Nachdem die alten S-Bahn-Züge der Baureihe 420 mittlerweile über 30 Jahre alt sind, wurde es langsam Zeit, für Ersatz zu sorgen. Die Deutsche Bahn platzierte daher im Januar 2007 eine europaweite Ausschreibung und erteilte im Mai 2009 den Auftrag zum Bau von 87 Fahrzeugen der Baureihe 430 für die S-Bahn-Stuttgart an die Firmen Bombardier und Alstom.
Die wesentlichen Vorteile der neuen Baureihe 430 sind
- Türfreier Durchgang durch eine ganze 70m-Einheit
- Klimaanlage (die BR 423 hatte allerdings auch schon eine)
- Fahrgastinformation durch Monitore und Laufschrift (die Züge der BR 423 sollen auch damit nachgerüstet werden und sind es teilweise schon)
- Energieeinsparung durch Energierückgewinnung
- Ausfahrbare Schiebetritte zur Überbrückung des unvermeidlichen Spalts zwischen Ausstieg und Bahnsteig
- Behindertengerechter
- Fahrradfreundlicher (im Gegensatz zur BR 420)
- Kameras zur Aufzeichnung eventueller Straftaten
- usw.
Die Vorteile wirken überzeugend. Allerdings ist bekanntlich meist nicht alles Gold was glänzt und wenigstens die technischen Experten bei den Entscheidungsträgern hätten sich nicht ausschließlich auf Hochglanzbroschüren und Powerpoint-Folien des Herstellers verlassen dürfen, sondern etwas genauer hinschauen müssen, denn nicht alles wurde so realisiert wie erhofft.
Nach ursprünglichen Planungen der Hersteller sollte die Baureihe 430 bis Juni 2012 eine Zulassung vom Eisenbahnbundesamt erhalten haben um so innerhalb eines Jahres sukzessive die alten Züge der BR 420 ersetzen zu können, so dass nach ursprünglicher Planung ungefähr ab Ende 2013/Anfang 2014 in Stuttgart nur noch die mittelalten BR 423 und die neuen BR 430 unterwegs sein sollten. Die Zulassung erfolgte aber erst im 1. Quartal 2013.
Am 25.04.2013 – also mittlerweile vor über 1 ½ Jahren – sind mit einer Verspätung von rund einem Jahr die ersten beiden neuen S-Bahnen der Baureihe 430 zu ihrer ersten offiziellen Fahrt von Plochingen nach Böblingen gestartet. Unter die ganz normalen Fahrgäste hatten sich stolz auch die Vertreter der DB Regio und des Verbands Region Stuttgart gemischt (die Stuttgarter Zeitung berichtete).
Als Grund für die fast einjährige Verzögerung wurde das langwierige Zulassungsverfahren ins Feld geführt. Die Hersteller hätten allerdings besser eine ausgereifte Entwicklung vorgestellt, denn bereits 2 Monate später musste die DB die Reißleine ziehen und die BR 430 zur Nachentwicklung/Umrüstung an die Hersteller zurückschicken, nachdem mehrmals Züge wegen blockierter Schiebetritte auf der Strecke liegen blieben.
Die ’schwergängigen‘ Schiebetritte wurden in der Folge deaktiviert und seit Ende 2013 wurden die bereits gelieferten Fahrzeuge zunächst wieder auf der S1, dann teilweise auf der S2, später komplett auf der S3 eingesetzt, weil auf der S3 nur ein Zugtyp eingesetzt werden kann. Inzwischen fahren S1 und S3 komplett mit der BR 430 (einige Zwischentaktzüge der S1 fahren noch mit BR 423), während auf der S2 noch sporadisch BR 420 fahren, die aber sukzessive durch neu gelieferte BR 430 ersetzt werden. Der Prozess soll bis zum Jahresende 2014 abgeschlossen sein. Dann stehen alle bestellten 87 S-Bahn-Züge (mit deaktivierten Schiebetritten) zur Verfügung.
Die S4-S6(0) fährt mittlerweile komplett mit BR 423 und teilweise auch mit BR 430,
Am 12.11.2014 – berichtete die Stuttgarter Zeitung unter dem Titel Test mit neuem Schiebetritt, dass bis zum Jahresende ein Langzug mit Testfahrern unterwegs sein soll, die die mittlerweile modifizierten Schiebetritte testen sollen. Anfang 2015 sollen Züge mit den überarbeiteten Schiebetritten auch in regulären Fahrten ausprobiert werden.
Die Erkenntnisse, die man bei den bis Ende März dauernden Tests gewinnt, will Bombardier im zweiten Quartal 2015 umsetzen. Erst wenn die Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) für das modifizierte Modell vorliegt, kann der Einbau in die 87 S-Bahnen in der Region beginnen. Diese Umrüstung dauert bei laufendem S-Bahn-Betrieb 18 Monate.
Kenner der ET-430-Baureihe bezweifeln allerdings, dass auch die veränderten Tritte wegen der zu geringen Einbauhöhe von lediglich 6 cm den großen Belastungen im harten Alltagsbetrieb standhalten.
Inzwischen wurden nach zähen Verhandlungen zwischen VRS / DB und dem Hersteller weitere 10 Züge mit den neuen Schiebetritten bestellt um erstens etwas Reserven zu bekommen und zweitens auch die geplante Verlängerung der S2 nach Neuhausen im 30-Minuten-Takt überhaupt realisieren zu können. Diese 10 Züge sind rund 40% teurer als die bereits gelieferten 87 Einheiten und außerdem trägt der VRS die Kosten für den eventuellen Ausbau der Schiebetritte aus den den 10 neuen Zügen, falls auch diese nicht funktionieren. Ein schwacher Trost, dass dann Bombardier und sein Zulieferer den Ausbau aus den bereits gelieferten 87 Einheiten selbst bezahlt (die Stuttgarter Zeitung berichtete).
Der Schiebetritt ist unserer Ansicht nach aber bei weitem nicht das einzige Problem der derzeitigen BR 430. Es gibt auch noch andere, die aber – weil meist ’nur‘ Software – vermutlich leichter zu lösen zu sind. Darüber werden wir in einem weiteren Beitrag berichten.
Zur BR 430 fallen mir spontan ein:
*PIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP* *PIEP*
Die Gedenkminute bis die Tür entriegelt ist – btw: was spricht eigentlich gegen, die bei der SSB mit der Stadtbahn eingeführten, „Memory“-Taster? Einmal drücken und der verdammte Taster merkt sich das und die Tür öffnet sobald sie darf.
Unbequemes Rückenelement der Sitze, dass im Nacken/Schulter-Bereich bzgl des Kopfelements übersteht und vermutlich erst unter eine Körpergröße von 160cm nicht stört.
„Haltestangen“ im Türbereich, die sogar das Stehen unbequem machen…
Ich freue mich jedesmal, wenn ich in eine 420 auf der S2 einsteigen darf *seufz*
Heute, am 1. regulären Arbeitstag nach den Feiertagen, und dem ersten regulären Arbeitstag mit mehr als nur einer winzigen Spur Schnee im System, zeigt sich eine weitere „kleine“ Schwäche: Die BR430 mag wohl keinen Schnee (siehe z.B. die Einträge von heute unter https://twitter.com/sbahn_chaos_de).
Im Lichte dieser Situation kann die Aktivierung der Schiebetritte im Januar uns sicher in ganz neue Dimensionen von Ausfällen und Verspätungen führen…
das ist nunmal so,das die hochmodernen computerunterstützten fahrzeuge der db schnee,kälte,frühling,sommer oder gar herbst nicht mögen. siehe ice klimaanlagenausfall,beschädigungen durch eisbruch,türstörungen der s-bahn. alle reden vom wetter,wir fürchten uns, die bahn!