Pünktlichkeitsstatistik September 2014

Unsere – aus dem Live-Fahrplan der DB Regio ermittelten – Pünktlichkeitswerte der Stuttgarter S-Bahn-Linien haben sich iim September 2014 gegenüber dem Vormonat dramatisch verschlechtert und haben einen neuen Jahrestiefstand erreicht.

Anbei unsere Werte für die 3-Minuten-Pünktlichkeit nach den einzelnen Linien aufgeteilt, über für alle Züge der jeweiligen Linie des gesamten Monats während der jeweils gesamten Betriebszeit:

Linienvergleich der 3-Minuten-Pünktlichkeit 2014 (Januar-September)

Linienvergleich der 3-Minuten-Pünktlichkeit 2014 (Januar-September)

Alle Linien liegen mindestens 5% unter dem Zielwert von 94,5 %. Man erkennt unschwer, dass sich insbesondere die Durchmesserlinien S1-S3 ganz besonders verschlechtert haben und sehr deutlich unter dem Zielwert liegen.

Und hier die entsprechenden Werte für die 6-Minuten-Pünktlichkeit:

Linienvergleich der 6-Minuten-Pünktlichkeit 2014 (Januar-September)

Linienvergleich der 6-Minuten-Pünktlichkeit 2014 (Januar-September)

S2 und S3 erreichen nicht einmal mehr 91%, die S1 nur knapp über 92% – wohlgemerkt bei einem Zielwert von 98 %.

Hier die September-Werte der einzelnen S-Bahnlinien im Balkendiagramm, getrennt nach Gesamtzeit und HVZ:

Pünktlichkeitswerte September 2014

Pünktlichkeitswerte September 2014

Wer es lieber als Tabelle will, hier ist sie:

Linien 3-Minuten
(ganzer Tag)
6-Minuten
(ganzer Tag)
3-Minuten
(nur HVZ)
6-Minuten
(nur HVZ)
Gesamt 80,9% 93,3% 72,3% 90,9%
S1 76,8% 92,3% 68,5% 90,3%
S2 77,0% 90,4% 64,0% 85,6%
S3 74,4% 90,6% 62,3% 86,2%
S4 89,1% 96,7% 81,1% 94,4%
S5 84,4% 96,0% 77,4% 94,4%
S6 88,4% 96,0% 82,0% 95,0%
S60 88,6% 96,7% 82,6% 95,4%

HVZ = Hauptverkehrszeit (Mo.-Fr. 6:00-9:00 und 15:30-19:00, außer an Feiertagen)

Es gibt überhaupt nichts zu beschönigen. In der HVZ erreicht die S3 sage und schreibe nur noch 62,3%. Wenn es so weiter geht, müssen wir den Diagramm-Maßstab erneut nach unten ausdehnen. Über die Gründe können wir nur spekulieren, aber die bereits eingeleiteten Gesundungsmaßnahmen scheinen offensichtlich ziemlich wirkungslos geblieben zu sein. Die Initiative ‚Jede Sekunde zählt‘ scheint es jedenfalls nicht zu sein.

Die Umstellung der Linie S3 auf die neuen Züge der Baureihe 430 Mitte August hat sich jedenfalls nicht positiv, sondern eher negativ ausgewirkt. Die Linie S2 wird gerade schrittweise auf die neuen Züge umgestellt. Bei beiden Linien ist eine massive Verschlechterung zu beobachten. Die nächsten Monate müssen zeigen, ob dieser Trend anhält oder der September einfach nur ein schlechter Monat für diese Linien war.

Und heute wurde bei der Anhörung zur Planfeststellung des Abschnitts PFA1.3 allen Ernstes verkündet, dass die Stuttgarter S-Bahn einen hervorragenden Ruf besitze. Das wurde mir heute bei der Rückfahrt von Flughafen/Messe (ca. eine Dreiviertelstunde Verspätung) sogar von einer Dame aus Usbekistan bescheinigt, die die hiesigen Verhältnisse als paradiesisch bezeichnete.

HIER können Sie alle Diagramme des bisherigen Jahres 2014 auf einer Seite einsehen.

Das Jahresdiagramm einer bestimmte Linie (oder aller zusammen) erreichen Sie mit einem Klick auf den entsprechenden Link: Alle | S1 | S2 | S3 | S4 | S5 | S6 | S60.

Bekanntlich ergibt unsere Auswertung der uns aus dem Live-Fahrplan der DB zur Verfügung stehenden Daten immer etwas schlechtere prozentulale Werte als die offiziellen Werte der DB-Regio. Wie Sie aber aus dem nachfolgenden Diagramm unschwer erkennen können, stimmt die Tendenz in jedem Monat der bisherigen Monate immer.

Pünktlichkeitsvergleich DB-SBC

4 Gedanken zu „Pünktlichkeitsstatistik September 2014

  1. S1 Pendler

    Leider spiegeln die von Euch ermittelten Pünktlichkeitswerte bei weitem nicht das wahre Ausmaß der Unpünktlichkeit wieder. Wenn man wie ich die S1 täglich für den Weg zur und von der Arbeit zur gleichen Zeit nutzt, sieht das Ergebnis nochmals deutlich schlechter aus.

    Ich selbst bin im September bei insgesamt 37 Fahrten mit der S1 zwischen S-Hbf und Hulb gependelt. Die Fahrten fanden hauptsächlich in der HVZ wie folgt statt:

    12 Fahrten um 07:05 ab Hbf nach Hulb
    1 Fahrt um 07:05 ab Hbf nach Goldberg
    4 Fahrten um 07:44 ab Böblingen nach Hulb
    1 Fahrt um 07:50 ab Hbf nach Böblingen
    1 Fahrt um 08:29 ab Böblingen nach Hulb
    1 Fahrt um 09:57 ab Goldberg nach Hulb

    2 Fahrten um 15:58 ab Hulb nach Hbf
    14 Fahrten um 16:58 ab Hulb nach Hbf
    1 Fahrt um 14:28 ab Hulb nach Hbf

    Die von mir dabei gemessene Pünktlichkeit am jeweiligen Zielbahnhof:

    innerhalb der 3-Minuten-Pünktlichkeit: 21 Fahrten, entspricht 56.8%
    innerhalb der 6-Minuten-Pünktlichkeit: 30 Fahrten, entspricht 81.1%

    Eure Pünktlichkeitswerte der S1 von 68% bzw. 90% in der HVZ werden bei diesen Fahrten also noch deutlich unterschritten. Ich denke, dass dies eine Vielzahl von Fahrgästen in ähnlicher Weise trifft, da die von mir benutzten Bahnen zu den am stärksten frequentierten Zügen zählen.

    Insbesondere zeigt meine Statistik auch, dass die Fahrten abends von Hulb nach Hbf besonders stark von Verspätungen betroffen sind. So war z.B. seit 15.9., d.h. Ferienende, bis heute keine einzige meiner seitdem 9 Fahrten auf dieser Strecke innerhalb der 3-Minuten-Pünktlichkeit am Hbf.

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    1. Ulli Fetzer Beitragsautor

      Sehr geehrter S1-Pendler,

      danke für Ihre Statistik und Ihre Beobachtungen.

      Da wir die Pünktlichkeit für alle auf der Strecke befindlichen Züge einer Linie in beiden Richtungen gemeinsam darstellen, ist es ganz natürlich, dass einzelne Streckenabschnitte stärker als andere betroffen sind. So ist die Wahrscheinlichkeit von Unpünktlichkeit in der Nähe des Zielbahnhofs größer als nach der Abfahrt am Startbahnhof, da dort die aus der vorherigen Fahrt mitgebrachten Verspätungen durch die vorgesehene Pufferzeit bei der Wende zumindest etwas, wenn nicht sogar ganz abgebaut werden können.
      Ihr S-Bahn-Chaos-Team

      Antworten
  2. Am Ende des Tunnels

    Ein Aspekt, der besonders die Station Filderstadt trifft, sind neben den Verspätungen die Komplettausfälle von Verbindungen. Ich habe den Eindruck, dass die hier veröffentlichten Statistiken (die gut und wichtig sind!) das bisher nicht darstellen (können).
    Es kommt immer wieder vor, dass für die S2 kurzfristig entschieden wird, diese am Bahnhof Flughafen/Messe wenden zu lassen, womit Filderstadt dann einen Komplettausfall zu verzeichnen hat. Jenseits vom Flughafen in Richtung Stadt sieht es dann aber wieder wie eine normale Verbindung aus.

    Der zweite, wohl auch nur schwer darstellbare Aspekt sind die Anschlussverluste, sowohl im S-Bahn Bereich selbst als auch an die angrenzenden Bahnen. Die Anschlussaufnahme in Stuttgart-Rohr zwischen S2 und S1 und umgekehrt, ebenso wie die zwischen S1 und S60 in Böblingen zum Beispiel sind notorisch unzuverlässig (von Bösartigkeiten wie Anschlussverweigerung trotz Sichtkontakt, mal ganz abgesehen).
    Sowohl die Schönbuchbahn in Böblingen als auch die Ammertalbahn in Herrenberg sind aufgrund ihrer eingleisigen Streckenführung sehr stark eingeschränkt in ihrer Fähigkeit auf verspätete S-Bahnen zu warten. So werden dann aus +6 in Rohr sehr schnell mindestens +36 am Zielbahnhof.

    Vielleicht findet sich ja doch ein Weg, diesen Teil der Pünktlichkeitskatastrophe auch darzustellen.

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    1. Ulli Fetzer Beitragsautor

      Sehr geehrter sich am Ende des Tunnels befindliche,
      das von Ihnen angesprochene Problem Filderstadt ist zum größten Teil selbstgemacht. Vor der Inbetriebnahme der S60 Böblingen-Renningen und der S4 Verlängerung Marbach-Backnang wurde in Filderstadt eine sogenannte überschlagene Wende gefahren, d.h. der dort abfahrbereit wartende Zug fuhr erst ab, nachdem der nächste angekommen war. Dadurch ergab sich eine Pufferzeit von mehr als einer halben Stunde, so dass die meisten Verspätungen abgebaut werden konnten. Diese überschlagene Wende wurde mit der Inbetriebnahme der S60 und S4-Verlängerung aufgegeben, weil die dafür erforderlichen Fahrzeuge aus dem Bestand herausgepresst wurden. Für die gesamte Zugwende stehen jetzt nur noch 8 Minuten zur Verfügung, wovon der Triebwagenführer allein mindestens 3-4 Minuten benötigt um den Führerstand zu wechseln. Das heißt, dass nur noch Verspätungen von 4-5 Minuten kompensiert werden können, sonst fährt der Zug bereits bei der Abfahrt zu spät ab. Wenn es zu schlimm wird, wendet der Zug früher, z.B. am Flughafen oder bereits in Vaihingen, sonst kann die Verspätung nie abgebaut werden, da auch am anderen Streckenende (Schorndorf) nur 8 Minuten Wendezeit vorgesehen sind und beim Einfädeln in die Stammstrecke fast immer Verspätungen dazukommen.

      Es ist vollkommen klar, dass unsere Statistiken bessere Werte vortäuschen, als sie in der Wirklichkeit an manchen Stationen zu beobachten ist, einfach schon deshalb, weil unsere Datenquelle der Live-Fahrplan der DB ist, der alle irgendwo auf der Strecke befindlichen Züge ausweist und auch nicht immer Verspätungsinformationen mitführt. Ausgefallene Züge, Züge, die am Startbahnhof auf Abfahrt warten, sowie die Züge, die bereits an ihrem Zielbahnhof angekommen sind, werden nicht aufgeführt, wobei es unerheblich ist, ob es die jeweils fahrplanmäßig vorgesehenen Endpunkte sind. Aus diesen Werten berechnen wir Mittelwerte, die an manchen Stationen besser, an anderen wieder schlechter als die Wirklichkeit sind.
      Wir würden gerne die tatsächliche Situation zumindest an den Endbahnhöfen sowie einigen Stationen wie Hbf tief erfassen, da wir aber keinen Zugang zum DB-Rechner haben, ist das für uns praktisch nicht zu leisten. Aber vielleicht fällt uns ja auch noch eine Möglichkeit ein, die Statistiken zu verbessern.
      Ihr S-Bahn-Chaos-Team

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