S-Bahn-Chaos – Renaissance

[spoiler title=’Update der Situation – klicken um zu Lesen‘ style=’default‘ collapse_link=’false‘]24.08.2022 Laut https://bahnblogstelle.com/187832/zusaetzliche-zuege-sollen-s-bahn-verkehr-in-stuttgart-entlasten/ Zwischen Hauptbahnhof und Stuttgart-Vaihingen soll ab Mittwoch alle zwei Stunden ein Zug der Baureihe 442 fahren, der sonst nicht bei der Stuttgarter S-Bahn eingesetzt wird, wie die Bahn mitteilte. Ab Donnerstag wird auf der Panoramastrecke dann auch ein Doppelstockzug eingesetzt, so dass Pendler auf ein stündliches oder teils halbstündliches Angebot zurückgreifen können.

Apropos Doppelstockzüge: Die Badische Schwarzwaldbahn ist derzeit zwischen Hausach und St. Georgen voll gesperrt. Siehe https://www.deutschebahn.com/pr-stuttgart-de/aktuell/presseinformationen/122-pm_arbeiten_schwarzwaldbahn_gehen_mit-hochdruck_weiter-8712978. Auch diese Strecke zeichnet sich wie die Panoramabahn durch sehr enge und aufeinanderfolgenden Kurven aus und führt bei den Doppelstockgarnituren zu erhöhtem Radverschleiß. Man versucht durch Schleifen und Schmieren der Schienen dem Problem Herr zu werden. [/spoiler]

Immer wieder wurden wir darauf angesprochen, ob wir nicht den sehr negativ klingenden Namen unseres Informationsportals ändern könnten, denn mittlerweile sei ja seit der Gründung unseres Portals vieles verbessert worden.

Aber das, was derzeit den Fahrgästen der S-Bahn, des Rückgrats des ÖPNV im Großraum Stuttgart zugemutet wird, kann man nur mit dem Wort Chaos beschreiben.

Für die auch für dieses Jahr während der Sommerferien beschlossene Sperrung der Stammstrecke  wurde wie im letzten Jahr festgelegt, dass einige S-Bahn-Linien über die Gäubahn-Panoramastrecke umgeleitet werden sollen. Weil die Räder der S-Bahnzüge der Baureihe 430 auf dieser Umleitungsstrecke erneut extrem stark abgenutzt wurden, musste diese Umleitung nach 19 Tagen Umleitungsbetrieb auch in diesem Jahr abrupt beendet werden.

Liegt das Problem nun an ungeeigneten Rädern dieser Baureihe oder daran, dass die kurvenreiche Panoramastrecke im Laufe der Jahre doch ziemlich ‚heruntergekommen‘ ist? Vermutlich beides!

Nach Aufarbeitung des Debakels im letzten Jahr wurde mehrfach versichert, aus dem Fiasko im letzten Jahr gelernt und durch eine regelmäßige Schmierung der Schienen an besonders kritischen Stellen für Abhilfe gesorgt zu haben und habe dies auch durch Tests bestätigt bekommen.

Neulich habe ich mich schon gewundert, dass an manchen Stellen trotz relativ langsamer Fahrt seitliche Schläge zu bemerken waren, die sich fast zu einem Rattern entwickelten. Das kann nicht gesund sein, dachte ich mir!

Nun haben wir den Salat. Nach einer Überprüfung der Räder der Fahrzeuge der BR 430 konnten zwar die meisten wieder in  Betrieb genommen werden, aber nicht auf der Panoramastrecke, die bleibt für die BR 430 vorerst tabu. D.h. bei allen Rädern wurden Abnutzungserscheinungen festgestellt.

Die Konsequenz ist, dass derzeit nur SSB-Stadtbahnen und -Busse sowie der SEV die Haltestellen der S-Bahn zwischen Stuttgart-Hbf und Österfeld anfahren können. Die S-Bahn ist im Hbf nur über Hbf oben erreichbar. Dafür wurden die Gleise 1-5 zunächst fest einzelnen Linien zugeordnet, die allerdings alle nur im Halbstundentakt fahren.

Gleis 4 war für die ‚Panoramalinien‘ von und nach Stuttgart Hbf (oben) vorgesehen, nun obsolet.

Gleis 4 obsolet

Das hat zwangsläufig auch Auswirkungen auf den Regional- und Fernverkehr auf den Gleisen 6-16 (also 11 Gleise) mit seinen teilweise riesigen Verspätungen, die nicht selten zur ‚Freude‘ der am Bahnsteig Wartenden sehr kurzfristige Gleiswechsel erfordern.

Gleichzeitig sind z.B. auch Rems- und Murr-Bahn durch Gleislagefehler, Signalstörungen, Bauarbeiten eingeschränkt, sodass weitere Einschränkungen und Verspätungen entstehen.

Und das ausgerechnet in der Zeit des 9-Euro-Tickets, das sowieso noch für ein erhöhtes Fahrgastaufkommen gesorgt hat. Dass in dieser Zeit ganze Fahrradgruppen rücksichtslos mit zig-Leuten in die S-Bahnen drängen – wie selbstverständlich auch in der Hauptverkehrszeit – erhöht das Chaos zusätzlich. Kontrollen oder Durchsagen, Fehlanzeige.

Die Wegeführung mit Leitstreifen wurde aktualisiert und gibt die aktuelle Situation wieder. Trotzdem haben Fahrgäste vom und zum Flughafen mit ihrem Gepäck ihre liebe Not, denn sie müssen zuerst zum Flughafen kommen. Ohne Umsteigen geht das derzeit nicht. 

Der eigentlich unzumutbar lange Weg zu und von Hbf (oben) von und zu der Stadtbahn, den Bussen und des SEV erhöht das Chaos zusätzlich.

An Gehbehinderte, denen schon 100 Meter mehr eine Herausforderung sein können, hat man gar nicht gedacht. Für die ist der lange Weg in die Stadt, zu den Bussen und zur Stadtbahn zum Abgewöhnen.

‚Zug fällt aus‘ lässt bei vielen – uninformierten – Fahrgästen Ratlosigkeit zurück. 

Kurzum: Murphys Gesetz ‚Lächle und sei froh, denn es könnte noch schlimmer kommen‘ hat wieder einmal zugeschlagen, denn es kam schlimmer.

Ein Gedanke zu „S-Bahn-Chaos – Renaissance

  1. Shaddy

    Nicht nur, dass man aus den Erfahrungen des letzten Jahres nichts gelernt hat, man hat Ersatzangebot, eventuell aus ein erstes 9-euro-tickets, gleich ganz auf 3 Welt-Niveau heruntergefahren.

    Im letzten Jahr hat man noch relativ kurzfristig ein pendelverkehr zwischen vaihingen und Hauptbahnhof mit Hilfe von Doppelstockzügen eingerichtet. Davon ist dieses ja nur zu träumen. Stumpf wird auf das SEV-angebot per Bus verwiesen. Eine expressverbindung Vaihingen – Hbf ist sinnigerweise nur am Wochenende vorgesehen. Unter der Woche steigen Pendler in Vaihingen aus, in einen Bus ein , der einen dann erstmal zur Universität karrt wo man, niemand weiß warum, dann in einen anderem Bus umsteigt Ortsfremde gucken sich Dort erstmal genau um, denn von Beschilderung und Hinweisen ist an der Uni Schleife wenig bis nichts zu sehen.

    In der VVS mobile (ha ha) App wird laufend der Eindruck erweckt der totalausfall der Verbindung Vaihingen -Hauptbahnhof könnte übermorgen beendet sein. Der Endtermin wird aber einfach täglich eins hochgesetzt, zusamm mit einem immer weiter ausgedünnten Fahrplan, den die „Betriebskonzept“ nennen. Auf seiner Webseite und in sozialen Netzwerken verschweigt die VVS das Thema recht konsequent
    Ich persönlich habe noch Glück, wohne in Vaihingen, muß täglich nach Feuerbach und bekomme das notgedrungen auch mit der stark überfüllten Stadtbahn irgendwie hin. Würde ich irgendwo von Richtung Filderstadt oder Herrenberg kommen und müsste weiter, würde ich wohl im Strahl kotzen.

    Das Angebotsniveaus auf das die VVS den S Bahn Verkehr inzwischen runtergefahren hat, ist imho noch nicht mal die 9 Euro wert, die man aktuell zahlt, geschweige denn irgend welche Zuschüsse von Bund und Land. Besonders nervt das informationsverhalten, wie es denn nun in den nächsten Wochen weitergehen soll und die völlige Ignoranz gegenüber ersatzlösungen die sich im Vorjahr eigentlich prima bewährt hatten.

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