Vor einem Jahr hatte die S-Bahn Stuttgart bei der Pünktlichkeit große Fortschritte erzielt, was bei der damals miserablen Pünktlichkeit keine große Kunst und auch dringend geboten war. Danach nahmen die Verbesserungen langsam aber stetig wieder ab, ohne dass die absoluten Pünktlichkeitszahlen aber auch nur im geringsten die vertraglich vereinbarten Zielwerte erreicht haben. Vor 6 Monaten stagnierte die Pünktlichkeit auf dem Vorjahresniveau und ist seitdem, bis auf die kleinen Ausreißer im Mai und Juni wieder rückläufig
Das folgende Diagramm untermauert das oben beschriebene anhand eines Vergleichs der Pünktlichkeitwerte der letzten 13 Monate mit den entsprechenden Monaten des Vorjahres. Hierbei stellt ein positiver Prozentwert eine Verbesserung, ein negativer Prozentwert eine Verschlechterung der Pünktlichkeit gegenüber dem Vorjahr dar:
Die 3-Minuten-Pünktlichkeit zur Hauptverkehrszeit (HVZ), bei der vor einem Jahr noch die größten Fortschritte erzielt wurden (im Sept. 2015 +16% gegenüber Sept. 2014), ist 12 Monate später das negative Schlusslicht (im Sept. 2016 -9% gegenüber Sept. 2015). Sicher haben sich im Juli und August 2016 auch Baustellen negativ auf die Pünktlichkeit ausgewirkt, aber der September 2016 war eigentlich ein ziemlich normaler September-Monat.
Die Linien mit der neuen Baureihe 430 haben am meisten gelitten, insbesondere die S3:
Über die Gründe für diesen erneuten Negativtrend können wir nur spekulieren. Hat die Bahn in Ihren Anstrengungen nachgelassen oder werden umgesetzte Verbesserungen in einem Bereich von weiteren Verschlechterungen in anderen Bereichen mittlerweile wieder aufgefressen?
Unsere Statistiken belegen jedenfalls unübersehbar:
Das kurze Strohfeuer der Verbesserungen ist erloschen und die S-Bahn Stuttgart befindet sich unserer Meinung nach auf dem besten Weg in ein noch größeres Chaos als je zuvor. Denn zusätzlich zu den jetzt schon messbaren Verschlechterungen droht in den nächsten Jahren weiteres Ungemach, das sich negativ auf die Pünktlichkeit auswirken wird:
- Im Jahr 2017 sollen nach derzeitiger Planung die Schiebetritte an den neuen Zügen der Baureihe 430 wieder ausgefahren werden. Selbst wenn dies ohne Störungen vonstatten gehen würde, wird es trotzdem bei jedem Halt wertvolle Sekunden kosten, die sich während einer Fahrt schnell zu Minuten summieren. Störungen am Schiebetritt werden mehr oder weniger häufig zu weiteren Verspätungen führen.
- Ende September wurde von der Regionalversammlung der Region Stuttgart beschlossen, den 15-Minuten-Takt, der bislang nur morgens und nachmittags für ein paar Stunden gefahren wird, bis Ende 2020 schrittweise auf den ganzen Tag (6 – 21 Uhr) auszuweiten. Dies wird dann täglich beim Auftreten der ersten Störung den Fahrplan aus dem Takt bringen. Bei einem 15-Minuten-Takt und damit einer Zugfolge von 2,5 min auf der Stammstrecke sind keine Puffer vorhanden um dies wieder aufzufangen, so dass nur noch gezielte Fahrtausfälle bzw. vorzeitige Wenden den Betrieb stabilisieren können.