Wir haben vor kurzem über die von Stuttgart 21 wegen Umbaus im Flughafen-Terminalbahnhof ins Auge gefasste Totalsperrung der S-Bahnstrecke Echterdingen ↔ Bernhausen berichtet.
Darin haben wir heftig gezweifelt, ob diese Sperrung wirklich notwendig ist. Nachdem es mit Umbauten oder Anbauten an bestehende Tunnel – auch im Projekt Stuttgart 21 – durchaus Erfahrungen gibt, haben wir dazu nachgefragt. So hatte es beim vergleichbaren Umbau des Stadtbahntunnels unter der Heilbronner Straße beim Hauptbahnhof keine monatelange Sperrung gegeben. Auch bei der Verlegung des Stadtbahntunnels unter der Willy-Brandt-Straße wird es dies nicht geben. Beim „Hineinhören“ in die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die die Umbauten unter der Heilbronner Straße und Willy-Brandt-Straße verantworten, erfährt man dazu etwas.
Offiziell äußern sich die SSB natürlich nicht, war doch ihr vor kurzem ausgeschiedener oberster Chef ein vorbehaltloser Befürworter von Stuttgart 21. Hinter vorgehaltener Hand wird aber Unverständnis geäußert, warum die Bahn meint, für den seitlichen Anbau an einen bestehenden, intakten Tunnel eine wichtige S-Bahnstrecke für ein Jahr und möglicherweise mehr komplett sperren zu müssen. Wenn auch noch Zweifel gesät werden, ob mit einem Anbau eine hinreichende Bauqualität zu erreichen sei, schlägt das Unverständnis gar in Verärgerung um. Man könne ja mal in Augenschein nehmen, wie es unter der Heilbronner Straße gemacht wurde und wie es unter der Willy-Brandt-Straße aktuell gemacht wird, und ob man dort nicht ausreichende Bauqualität feststellen könne bzw. befürchten müsse.
Aus unserer Sicht bleibt es dabei:
Eine Totalsperrung der S-Bahn zwischen Echterdingen und Bernhausen, auch zwischen einer Interims-Endstation Messe West und Bernhausen wäre unverhältnismäßig, nach aller Erfahrung in ihrer Dauer nicht verlässlich und einseitig auf gewisse Vorteile beim Bauen bzw. der Bauzeit ausgerichtet. Der S21-Abschnittsleiter Matthias Breidenstein wirbt in der neuesten Ausgabe des Stuttgart 21-Projektmagazins „Bezug“ um Vertrauen auf die Verlässlichkeit der 12- bis 14-monatigen Totalsperrung beim Flughafen. Wer aber soll nach all den Erfahrungen mit Terminen bei Stuttgart 21 dieses Vertrauen noch haben? Bauzeit einsparen zu können, wäre sicherlich nicht schlecht. Aber würde dies eine derart gravierende, lange dauernde und großräumige Störung des öffentlichen Verkehrs rechtfertigen, während wir diesen genau dort dringend zu verbessern suchen?
Wer meint, mit einer zum Flughafen verlängerten Stadtbahnlinie U6 und einer zusätzlichen Tangentiallinie U17 die Erreichbarkeit von Filderstadt, Flughafen und der Messe sicherstellen zu können, unterschätzt die verkehrlichen Wirkungen einer Totalsperrung der S-Bahn gewaltig. Auch das Argument, die Zufahrt der Gäubahn zum Hauptbahnhof sei nur kürzere Zeit unterbrochen, wenn deren Führung über den Flughafen durch die Bauzeiteinsparung früher möglich sei, taugt nicht als Begründung. Denn die Unterbrechung müsste überhaupt nicht sein. Wir werden uns dazu demnächst in einem Beitrag äußern.
Wir glauben nicht, dass bei der Alternative ohne Totalsperrung die notwendigen kurzzeitigen Sperrungen oder Ersatzverkehre nicht vernünftig planbar oder völlig unterschiedlich wären, und halten die Darstellung der Nachteile für völlig überzeichnet. Wir werden dran bleiben und versuchen, die Begründungen zu erhalten, die vorgeblich die Entscheidung zu Gunsten einer Totalsperrung untermauern bzw. rechtfertigen, und sie dann aus unserer Sicht bewerten.