Öffentl. Sitzung des VRS Verkehrsausschusses am 22.6.2016

In dieser Sitzung des VRS Verkehrsausschusses waren zwei Themen aus Sicht der S-Bahn besonders interessant:

  1. Einsatzplanung für die 10 neuen S-Bahnfahrzeuge
  2. Fahrplanänderungen wegen Instandhaltungsarbeiten auf der Stammstrecke

Zu den kompletten Sitzungsunterlagen mit allen Detailinformationen kommen Sie über folgenden Link. Im Folgenden wollen wir die anstehenden Änderungen vorstellen und bewerten.

Einsatzplanung für die 10 neuen S-Bahnfahrzeuge

Der Verband Region Stuttgart hat zehn weitere S-Bahnzüge der Baureihe ET 430 bestellt, die im 2. Hj 2016 nach und nach vom Hersteller Bombardier ausgeliefert werden. Diese neue Baureihe wird bei der S-Bahn Stuttgart auf den Linien S1, S2 und S3 eingesetzt. Da die neuen Fahrzeuge nur mit Zügen derselben Baureihe gekoppelt werden können, werden sie ebenfalls auf diesen Linien eingesetzt werden.

ET 430 Vollzug der S3 in Waiblingen

ET 430 Vollzug der S3 in Waiblingen

In einem ersten Schritt – voraussichtlich ab August 2016 – soll in der morgendlichen Hauptverkehrszeit (HVZ) pro Linie je ein Vollzug (2 Wagen) auf einen Langzug (3 Wagen) verlängert werden. In einem zweiten Schritt mit dem Fahrplanwechsel im Dezember findet eine solche Zugverlängerung auch in der HVZ am Nachmittag statt. Durch den Umlauf dieser Züge wird sich diese Kapazitätserhöhung auf weitere Fahrten auswirken. Sie bietet den Fahrgästen mehr Sitz- und Stehplätze und beschleunigt den Fahrgastwechsel, falls die zusätzlichen Türen auch wirklich genutzt werden. Dadurch können sich die Haltezeiten verkürzen, was sich positiv auf die Pünktlichkeit auswirkt.

Ebenfalls ab dem Fahrplanwechsel im Dezember ist der Einsatz zusätzlicher Züge für sogenannte überschlagene Wenden geplant. Hierbei stehen an den Endstationen bereits Züge für die Fahrt in Gegenrichtung bereit, die bei einer zweigleisigen Strecke auch dann pünktlich losfahren können, wenn sich die Ankunft eines Zuges durch eine Verspätung verzögert. Konkret sieht die geplante Einführung wie folgt aus:

  • Ab Dezember 2016 in Vaihingen auf den Zwischentakten der Linien S2 und S3 zu den Hauptverkehrszeiten
  • Ab Frühjahr 2017 in Schorndorf auf der Linie S2 zu den Hauptverkehrszeiten
  • Ab Frühjahr 2017 in Filderstadt auf der Linie S2 ganztägig

Insbesondere diese überschlagenen Wenden werden hoffentlich dazu führen, dass die häufigen Teilausfälle auf den Linien S2 und S3 zum Zwecke des Verspätungsabbaus zurückgehen und die Pünktlichkeit auf diesen Linien zunimmt. Dass alle diese Verbesserungen den Linien S1, S2 und S3 zugute kommen halten wir für sinnvoll, da diese Linien laut den Statistiken seit langem die unpünktlichsten Linien der S-Bahn Stuttgart sind und eine Verbesserung am dringendsten nötig haben.

Ein Wermutstropfen bei aller Freude über die zusätzlichen Züge ist, dass Bombardier bei den 10 nachbestellten Fahrzeuge mit 8,14 Millionen Euro rund 2,5 Millionen Euro mehr pro Fahrzeug verlangt als bei der ersten Bestellung der 87 Fahrzeuge. Insgesamt rund 25 Miilionen Euro, die man bei sich bei besserer Planung zumindest zum Teil hätte sparen können.

Fahrplanänderungen wegen Instandhaltungsarbeiten auf der Stammstrecke

Seit Ende 2015 fahren die S-Bahnen unter der Woche nachts eine Stunde länger und zum Jahresfahrplan 2017 wird es an den Wochenenden keinen Betriebsschluss mehr geben. Die S-Bahnen verkehren dann durchgehend bis zum Betriebsbeginn des Folgetags.

Diese erfreuliche Ausweitung des Verkehrsangebots hat aber gleichzeitig negative Auswirkungen auf die Planung und Durchführung notwendiger Instandhaltungsarbeiten an der Schieneninfrastruktur, insbesondere bei der S-Bahn-Stammstrecke. Es steht schlichtweg immer weniger Zeit für diese Arbeiten zur Verfügung.

Verkehrsdirektor Dr. Wurmthaler trug vor, dass die Deutsche Bahn ein Konzept vorgelegt habe, wie sie dieses Problem lösen möchte. Wartungsarbeiten sollen zukünftig während eines sogenannten Wartungsfensters in der Nacht von Montag auf Dienstag zwischen 22:30 Uhr und 4:30 Uhr durchgeführt werden. In diesem Zeitraum gibt es zwar keine Komplettsperrung, aber doch eine starke Reduzierung des Betriebsprogramms zwischen Stuttgart Hbf (tief) und Stuttgart-Vaihingen. Die Bahn plant rund 30 solche Wartungsfenster pro Jahr zu nutzen. Feiertage und Feste sollen hiervor ausgenommen werden. Während des Wartungsfensters am Montagabend ab 22:30 soll das folgende, eingeschränkte Betriebsprogramm gefahren werden:

S1   Herrenberg ⇔ Kirchheim (Teck)
Verkehrt zwischen Vaihingen und Stuttgart Hbf (oben) über die Gäubahn
Keine Bedienung der Stammstrecke

S3   Flughafen/Messe ⇔ Backnang
Verkehrt nur auf folgenden zwei Teilstrecken:
Flughafen/Messe ⇔ Vaihingen
Stuttgart Hbf (oben) ⇔ Backnang
Ausfall zwischen Vaihingen und Stuttgart Hbf (tief)

S4   Schwabstraße ⇔ Backnang
Verkehrt nur zwischen Stuttgart Hbf (oben) ⇔ Marbach / Backnang
Ausfall zwischen Schwabstraße und Stuttgart Hbf (tief)

S6/S60   Schwabstraße ⇔ Weil der Stadt / Böblingen
Verkehrt nur zwischen Stuttgart Hbf (oben) ⇔ Weil der Stadt / Böblingen
Ausfall zwischen Schwabstraße und Stuttgart Hbf (tief)

Auf den folgenden Linien soll es zu keinen Einschränkungen kommen:
S2   Filderstadt ⇔ Schorndorf
S5   Schwabstraße ⇔ Bietigheim-Bissingen

Im VRS-Verkehrsausschuss des Regionalparlaments wurde die Frage aufgeworfen, warum das Wartungsfenster zukünftig 6 Stunden umfassen muss, nachdem man bisher offenbar mit der nächtlichen Betriebsruhe von ca. 3,5 Stunden auskam. Die Mehrheit des Ausschusses lehnte es allerdings ab, die DB Netze zu einer detaillierteren Erklärung und Aussprache vor dem Verkehrsausschuss aufzufordern. So hatte man den Eindruck, dass einige Mitglieder des VRS-Verkehrsausschusses das Vorhaben nur zähneknirschend hingenommen haben. Sicherlich wird die DB Netze immer wieder aufgefordert, die Schieneninfrastruktur besser zu warten, um die Zahl der Infrastrukturstörungen zu reduzieren. Sie hat auch schlicht das Recht, Wartungszeiten nach ihrem (pflichtgemäßen) Ermessen zu fordern und festzulegen. Trotzdem wäre es angebracht, sich diesen doch häufigen und gravierenden Eingriff vom Urheber genauer erklären zu lassen.

Wir möchten die Prüfung anregen, ob für den eingeschränkten Betrieb während der Wartung nicht eine bessere Bedienung des Abschnitts Schwabstraße ⇔ Stuttgart-Vaihingen möglich wäre. Nach dem Konzept der Bahn wird auf diesem Abschnitt nur noch ein Drittel des üblichen Leistungsumfangs angeboten. Wäre es nicht denkbar, in dieser Zeit die S5 ausnahmsweise über die Schwabstraße hinaus bis Stuttgart-Vaihingen fahren zu lassen?

Die große Herausforderung für die Bahn und den VVS wird sein, diese unregelmäßig stattfindenden Abweichung vom normalen Fahrplan den Fahrgästen so mitzuteilen, dass diese nicht unvorbereitet davon überrascht werden.

4 Gedanken zu „Öffentl. Sitzung des VRS Verkehrsausschusses am 22.6.2016

  1. Bahnsinniger

    „Seit Ende 2016 fahren die S-Bahnen unter der Woche nachts eine Stunde länger […]“
    Da muss es wohl heißen „Ab Ende 2016“ oder „Seit Ende 2015“.

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  2. Krischan

    Die Linie S6 kann in der Hauptverkehrszeit auch mehr Wagen (Langzüge) gebrauchen! Mich enttäuscht zu lesen, dass die zusätzlichen Wagen nicht für die S6 da sind 🙁

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  3. Pingback: 35 Instandhaltungsfenster für den Stammstreckentunnel | S-Bahn-Chaos in Stuttgart

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