Pünktlichkeitszahlen der DB-Regio für Dezember 2014

Heute, am 21.01.2015, also drei Wochen nach Monatsbeginn, hat die DB-Regio ihre Pünktlichkeitswerte für Dezember 2014 veröffentlicht. Das nachfolgende Statement wird zwar manchem Protagonisten gar nicht gefallen, aber es ist geradezu ein Armutszeugnis, dass die DB Regio 3 Wochen länger als das von Hobbyisten in der Freizeit betriebene Portal S-Bahn-Chaos.de benötigt, um eine nur minimalistische Statistik zu präsentieren, die im Gegensatz zu der von S-Bahn-Chaos.de bereits am 1.1.2015 präsentierten Statistik weder zwischen GVZ und HVZ, noch nach den einzelnen Linien unterscheidet.

Und wenn wir schon dabei sind: Ausgefallene Züge gehen bekanntlich nicht in die Pünktlichkeitsstatistik ein, mit der hanebüchenen Begründung, dass ein ausgefallener Zug schließlich nicht verspätet sein könne. Dabei wäre es das normalste der Welt, wenn ein ausgefallener Zug mit der Verspätung in die Statistik einginge, die dem augenblicklichen Taktabstand entspricht. Beträgt dieser 30 Minuten, ist der Zug um mindestens 30 Minuten verspätet, denn schließlich kommt z.B. der S2-Fahrgast von Stuttgart nach Winterbach erst 30 Minuten später am Ziel an, wenn er bei einer vorgezogenen Wende in Grunbach auf die nächste S2 warten muss. Spätestens dann müsste man allerdings außer der 3-, 6-, auch noch die 15- und 30 Minutenpünktlichkeit einführen.

Wie sich bereits in unserer Monatsstatistik für Dezember 2014 andeutete, ist die Pünktlichkeit zwar gegenüber dem Vormonat November 2014 – vermutlich feiertags- und urlaubsbedingt – bei der 3 Minuten-Pünktlichkeit wieder etwas gestiegen, sie ist aber schlechter als im Dezember 2013 und nur minimal besser als im Dezember 2012.

Offizielle 3-Minuten-Pünktlichkeit Januar 2012 bis Dezember2014

Offizielle 3-Minuten-Pünktlichkeit Januar 2012 bis Dezember2014

Offizielle 3-Minuten-Pünktlichkeit Januar 2012 bis Dezember2014

Offizielle 3-Minuten-Pünktlichkeit Januar 2012 bis Dezember2014

Die offiziellen Werte der für die Anschlussrelationen wichtigen 3-Minuten-Pünktlichkeit liegen bei etwa 83% (Zielwert 94,5%!), die der 6-Minuten-Pünktlichkeit bei etwa 94 % (Zielwert 98 %!).


Die Veröffentlichung der offiziellen Jahrespünktlichkeit durch die DB dauert noch. Nach den uns vorliegenden Informationen will die DB diese Daten erst beim nächsten S-Bahn-Gipfel Mitte April 2015 liefern. Wir haben uns daher die kleine Mühe gemacht, dafür die bisherigen offiziellen Monatswerte für die Gesamtverkehrszeit (GVZ) hochzurechnen. Es ist sicher schon wegen der unterschiedlichen Monatslängen nicht ganz exakt, den Durchschnitt der Monatswerte als Jahreswert anzunehmen, aber einen ersten Anhaltswert liefert diese Methode schon.

Jahrespünktlichkeit der DB 2004-2014 für die GVZ (für 2014 lediglich Prognose)

Jahrespünktlichkeit der DB 2004-2014 für die GVZ (für 2014 lediglich Prognose)

Demzufolge wäre das Jahr 2014 das bisher schlechteste Jahr seit 2004. Man sieht, es geht trotz der Pünktlichkeits- und Qualitätsoffensive 4 1 langsam aber stetig bergab mit der Pünktlichkeit, ganz im Gegensatz zum Vortrag von Hans-Albrecht Krause, Sprecher der Geschäftsleitung S-Bahn Stuttgart beim letzten S-Bahn-Gipfel am 25. Juni 2014, bei dem er von einer Umkehrung des negativen Trends sprach (Folien 29 und 30 der verlinkten PDF-Datei).

Schlimmer noch: Da die Halbjahreszahlen in 2014 in der Tat besser waren als in 2013 (dem Halbjahr mit der missglückten Einführung der neuen Baureihe 430 mit klemmendem Schiebetritt), und die prognostizierten Jahreszahlen 2014 schlechter als 2013, muss das 2. Halbjahr 2014 richtig schlecht gelaufen sein. Zur Erinnerung: Die Baureihe 430 mit deaktiviertem Schiebetritt wurde im April bei der S1, im August bei der S3 und bis zum Jahresende bei der S2 eingeführt.


Noch nie waren so viele Fahrgäste so unpünktlich unterwegs wie im Jahr 2014

„Die S-Bahn ist weiterhin das Sorgenkind des ÖPNV“, so Andreas Kegreiß vom Regionalverband Pro Bahn. Zwar steigen die Nutzerzahlen immer noch, doch Umsteigeverbindungen seien nicht mehr in gebotener Qualität möglich.

Da das Stuttgarter System von Anfang an auf Kante genäht ist (Herr Freitag von der DB sagt selbst, dass er von knappen Anschlüsse der Nebenbahnen wie in Herrenberg zur Ammertalbahn von Anfang an abgeraten hätte), sind Vergleiche zu anderen Systemen in Deutschland nicht zielführend, wenn damit lediglich die unbefriedigende Situation beschwichtigt werden soll.

Da Gelder für einen Ausbau und die Ermöglichung eines Zeitpuffers beim Umsteigen fehlen, sind die Umsteiger besonders betroffen. Beim S-Bahn Gipfel wurde eine neue Buskonzeption vorgestellt, bei der im 6 Minuten Verspätungsfall immer noch 66% der Anschlüsse erreicht werden. Umgesetzt wurde nichts. Auch am neuen ZOB in Esslingen sind die Anschlüsse wieder knapp gehalten.

Es ist ein unzumutbarer Zustand. Unerklärlich bleibt, warum die Preise immer weiter angehoben werden, es keine Erstattung für besonders betroffene Fahrgäste gibt und warum die Maßnahmen nicht endlich greifen.

Die S-Bahn ist nun mal das Rückgrat des ÖPNV und es muss alles getan werden, die Situation in und um Stuttgart zu verbessern. Wie sagte Herr Dr. Steinborn von der TU Dresden immer wieder bei der Erörterung zum S21-Flughafenabschnitt? „Wir wollen doch besser werden!“. Mit der aktuellen Tendenz sieht es aber nicht so aus.

Ein Gedanke zu „Pünktlichkeitszahlen der DB-Regio für Dezember 2014

  1. Daniel S

    Das Dumme an den verpassten Anschlüssen zu den Nebenbahnen und den Bussen: Exakt 30 min später gibt es die nächste Fahrtmöglichkeit, sodass man nicht über die zeitliche Erstattungsgrenze bei Zeittickets gelangt.

    Erstattet werden Beträge für alternative Fahrtmittel erst ab einer verspäteten Ankunft von mehr als 30 min.

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