… so textet die bahninterne Zeitung mit Blick auf die umfangreichen Bauarbeiten auf der Gäubahnstrecke zwischen Stuttgart-Rohr und Böblingen in diesem Sommer. Gleise samt Untergrund müssen erneuert werden und mehrere Weichen sind auszutauschen. Von 13.07. bis 15.08.2016 steht zwischen Rohr und Böblingen nur eines der beiden Gleise zur Verfügung. Daher wird es zwangsläufig Einschränkungen und Fahrplanveränderungen geben.
Auf der Distanz S-Rohr ↔ Böblingen, für die man regulär eine Fahrzeit von 7-8 Minuten benötigt, ist bei eingleisigem Betrieb ein 15-Minutentakt generell nicht möglich. Auch kann es bei den bisherigen Fahrlagen der S1 nicht bleiben, weil den Zügen während der Bauarbeiten offenbar eine längere Fahrzeit (11 statt 7-8 Minuten) gewährt werden muss. Daher muss man während des nur eingleisigen Betriebs zwischen Rohr und Böblingen sowohl die Zugfolge reduzieren, als auch die Fahrlagen verändern. Eine Verschiebung der Fahrlagen der S1 um wenige Minuten war ausgeschlossen, weil auf der Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße die hierfür nötigen Trassen durch andere S-Bahnlinien belegt sind. Und überdies gibt es noch Regionalzüge und alle zwei Stunden einen Fernzug, die auch noch einen Weg durch das Nadelöhr finden müssen.
Eine vernünftige Lösung war also ziemlich knifflig. Zwischen Rohr und Böblingen mussten für die S-Bahn neue Trassen gefunden werden, das Trassengefüge der S-Bahn auf der Stammstrecke durfte nicht verändert werden und auch die Regional- und Fernzüge mussten fahrbar bleiben. Die Bahn hat sich dafür entschieden, die Südäste der Linien S1 und S3 im Grundtakt zu tauschen. Die Lösung mag zunächst etwas verwirrend anmuten, wenn zwischen Kirchheim/Teck und Flughafen Züge mit der Liniennummer S13, zwischen Backnang und Herrenberg mit der Liniennummer S31 fahren. Aber diese abweichenden Liniennummern sind für die Unterscheidbarkeit der Züge vor allem für diejenigen hilfreich, die bei einfahrenden S-Bahnen nur auf die Liniennummer schauen und die Fahrtzielanzeige am Zug und auch die Anzeigen am Bahnsteig aus Gewohnheit nicht mehr beachten.
Die Verstärkerzüge der Linie S3 bleiben auf gewohnter Strecke Backnang – S-Vaihingen erhalten, die Verstärkerzüge der S1 allerdings nur zwischen Schwabstraße bzw. S-Vaihingen und Esslingen bzw. Plochingen, so dass zwischen Rohr und Böblingen nur halbstündlich S-Bahnen fahren. Und damit Herrenberg wenigstens über einen Teil der Bauzeit noch viertelstündlich mit S-Bahnen angefahren wird, gibt es von 13. – 29.07. während der Hauptverkehrszeit in gewohnter S1-Fahrlage einen halbstündlichen S1-Pendelverkehr zwischen Böblingen und Herrenberg.
Schließlich wird während der Sommerferien an zwei Wochenenden die Strecke Rohr – Böblingen noch komplett gesperrt sein. In dieser Zeit wird die S60 im Halbstundentakt die Verbindung (Stuttgart -) Böblingen – Herrenberg übernehmen, so dass Herrenberg mit dem Stadtgebiet Stuttgart – wenn auch mit etwas Umweg – auch während der Bauzeit per S-Bahn immer umsteigefrei verbunden bleibt.
Ein Blick über den „Tellerrand“ der S-Bahn hinaus zeigt, dass auch die Regional- und Fernzüge während der Bauzeit nicht ungeschoren davonkommen. So werden die durchgehenden Regionalzüge zwischen Eutingen und Stuttgart nicht im Stundentakt, sondern im 30-/90-Minutentakt verkehren. Dies ist in beiden Richtungen den ICs geschuldet, die zweistündlich eine der verfügbaren Trassen für RE oder IC belegen. Der heute zweistündliche Regionalzug zwischen Rottweil und Stuttgart wird auf die Relation Rottweil – Herrenberg beschränkt. In Herrenberg soll es Anschluss an die S-Bahn geben. Ob die Fahrlagen der Züge auf der Reststrecke unverändert bleiben, lässt sich noch nicht sagen, da die Kursbuchtabelle 740 für die Bauzeit im Moment (17.06.) noch nicht verfügbar ist. So gibt es zwischen Stuttgart und Rottweil mit dem RE umsteigefrei nur einen Zweistundentakt. Die zweistündlichen ICs von und nach Zürich fahren 12 bzw. 14 Minuten früher.
Die Findung und Abstimmung dieses Bauzeitfahrplans hat sicher einen großen Aufwand verursacht. Da man nicht auf Anhieb eine bessere Alternative findet, ist davon auszugehen, dass es den Planern und Disponenten ganz gut gelungen ist, das Beste aus der Situation zu machen.
Man darf allerdings nicht übersehen, dass der Bauzeitfahrplan schon störungskritische Punkte enthält. So soll die S31 in Richtung Stuttgart in Böblingen zur gleichen Zeit bereits abfahren, zu der die S31 von Stuttgart fahrplanmäßig erst ankommt. Ob das gut geht? Konkret sind ferner die Minuten 26 bis 30 und 56 bis 00 im Bereich S-Vaihingen / S-Rohr kritisch: in Richtung Stuttgart folgt der RE dem vorausfahrenden S-Bahnzug in sehr engem Abstand und könnte daher bei Rohr eine Wartezeit bekommen. Dies kann zwischen Minute 26 und 30 auch noch den Gegen-RE in Richtung Böblingen tangieren, der vom Fahrplan her dem RE nach Stuttgart nahe S-Rohr schon begegnen soll. Auch tagsüber bleiben die Minuten 26 – 30 und 56 – 00 in Richtung Stuttgart kritisch. Um die Minute 27/28 der geraden Stunden verschärft sich z. B. die Situation sogar noch, weil der IC in Richtung Zürich hinzukommt.
Bei kritischer Betrachtung muss man sicher fragen, warum die DB Netze die kritische Phase des eingleisigen Betriebs schon zwei Wochen vor der mit dem Beginn der Sommerferien einsetzenden Haupturlaubszeit beginnen musste und sie nicht komplett in die großen Ferien gelegt hat. Es ist zu befürchten, dass die S31 namentlich in der Hauptverkehrszeit zwischen S-Vaihingen und Herrenberg in beiden Richtungen überfüllt sein wird. Nach aller Erfahrung wird sie dadurch Verspätung aufbauen. So werden sich die Züge der S31 durch die enge Begegnung in Böblingen behindern und manche Verspätung in die höchst sensible Stammstrecke in Stuttgart hineintragen.
Offizielle Informationen der S-Bahn Stuttgart zur Baustelle:
Der am Ende des Beitrag verlinkte Flyer mit den Bauinformation und Fahrplanänderungen liegt an den DB-Verkaufsstellen in der Region Stuttgart (so lange der Vorrat reicht) zum mitnehmen aus.
In dem Maulwurfheft fehlen m.E. die Fahrpläne für die S 31.
In der EVA sind die Fahrpläne hinterlegt und die Übergangszeiten auf Ammertalbahn und Schönbuchbahn sind grottig lang (vielleicht wollte man es deswegen nicht kommunizieren!?)
Sie haben mit Ihrem Kommentar völlig reicht.
Die S31 wird in dem Flyer zwar erwähnt, aber ohne Fahrplan. Die S31 von Herrenberg nach Backnang verkehrt auch in der Hauptverkehrszeit (HVZ) nur alle 30 Minuten, hat also gegenüber der normalen S1 eine eingeschränkte Fahrgastkapazität. Es wird also nicht nur auf der Strecke sondern auch in den Zügen eng werden.
Die Züge der S31 fahren etwa zu den Zeiten der normalen S1-Verstärkerzüge zur HVZ. Umsteiger die in Herrenberg mit der Ammertal ankommen oder in Böblingen mit der Schönbuchbahn, haben deshalb eine zusätzliche Wartezeit von 15 Minuten pro Fahrt. Ähnliches gilt für Busse deren Fahrpläne auf die S1 ausgerichtet sind.
Dieser Umstand macht es für einige Fahrgäste interessant, auf alternative Routen auszuweichen, die aber meist duch das bestehende Monats- oder Jahresticket nicht abgedeckt sind, wie z.B. die S60 über Renningen. Auch hier macht der Flyer keine Aussage, inwieweit für die Dauer der Streckensanierung solche alternative Routen ohne Mehrkosten gefahren werden dürfen.
Thema Alternative Routen aufgrund der Baustelle:
Auf der Baustellenseite des VVS heißt es hierzu (seit 4.7.)
„Tarifliche Sonderregelungen von Mittwoch, 13. Juli bis Montag, 15. August 2016 (Betriebsbeginn) und am Wochenende 20./21. August 2016 für Fahrgäste mit Start/Ziel aus dem Einzugsgebiet entlang der Schönbuchbahn bzw. südwestlich von Böblingen (Raum Ehningen/Gärtringen/Herrenberg):
Diese Fahrgäste können mit ihren Tickets auch alternative Fahrwege ohne Aufpreis nutzen, selbst wenn diese über andere bzw. mehr Tarifzonen als üblich führen. Zudem dürfen Fahrgäste mit Tickets mit zeitlicher Einschränkung (z. B. 9-Uhr-UmweltTicket) bis zu 30 Minuten früher als üblich losfahren.“
D.h. Alle Fahrgäste die von dem eingeschränkten Fahrplanangebot auf der Strecke Herenberg-Vaihingen betroffen sind, dürfen nach Stuttgart auch die S60 über Renningen nehmen – ohne mehr dafür bezahlen zu müssen. Besonders an den Wochenenden an denen die Strecke Vaihingen-Böblingen gesperrt (30./31.7. und 20./21.8.) ist, ist die S6/60 durchaus eine Überlegung wert.
Offenbar versucht die DB die S31 auf dem Abschnitt Vaihingen-Böblingen so gut wie möglich zu entlasten und somit Verspätungen einzudämmen.
Aber Achtung!: Vom 15.-19.8. gilt die Kulanzregelung nicht – obwohl dort die S1 zwischen Schwabstraße und Herrenberg nur alle 30 Minuten fährt. In dieser Woche ist sicher (trotz Ferien) mit größeren Verspätungen zu rechnen, da laut VVS auf dem Abschnitt Rohr-Böblingen teilweise nur ein Gleis zu Verfügung steht.
Vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich habe ihn auf folgender Seite gefunden:
http://www.s-bahn-stuttgart.de/s-stuttgart/baustellen/s1_Buendel_Gaeubahn.html
Es kann sicher nicht schaden ihn ausgedruckt dabei zu haben, falls man während der Bauzeit mal auf einer solchen Alternativroute kontrolliert wird. Wir freuen uns, dass die Bahn doch noch rechtzeitig auf unsere Anregung reagiert hat und diese Sonderregelung anbietet 🙂
Leider scheint die tariflichen Sonderregelung nicht für Nutzer der S60 zwischen Renningen und Sindelfingen zu gelten, die normalerweise in Böblingen auf die S1 Richtung Stuttgart umsteigen. Ich kenne nicht wenige, die z.B. in Sindelfingen wohnen und mit der S-Bahn über Böblingen nach Stuttgart bzw. Feuerbach fahren. Für sie wäre während der Streckensanierung eine Fahrt mit der S60 über Renningen ganz klar die attraktivere Alternative, was aber aufgrund der anderen Zonen aber nicht möglich ist. Auch dies würde zu einer Entlastung der S1 beitragen.
Die Erfahrung bisher hat gezeigt, dass die Züge keineswegs überfüllt waren. Schön vor Beginn der Sommerferien starten viele in der dann noch Vorsaison in den Urlaub und der Wegfall des Schülerbeförderung hat ebenfalls zur Entlastung beigetragen!
Die PK am Mittwoch war wohl eher eine Luftnummer. Die Artikel beleuchten nur unwichtige Nebenschauplätze.
Die Kernbotschaft „Zugangebot wird halbiert und um 15 min gedreht“ fehlt leider.
Wieso gibt es sonst unfreundliche Lokführer! Wir sind heute um 16.35″mit U Bahn 3 nach Vaihingen gekommen und S 31,ist von der Nase 1min früher nach Herrenberg weggefahren, wir sitzen alle hier 30min und warten auf naechste ich will der Name von Fahrer wissen! Ich kaufe Jahreskarte seit 5,jahren.
Ich fahre jeden Morgen um 6.41 zur Hauptverkehrszeit und bisher war kein einziger Zug überfüllt. Die Sorgen und Bedenken waren also umsonst. Dafür dürfen wir uns ab Montag auf regulären Verkehr auf sicheren und neuen Gleisen freuen. Das ist doch was ……!
Lieber Stefan Baten,
gerne gebe ich Ihnen Recht, dass neue Gleise zwischen Rohr und Böblingen erfreulich sind. Nachdem wir bundesweit über einen weithin ungenügenden Zustand von Gleisen und Brücken klagen müssen, ist jeder Schritt zur Verbesserung zu begrüßen.
Es ist erfreulich, dass Sie keine überfüllten Züge angetroffen haben. Viele Berufspendler haben aber andere Erfahrungen gemacht, wie wir aus Rückmeldungen wissen. Häufiger als Überfüllung der Züge — m. W. waren auf der S31 nur Langzüge unterwegs –, war allerdings die notleidende Pünktlichkeit. Aus Gesprächen auf dem Bahnsteig mit S-Bahnreisenden erfuhr ich auch, dass im Frühverkehr es tatsächlich besser gelaufen zu sein scheint als am Nachmittag. Ihre persönliche allmorgendliche Fahrt zur Arbeit (ich vermute 6:41 Uhr ab Ehningen Richtung Stuttgart) könnte auch insofern zeitlich günstig liegen, als in der Morgenspitze zwischen ca. 6:30 und 7:15 verschiedentlich eine „Delle“ im Fahrgastaufkommen auftritt, weil die „Frühbeginner“ schon durch sind, die Schüler, Studenten und viele später mit der Arbeit Beginnende noch nicht unterwegs sind. Die zwei S31-Züge nach dem ihrigen, respektive die im Normalfahrplan üblichen S1-Züge von 7 bis nach 8 Uhr sind schon immer voll bis extrem voll.
Im Hauptverkehr am Nachmittag sah es nach Bericht vieler Reisender generell schlechter aus. Ich selber durfte erleben, dass an einem Mittwochnachmittag ab ca. 16 Uhr über 75 Minuten keine S31 nach Böblingen/Herrenberg fuhr. Auslöser war zwar eine technische Störung an anderer Stelle — leider eine fast tägliche Begebenheit, die man quasi einplanen muss –, aber es ging dadurch mit dem Bauzeitfahrplan zwischen Rohr und Herrenberg und vor allem mit der Fahrgastinformation richtig drunter und drüber und beruhigte sich erst ab 18:30 Uhr.
Für Schlussfolgerungen ist es noch zu früh, aber es zeichnet sich ab, dass sich die DB Netze wird überlegen müssen, ob man sich auf einer Strecke dieser Frequenz eine Eingleisigkeit dieser Länge leisten kann oder will. Wir werden in nächster Zeit auch im Raum Stuttgart noch weitere Fälle von Gleisbetterneuerungen bekommen.
Freundliche Grüße
K. Wößner