Ein Gastkommentar eines unserer Leser zum leidigen Thema Fahrgastinformation:
Am Donnerstag, 03.09.20 kamen wir um 22:06 (2 Min verspätet) aus München am Stuttgarter Hauptbahnhof an. Die S6 um 22:18 nach Korntal wäre trotzdem gut zu erreichen. Am Aufzug zur S-Bahn warteten viele Fahrräder, also gingen wir lieber durch die kleine Schalterhalle und draußen über die Treppe in die sog. Klett-Passage. An der Stele oben vor der Rolltreppe zur S-Bahn wurden alle S-Bahnen angezeigt. Etwa 22:12 wird der Bildschirm plötzlich dunkel, dann erscheint in großer Schrift: Feuerwehreinsatz in Schwabstraße, alle S-Bahnen fahren oben.
Also hasteten wir den weiten Weg zurück zum Querbahnsteig. Dort, inzwischen 22:17 stehen etliche S-Bahnen auf den Gleisen 3-6. Die Störung muss also schon länger bekannt gewesen sein, wenn man Zeit hatte, die ankommenden S-Bahnen nach oben umzuleiten. Eine S6 ist nicht zu sehen, auf der großen Anzeigetafel steht sie auch nicht. Die naheliegende Vermutung ist, die S6 wird – wie in solchen Fällen üblich – bereits in Zuffenhausen gewendet.
Wir beschließen, mit der S5 um 22:28 nach Zuffenhausen zu fahren. Etwa 22:19 fährt auf Gleis 2 ein Zug nach Rottweil. Jetzt erst sieht man, auf Gleis 1 steht auf der bisher verdeckten Anzeige „S6 nach Weil der Stadt 22:17“. Das ist zu früh, die Plan-Abfahrt wäre 22:18 gewesen, das Gleis ist leer. Ich frage bei der Auskunft an Gleis 1. Dort weiß man noch nichts und behauptet, die nächste S6 fährt 22:48 auf Gleis 102 unten.
Wir fahren also mit der S5 nach Zuffenhausen. Im Zug sagt uns ein Fahrgast: ja, da ist vorhin „da hinten“ eine S-Bahn abgefahren. Die hätten wir selbst um 22:17 noch erreichen können, wenn sie auf der großen Anzeige gestanden hätte. Alles schimpft. Ich tröste: Wartet auf S21, dann ist alles noch schlimmer.
Meine Frau weigert sich, in Zuffenhausen umzusteigen, sie hat dort schon mal eine S6 verpasst, die für unten angekündigt war, dann aber plötzlich oben fuhr und die Zeit reichte nicht für die Treppe nach oben.
Wir beschließen, es in Feuerbach mit der Stadtbahn U6 zu versuchen. In Weilimdorf fährt 22:50 ein Bus 90 nach Korntal. Zeit ist eigentlich genug trotz SEV für die U6. Auf der Anzeige in Feuerbach bleibt „S5“ ewig lange stehen, man erfährt also nicht, was nachkommt.
An der U6-Haltestelle warten viele Leute (alles S-Bahn-Gestrandete?), der SEV-Bus ist nicht da. Also doch zurück, um mit der S4 nach Zuffenhausen zu fahren. In dem Moment kommt der SEV-Bus, also versuchen wir es doch mit der U6.
Das war ein Fehler.
Es geht zwar alles schnell der Bus ist groß, alle kommen mit, aber bis zum Geiger-Platz steht der Bus an 3 Ampeln. Auch der Anschluss bei der Landauer Straße ist schnell. Ankunft in Weilimdorf 22:54, der Bus 90 ist vor 4 Minuten gefahren.
Zu Fuß waren wir 23:30 in der Wohnung. Mit dem nächsten Bus wäre es 23:37 geworden, falls 22:57 in Zuffenhausen eine S6 gefahren ist, wäre es 23:07 geworden, ebenso, wenn wir den Bus 90 erreicht hätten. Ursprünglich geplant war 22:37 also rund eine Stunde früher.
Dazu meint S-Bahn-Chaos:
Dass die Komplettsperrung der Stammstrecke nicht in Hbf(oben) durchgesagt wurde, damit die ankommenden Fahrgäste nicht den doch relativ langen Weg zur S-Bahn hätten gehen müssen und erst vor dem Abgang von der Arnulf-Klett-Passage zur S-Bahn-Station Hbf(tief) wieder nach Hbf(oben) zurückgeschickt worden wären, ist ein Ärgernis. Auch dass die dortigen Abfahrtsanzeigen und Durchsagen nicht zeitnah aktualisiert wurden, darf so eigentlich nicht vorkommen.
Vor allem die für die Information an Bahnhöfen und Bahnsteigen zuständige „DB Station&Service“ hat die Fahrgastinformation zumindest bei kurzfristigen Änderungen bis heute nicht im Griff. Auch wenn sich seitens der S-Bahn Stuttgart mit differenzierten Mitteilungen auf Twitter oder auf ihrer Website schon einiges getan hat, muss man leider festhalten, dass das Thema innerhalb des DB-Konzerns immer noch viel zu stiefmütterlich behandelt wird.
# Sorry Leute, heute lief es wirklich nicht gut. Kommt gut nach Hause und genießt den Abend.
So der Tweet der S-Bahn Stuttgart am Freitagabend (16.10.2020). Was war in der abendlichen Rushhour passiert?
Zum einen befanden sich zwischen den Stationen Schwabstraße und Vaihingen „Personen im Gleis“. Zum anderen war der Weichenabzweig in die Wendeschleife an der Station Schwabstraße zeitweise nicht befahrbar. In der Folge wurde der S-Bahn-Betrieb teilweise eingestellt. Zu allem Ungemach fielen gleichzeitig die Anzeigen und Ansagen im S-Bahntunnel aus. In der Station Universität warteten zeitweise bis zu unbedarfte 100 Fahrgäste fast eine Stunde lang auf ihre Weiterfahrt. Erst nach mehrfachen Versuchen gelang es, die 3S-Zentrale telefonisch zu erreichen. Eine Service-Mitarbeiterin beschied im barschen Kommandoton den Ausfall sämtlicher Serversysteme, bevor den Telefonhörer aufknallte.
Werter Herr Dr. Rothenstein, ist es nicht bereits grenzwertig, wie Sie mit Ihrem Missmanagement Ihre Kundschaft regelmäßig schädigen? Warum aber verhöhnen Sie Ihre Kunden dann noch per „offiziellem Twitter-Account“ mit einem flapsigen Tweed? Nahezu täglich kommt es bei der S-Bahn Stuttgart zu vermeidbaren Störungen, Verspätungen und Zugausfällen. Die Medien berichten über eine erhöhte SARS-CoV-2-Infektionsgefahr in überfüllten S-Bahn-Zügen. Es wäre an der Zeit, Herr Dr. Rothenstein, dass Sie sich bei Ihrer Kundschaft persönlich und in aller Form über die andauernden Störungen der S-Bahn Stuttgart und die Kundenferne Ihrer Mitarbeiter entschuldigen!
Ich muss leider auch immer öfter Ausfälle bei der S-Bahn feststellen. Kaum ein Tag an dem es keine Signalstörung, Weichenstörung oder ein liegen gebliebenes Fahrzeug gibt.
Auch heute prompt wieder:
„Aufgrund einer Signalstörung von Ehningen nach Böblingen verkehrt die S1 nur noch alle 30 Minuten zwischen Kirchheim (T) und Böblingen. Ab ca. 12 Uhr verkehren mehrere Busse der Fa. Schlienz als Busnotverkehr zwischen Böblingen und Herrenberg mit Halt an allen Unterwegshalten. Techniker sind bereits vor Ort, um die Störursache zu beheben. Die Dauer der Störung ist weiterhin unbekannt.“
Vor allem in den Aussenbereichen des VVS-Gebietes hat man mittlerweile ein sehr hohes Risiko von Verspätungen oder gar Ausfällen betroffen zu sein. Einen traurigen Höhepunkt durfte ich erst vor kurzem erleben, als es an einem Streiktag der SSB auch noch zu einer Signalstörung bei der S-Bahn kam.
Die Folge waren rappelvolle S-Bahnen mitten in Corona-Zeiten. In meinen Augen absolut fahrlässig so mit der Gesundheit der Menschen zu spielen!
In Echterdingen kommt ein schiefer Kran den S-Bahn-Gleisen zu nahe, weshalb die elektrische Oberleitung abgeschalten und der Zugverkehr zwischen Vaihingen und Flughafen eingestellt wird. Es gibt keine Stromtrennstelle und keine Signale, die einen elektrischen Zugbetrieb zumindest bis Leinfelden unter den Bedingungen eines Gleiswechsel erlauben würden. Die S-Bahn twittert stundenlang, es sei ein „Busnotverkehr“ zwischen Vaihingen und Filderstadt eingerichtet, mit Unterwegshalt an allen Stationen. Immerhin 2 (!) Busse trieb die Bahn für den Pendelverkehr auf. Leider vermochte niemand eine Auskunft zu geben, wo und wann die Busse abfahren. S-Bahn Stuttgart – dümmer geht‘s nimmer!