Gibt es 2016 Änderungen bei der S-Bahn-Linienführung?

Bei S-Bahn-Chaos.de sind schon vermehrt Anfragen angekommen, ob und was für Änderungen es in der Linienführung der Stuttgarter S-Bahn 2016 geben wird bzw. geben könnte. Wir stellen daher nachfolgend beispielhaft die Frage eines Lesers und unsere Antwort dazu dar:

Anfrage Bernd S. vom 10.05.2016:

Sehr geehrte Damen und Herren,

haben Sie Informationen zu einem Wechsel der Endhaltestellen der
S-Bahn-Linien im Laufe des Jahres?
S1-S3 nur noch bis Schwabstraße,
S4-S6 dann bis Flughafen, Filderstadt bzw. Herrenberg?
Welche Vorteile soll das haben?
Gruß Bernd S.

Unsere Antwort dazu vom 10.05.2016:

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich kann Ihnen dazu Folgendes antworten:
Ich vermute, Ihre Frage bezieht sich eigentlich auf eine im Sommer anstehende Baumaßnahme auf der Gäubahnstrecke Rohr – Herrenberg, die den Fahrplan beeinträchtigt:
Vom 13.07. – 15.08.2016 werden die S1 und die S3 auf deren Südast ausgetauscht, weil in diesem Zeitraum zwischen Rohr und Böblingen eingleisig gefahren werden muss und sich die planmäßigen Fahrlagen der S1 mit dem Gegenverkehr kreuzen würden. Dies kann man zusammengefasst aus einer Erklärung der Deutschen Bahn im Rahmen der Fahrplankonferenz 2016 im vergangenen Monat ableiten. Unter folgendem Link sind nähere Angaben zu finden: https://www.s-bahn-stuttgart.de/s-stuttgart/baustellen/s1_Vorankuendigung_Buendel_Gaeubahn.html
(leider nicht mehr online)

Die Änderung der S-Bahnlinien, so wie Sie sie ansprechen, ist allerdings schon seit geraumer Zeit auch im Gespräch und zwar unter dem Begriff „Linientausch“ . Er sieht in der Tat vor, dass die S1 – S3 nur noch bis Schwabstraße fahren und die S4 – S6 die südlichen Außenäste von der S1 – S3 übernehmen bzw. befahren würden. Eine konkrete Planung hierfür gibt es aber nicht, im Gegenteil, der Verband Region Stuttgart lehnt diesen Linientausch bisher deutlich ab. Mit der Stuttgart 21-Planung gewann der Linientausch aber stark an Aufmerksamkeit, insbesondere im Zusammenhang mit dem sogenannten S-Bahn-Notfallkonzept für den Fall, dass die innerstädtische Stuttgarter S-Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße („Stammstrecke“) bzw. Universität gesperrt ist. Leider kommt das viel öfter vor als uns allen lieb ist. Und die Verbindung der S-Bahn auf die Fildern und ins Gäu ist mittlerweile so eminent wichtig, dass man sich zwangsläufig Notfallkonzepte zurecht legen muss.

Wenn heute die Stammstrecke gesperrt ist, endet die S3 regelmäßig in Bad Cannstatt, die Züge der S1 und S2 fahren in den heutigen Hauptbahnhof ein, wenden und fahren von dort über die Gäubahn-„Panoramastrecke“ ohne Probleme bis nach Stuttgart-Vaihingen und weiter. Die aktuelle S21-Planung lässt dies aber nicht mehr zu. Eine Verbindung zwischen dem neuen Tiefbahnhof und der bestehenden Gäubahn-Panoramastrecke ist dort nicht vorgesehen bzw. wird vehement abgelehnt. Damit hätten die S1 und die S2 (auch die S3) keine Chance mehr, auf die Panoramastrecke zu gelangen, denn dazu müssten sie zunächst in der neuen Station Mittnachtstraße und kurz darauf ein zweites Mal im Bahnhof Feuerbach wenden („Kopf machen“), was im praktischen Betrieb völlig illusorisch wäre. Wenn dagegen nach einem Linientausch die S4 – S6 nach S-Vaihingen und weiter fahren würden, könnten sie bei Sperrung der Stammstrecke im Bereich der Löwentorbrücke ziemlich leicht auf die Panoramastrecke gelangen und die Ausweichstrecke über den ehemaligen Westbahnhof nach S-Vaihingen nehmen und würden sogar fast 10 Minuten früher dort eintreffen als auf dem Weg durch die Stadt. Auf weitere Details sei hier verzichtet.

Meine persönliche Meinung zum Linientausch:
Bei unveränderter Umsetzung der aktuellen S21-Planung wird es nicht mehr die Frage sein, ob der Linientausch Vorteile hat. Die Frage wird sich dahin umkehren, ob der Linientausch denn so gravierende Nachteile hat, dass man ihn nicht umsetzen kann. Auch der Regionalverband wird m. E. dem Linientausch wohl oder übel zustimmen müssen, wenn er ein praktikables Notfallkonzept auf die Beine stellen möchte. Die Alternative, zukünftig den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof als Ausweichstrecke für die S-Bahn zu nutzen, sollte man ganz schnell vergessen. Man müsste dort sonst während der 15-Minuten-Taktzeit der S-Bahn – immerhin ca. 7 Stunden pro Werktag – mit dem Zusammenbruch des gesamten Bahnverkehrs rechnen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wößner

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