sind inkonsistent, widersprüchlich, mangelhaft

Wie unterschiedlich und teilweise widersprüchlich die auf den beiden Seiten veröffentlichten Aufzugstörungen sind, wollen wir im folgenden anhand einiger Beispiele aus den drei Wochen vom 20. Mai bis zum 10 Juni 2016 bzw. bis heute verdeutlichen:

Zuffenhausen: Personenunterführung zum Hochbahnsteig

Während auf der SSB-Seite während den 3 Wochen ständig diese Störungsmeldung zu lesen war (und Stand 15.6.2016 noch zu lesen ist),

SSB Aufzüge Zuffenhausen

tauchte auf der VVS-Seite bezüglich diesem Aufzug in Zuffenhausen erst am 23.5. eine Störungsmeldung auf und war am 27.5. schon wieder verschwunden:

VVS Aufzüge Zuffenhausen

Leonberg: Aufzüge am Bahnsteig 1 und 2

In den 3 Wochen waren die beiden Aufzüge in Leonberg auf beiden Seiten Seiten als „bis auf weiteres außer Betrieb“ gelistet, jedoch mit einem sehr unterschiedlichen Start-Datum:

VVS-Seite:

SSB-Seite:

SSB Aufzüge Leonberg

Im Juli 2015 war in den Zeitungen zu lesen, dass der Aufzug am Gleis 1 fast bis Ende des Jahres außer Betrieb sein wird, da er komplett ersetzt werden muss. Nun sind anscheinend beiden Aufzüge seit längerem außer Betrieb, wobei unklar bleibt, auf welchen Aufzug sich welches Datum bezieht.

Esslingen: Diverse Aufzüge

Die Aufzüge in Esslingen sind ein (un)schönes Beispiel dafür, wie durch Aktualisierungen der Störungsmeldung der Eindruck erweckt wird, dass die Störung erst ein paar Tage alt ist.
Während auf der SSB-Seite während den 3 Wochen ständig diese Störungsmeldung zu lesen war,

SSB Aufzüge Esslingen

veränderte sich sie Störungsmeldung auf der VVS-Seite einschließlich dem Start-Datum der Störung wie folgt gleich vier mal:

VVS Aufzüge Esslingen 1

VVS Aufzüge Esslingen 2

VVS Aufzüge Esslingen 3

Bei der Änderung der Störungsmeldung am 3.6. wurden einfach die beiden Aufzüge im Meldungstext vertauscht, bei der Änderung am 10.6. kam ein 3. defekter Aufzug hinzu. Keine dieser Änderungen rechtfertigt eine Änderung des Start-Datums der Störungen.

VVS Aufzüge Esslingen 4

Wurde der Aufzug am Bahnsteig 4 repariert?

Tamm: Aufzüge am Bahnhofsvorplatz und Bahnsteig 2

Innerhalb der beobachteten 3 Wochen kam es nur ein einziges Mal vor, dass eine Aufzugstörung auf der VVS-Seite mit einem voraussichtlichen Ende-Datum gekennzeichnet war, statt mit einem nichtssagenden „bis auf weiteres„:

VVS Aufzüge Tamm 1

Doch dieser Termin verstrich und die Störungsmeldung lautete auch am 10.6. noch

VVS Aufzüge Tamm 2

Und nun ist die Störung plötzlich erst am 13.6.2016 aufgetreten:

tamm-db2

Der SSB war diese Aufzugstörung sogar so wichtig, dass sie während des gesamten Zeitraums (und auch jetzt noch) auf der SSB-Seite gleich zweimal untereinander zu lesen war:

SSB Aufzüge Tamm

Stuttgart Hbf (tief): Aufzug am P1 in der kleinen Schalterhalle

Kurios auch folgendes Beispiel beim einzigen kleinen Aufzug direkt zwischen der S-Bahn Station Stuttgart Hbf (tief) und neben der sogenannten Kleinen Schalterhalle im Hbf (oben). Am 6.6. wurde die DB darauf hingewiesen, dass dieser Aufzug defekt ist, aber auf der VVS-Seite keine Störung vermerkt wäre. Die DB antwortete, die Störung wäre bekannt und auf der Seite des Stuttgart Hbfs auch zu sehen. Und tatsächlich, nach einigem Suchen haben wir die Störungsmeldung gefunden:

DB Aufzüge Stuttgart Hbf

Einen Tag später tauchte dieser „null-Aufzug“ unter seiner richtigen Bezeichnung mit einer Störungsmeldung auch auf der VVS-Seite auf, die am 8.6. schon wieder verschwunden war, weil der Aufzug schnell repariert wurde:

VVS Aufzüge Stuttgart Hbf

Auf die SSB-Seite hat es diese Störung nicht geschafft.

Gravierende Unterschiede bei Wartung und Reparatur abhängig vom Betreiber

Nahezu alle Aufzüge und Fahrtreppen im Bereich von Bahnhöfen und S-Bahn-Haltepunkten werden von der DB betrieben. Ausnahmen gibt es nur bei gemeinsam von Stadt (z.B. in Stuttgart die SSB) und der DB genutzten Anlagen, z.B. der Klett-Passage im Bereich Stuttgart-Hauptbahnhof, die von der SSB betrieben wird. Die Fahrtreppen von der Klett-Passage zur S-Bahn-Station Hbf (tief) werden von der DB betrieben, die restlichen Fahrtreppen von der SSB. Was die Aufzüge betrifft, gibt es im Bereich Stuttgart-Hauptbahnhof insgesamt 4 Aufzüge. Drei davon verkehren zwischen der Klettpassage, den 3 Stadtbahnbahnsteigen und der S-Bahn-Station Hbf (tief). Diese fallen in den Zuständigkeitsbereich der SSB bzw. der Stadt Stuttgart. Der verbleibende 4. Aufzug gehört der DB und fährt direkt zwischen Hbf (oben) und Hbf (tief).

Die Dauer der Reparatur im Störungsfall hängt vom Betreiber ab

Die SSB, deren Aufzüge und Fahrtreppen vom Tiefbauamt der Stadt Stuttgart überwacht und gewartet werden, ist bemüht, die Ausfallzeit so gering wie möglich zu halten und erreicht dies u.a.. durch vorbeugende Wartung und einen eigenen Reparaturtrupp.

Ganz anders bei der DB: nach dem Eingehen einer Störungsmeldung wird bestenfalls zeitnah geprüft, ob die Meldung stimmt und nicht nur der Nothalt betätigt wurde oder die Tür nur wegen eines in den Türmechanismus geratenen Fremdkörpers klemmt. Dann wird ein Zettel ‚Aufzug defekt‘ an die Tür geklebt und das war es dann vorerst. Die DB Station&Service als Betreiber der Aufzüge beauftragt die Aufzugsfirma nach der Sache zu schauen. Wenn diese feststellt, dass der Aufzug nicht sofort und mit einfachen Mitteln repariert werden kann, muss die Firma einen Kostenvoranschlag machen und erst nach dessen Genehmigung durch die DB Station&Service können die notwendigen Ersatzteile bestellt und der Aufzug repariert werden. Daher heißt es ja immer ganz lapidar: Bis auf Weiteres außer Betrieb.

Warum die DB mit der Aufzugsfirma keine Wartungsverträge abschließt, die regelmäßige Kontrollen, vorbeugende Reparaturen sowie die Forderung nach wirklich kurzfristigen Störungsbeseitigungen enthalten, ist uns vollkommen unverständlich. Natürlich ist das nicht umsonst zu haben, aber bei dem vielen Geld, das das Land und der VRS für den Nahverkehr bezahlt, kann man das einfach erwarten.

Forderungen und Ausblick

Wenn Aufzüge und Rolltreppen häufig defekt sind und zusätzlich nirgends eine wirklich verlässliche Information über den Zustand dieser Mobilitätshilfsmittel abrufbar ist, dann entwickeln sich Fahren mit Bus und Bahn für Menschen die auf Aufzüge und Rolltreppen angewiesen sind zu einem Lotterie-Spiel, bei dem man nur zu oft verliert. Insbesondere die DB Station&Service muss ihre Aufzüge und Rolltreppen besser vorbeugend warten und bei einem Defekt unbürokratischer und damit schneller reparieren lassen.

Außerdem müssen aktuelle und korrekte Informationen über den Betriebszustand aller Aufzüge und Rolltreppen im VVS-Gebiet automatisch an einer zentralen Stelle zusammengeführt und gepflegt werden. Ein wichtiger und richtiger Schritt in diese Richtung könnte das ADAM-Projekt der Deutschen Bahn werden, bei dem der Betriebszustand aller 2.100 DB-Aufzüge in Echtzeit als OpenData bereitgestellt wird. Daraus lassen sich bestimmt noch sinnvollere Anwendungen entwickeln als der DB LiftBot.

Bis dahin könnte die am 10.6.2016 veröffentlichte neue Version der „VVS Mobil“ App die Kundeninformation verbessern. Sie bietet über die neue „Kunden informieren Kunden“ Funktion den Nutzern die Möglichkeit, direkt aus der App heraus andere Nutzer und den VVS über Störungen zu informieren. Für Aufzüge und Rolltreppen gibt es eine eigene Rubrik. Wir sind sehr gespannt, wie sich diese Funktion in der Praxis bewährt.

Zum Schluss noch eine Frage

-1 für nach unten, 0 für nach oben

Warum verwendet man als Symbol für die gewünschte Fahrtrichtung eigentlich keinen Pfeil nach oben bzw. nach unten, also ↑ bzw. ↓, sondern setzt vom Benutzer Kenntnisse in höherer Mathematik voraus?

5 Gedanken zu „Defekte Aufzüge sind ein Dauerärgernis

  1. Harald Frank

    Hallo ,
    zu diesem Thema hätte ich eine kleine Geschichte:
    An meinem Heimatbahnhof war letztes Jahr ein Aufzug wochenlang außer Betrieb.
    Mehrere Anruf bei der 3-S-Zentrale ergaben die Auskunft, dass (mal wieder ) Ersatzteile fehlen sollen.
    Einmal wurde mir von einem ziemlich lustlosen Mitarbeiter erklärt, dass es auch kein Ersatzteillager gäbe.
    Auch die Frage, wie lange das jetzt noch gehen solle, konnten nicht beantwortet werden.
    Zufällig kam ich dazu, als ein Monteur diesen Aufzug dann reparierte.
    Ich sprach ihn auf diese (angeblich) fehlenden Ersatzteile an und er erzählte mir, dass es hier ein kaputter Türantrieb (über den Türen) und ein defekter Motor waren. Diese Teile lagern zeitnah greifbar in einem Werk der Aufzugsfirma auf den Fildern.
    Nach Bekanntwerden des Schadens schaut man sich diesen an, unterbreitet der Bahn ein Angebot über den Aufwand und wartet auf die Reparaturfreigabe durch die Bahn.
    Übrigens befinden sich in meinem Bahnhof VIER Aufzüge, drei davon unterstehen der DB AG, einer der Stadt. Einbaujahr des Städtischen Aufzugs 1990. Die Bahnaufzüge wurden 2011 erneuert und sind auch, wenn etwas ist, die längere Zeit im Ausfall. Offenbar liegt es am bürokratischen Ablauf im Hintergrund.

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  2. David

    Gestern wollte ich mit Kinderwagen und 2 Kindern von der Wilhelma zum Bopser fahren. Also mit der U14 zum Hauptbahnhof und weiter mit der U6.
    Leider muss man dafür am Hbf von U-Bahn-Gleis 1 zu Gleis 4 wechseln. Der dort befindliche Aufzug befördert einen aber nur nach unten zur S-Bahn. Dort angelangt mangelt es eindeutig an Schildern. Am Ende des S-Bahn-Gleises habe ich dann doch noch einen Aufzug gefunden. Dieser brachte mich allerdings nur zum Hauptbahnhof (oben). Der richtige Aufzug wäre vermutlich am anderen Gleisende gewesen.
    In der gesamten Hauptbahnhof-Eingangshalle habe ich dann keinen weiteren Aufzug mangels Beschilderung nach unten gefunden und musste dann Kinderwagen plus zwei Kinder sämtliche Treppen runtertragen bis ich wieder in der Klettpassage angekommen bin. Dort habe ich dann nach einigen Irrwegen tatsächlich noch einen Aufzug nach unten zum U-Bahn-Gleis 4 gefunden. Die Odysee hat etwa 20 Minuten gedauert.
    Ich bin überzeugt, dass es für weniger kräftige oder ortsfremde Menschen noch viel schlimmer sein muss, sich am Bahnhof zurecht zu finden. Warum kann man nicht zumindest für eine ausreichende Beschilderung sorgen?
    Als ich mich heute im Internet zu den Aufzüge informieren wollte, bin ich nur auf eine ziemlich komplizierte PDF-Karte für barrierefreie Wegeführung des Hbf gestoßen. Meiner Meinung nach völlig unbrauchbar.

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  3. Earl Y. Bird

    Der folgende Artikel der Stuttgarter Zeitung beschreibt den Fall einer jungen Mutter, die mit zwei Säuglingen, Kinderwagen und Oma zum Arzt wollte, aber unverrichteter Dinge wieder nach Hause fuhr, weil gleich 3 Aufzüge defekt waren:
    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gefangen-in-der-s-bahn-station-in-stuttgart-arzttermin-wegen-defekten-aufzugs-geplatzt.9dcea13a-54c8-4082-a3b7-e3a78ca2d084.html

    Das im Artikel erwähnte System ADAM sorgt natürlich nicht dafür, dass Aufzüge seltener ausfallen. Es sorgt lediglich dafür, dass man schneller davon erfährt. Ob sich dadurch die Ausfallzeiten der Aufzüge tatsächlich wesentlich reduzieren lassen muss die Zukunft erst noch zeigen.

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  4. Pingback: Neues von unserem S-Bahn Stuttgart Monitor | S-Bahn-Chaos in Stuttgart

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