Ende der Streckensperrung zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt

In der Nacht zum Samstag, den 29.07.2023 soll die 11-wöchige Streckensperrung für den Schienenverkehr laut DB AG zwischen den Bahnhöfen Waiblingen und Bad Cannstatt zu Ende sein. Danach schließt sich unmittelbar die Stammstreckensperrung 2023 an. Das heißt für die S-Bahn weiterhin: nur 30 min Takt, auch in den Hauptverkehrszeiten.

Wir haben bewusst darauf verzichtet, während der Streckensperrung Beiträge oder Kommentare zu veröffentlichen, obwohl uns manches unter den Nägeln brannte. Hier hat insbesondere der Zeitungsverlag Waiblingen immer wieder kritisch von den negativen Beobachtungen der Reisenden berichtet.

Der Hammer: der VVS hat bereits am Mi, 26.7. bei einer Störung der Stadtbahnstrecke zwischen Bad Cannstatt und Fellbach empfohlen, in Fellbach auf die S2 oder S3 umzusteigen. Leider fuhren die S-Bahnen während der Zeit der Streckenvollsperrung zwischen Waiblingen überhaupt nicht und solche womöglich automatischen Textbausteine aus ‚Normalzeiten‘ sollten im Interesse einer zuverlässigen Information der Fahrgäste unbedingt vermieden werden.

Ein Reisendenlenker hat mir gestern ein ‚Herzchen‘ der S-Bahn-Stuttgart resp. der DB überreicht, mit dem sich die S-Bahn bei allen bedankt.

Wir sagen Danke fürs Durchhalten

Scan des Herzchens, Vorderseite

Wir sagen Danke fürs Durchhalten. Freitag, 28. Juli ab 11 Uhr am Bahnhof Waiblingen.

DANKE FAHRGÄSTE, DANKE ORGANISATOREN, DANKE BUSFAHRER, DANKE REISENDENLENKER, DANKE TRIEBFAHRZEUGFÜHRER, DANKE SICHERHEITSDIENSTE, DANKE AN ALLE!

Unser Kommentar aus Waiblinger Sicht weiter unten…

Scan des Herzchens, Rückseite – incl. der Sponsoren.

Am Samstagmorgen, 29. Juli endet die Streckensperrung zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen. Wir bedanken uns bei allen Fahrgästen, die in den letzten 11 Wochen durchgehalten haben und bei allen Mitarbeitenden, die für den Ersatzverkehr im Einsatz waren.

Als Dankeschön gibt es am Freitag, 28. Juli, ab 11 Uhr am Grillstand der S-Bahn Stuttgart am Bahnhof Waiblingen 1.852 kostenlose Rote – für jede Stunde der Sperrung eine Wurst.


Kommentar des Beitragsautors dazu:

Eine nette Geste wie auch schon der Kaffee, Müsli-Riegel und Obst in der ersten Woche der Streckensperrung für Fahrgäste und Mitarbeitende, was ebenfalls die S-Bahn-Stuttgart organisierte.

Trotzdem, es ist nach wie vor unklar, wo die von der DB genannnten insgesamt 1.200 km Kabel unter den Gleisen verlegt wurden, bestimmt nicht zwischen der Abzweigung der Remsbahn am Ostkopf des Bahnhofs Cannstatt und erst recht nicht zwischen Nürnberger Straße und Waiblingen. Dagegen ist im Bahnhof Cannstatt einiges geschehen, die Gleise 4-7 waren voll gesperrt. Es wurden u.a. Bahnsteige verlängert, neue Schienen im Ostkopf verlegt und Oberleitungsmasten sowie die Oberleitung erneuert. Was für die Digitalisierung gemacht wurde ist aus Außensicht des Betrachters nicht wirklich ersichtlich. Am Ostende des verlängerten Bahnsteigs für Gleis 4 und 5 wurde ein neues Betonhäuschen gestellt, das könnte die Behausung für einen sog. Gleisfeldkonzentrator (GFK) sein.

Ostkopf Bad Cannstatt

Wegen der Sperrung der Gleise 4-7 in Cannstatt konnten einige Züge Stuttgart Hbf nicht mehr anfahren, sondern wurden über die Schusterbahn über Kornwestheim an Stuttgart Hbf vorbeigeleitet. Seit einiger Zeit fahren aber Güterzüge und selbst Fernzüge über die IR-Kurve zwischen Untertürkheim und Nürnberger Straße und weiter über Waiblingen. Eine Vollsperrung sieht anders aus!

Beim Dank an die Mitarbeitenden muss man stark differenzieren. Die DB PSU hat es zwar geschafft, ausreichend Busse für den SEV Waiblingen-Stuttgart in ganz Deutschland aufzutreiben, aber sonst war es mit der Organisation nicht weit her. Es wurde mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Kein Wunder, wenn ohne ausreichende Vorplanung mit der Brechstange gearbeitet wird.

So fehlte z.B. eine Art ‚Einsatzleitung‘ und eine Kommunikation zwischen dieser und den Busfahrern und vice versa. Denn wenn z. B. der Kappelbergtunnel wegen Unfall gesperrt ist, kann es nicht sein, dass die Busse trotzdem den Kappelbergtunnel befahren wollen und dann halt u.U. mehr als eine Stunde für die Strecke brauchen.

Die Busfahrer, die oft der deutschen Sprache nicht mächtig waren, wurden nicht für die Strecke vorbereitet. So kam es vor, dass sie die Strecke zum ersten Mal befuhren, und zwar allein ohne einen Lotsen. So habe ich es selbst erlebt, dass ein Fahrer eines Express-SEV von Stuttgart Hbf nach Waiblingen an der vorgesehenen B14-Ausfahrt vorbeifuhr und erst in Beutelsbach auf der B29 nach Protesten einiger verwunderter Fahrgäste realisierte, dass irgendetwas nicht stimmte, dann wendete und zurückfuhr. Fahrtdauer ebenfalls über 1 Stunde.

Die Reisendenlenker beantworteten zwar einfache Fragen der Fahrgäste, z. B. ‚Wo ist der Bahnhof?‘ oder ‚Wo geht es nach Stuttgart?‘, haben aber nur die Abfahrt der Busse an deren jeweiliger Haltestelle organisiert. Sie arbeiten/arbeiteten zwar im Auftrag der Deutschen Bahn, ich möchte aber nicht wissen, welcher Seelenverkäufer sie rekrutiert hat.

Bei der Ankunft in Waiblingen hielten die Busse zum Aussteigen oft am unteren Ende der eigens eingerichteten Busspur an der Dammstraße, also maximal weit entfernt vom Bahnhof. Die Fahrgäste mussten dann mit Koffer zum Bahnhof hetzen, um die Abfahrt des nächsten Zuges nach Backnang oder Schorndorf nicht zu verpassen und dann eine halbe Stunde warten zu müssen.

Positiv fand ich die Flexibilität des RELEX-Busses X20 (Waiblingen ZOB – Esslingen ZOB). Erstens wurde seine Kapazität durch einen weiteren gleichzeitig fahrenden Bus verdoppelt und zweitens wurde in Rommelshausen-Bahnhof eine weitere Haltestelle eingerichtet, sodass die Fahrgäste von und nach Schorndorf dort einsteigen konnten, wenn die Fahrplanlage der S-Bahnen Richtung Schondorf (S2) nicht mit der des X20 zusammen passte, was z.B. bei der X20-Fahrt von Esslingen nach Waiblingen der Fall ist. In Waiblingen angekommen wäre ihnen die S2 vor der Nase weggefahren und sie hätten eine halbe Stunde auf die nächste warten müssen.

Am negativsten sind mir die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste aufgefallen. Sie standen oft zuhauf herum, haben geraucht oder miteinander palavert. Wenn sie z. B. von einem ortsfremden Fahrgast des SEV gefragt wurden: ‚Wo geht es zum Bahnhof?‘, dann war die Antwort: da müssen sie die mit der orangen Weste fragen (die Reisendenlenker), wir können ihnen das nicht sagen. Das habe ich selbst gehört!

Immerhin wurde den Triebfahrzeugführen die  lange Pause zwischen Ankunft und Abfahrt der pendelnden S-Bahnen als Arbeitszeit angerechnet, obwohl die Pause länger als die Fahrtzeit zwischen Schorndorf bzw. Backnang und Waiblingen war. Sicherlich ein Erfolg des Betriebsrates und der Gewerkschaften EVG und GdL.

5 Gedanken zu „Ende der Streckensperrung zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt

  1. Dieter Reicherter

    Ich vermisse die Erwähnung der Umleitung von Regionalzügen der Murrbahn von Backnang über Marbach nach Stuttgart Hbf. Da hat leider gar nichts geklappt. Die Verspätungen liegen meistens bei 20 Minuten und noch mehr, die Durchsagen und Anzeigen am Bahnhof Backnang und in den Zügen fehlen meistens oder sind falsch. Oft fallen Züge ganz aus. Laufend kommt es zum Gleiswechsel der Züge Richtung Stuttgart von Gleis 3 nach Gleis 2 ohne jeglichen Hinweis, weil auf Gleis 3 der Gegenzug Richtung Murrhardt einfährt. Bei praktisch jeder Fahrt musste ich Reisende, einmal eine Gruppe von ca. 20 Personen, davon abhalten, in den falschen Zug (also nach Murrhardt statt Stuttgart) einzusteigen.
    Ferner fehlt auch die Erwähnung der Sperrung der S4 zwischen Backnang und Marbach. Die Fahrten mit dem SEV waren katastrophal (übrigens gab es in Backnang und Marbach auch keine Reisendenlenker): oft keinerlei Anzeigen am Bus, keine Anzeige oder Durchsage der Haltestellen im Bus, Fahrer ohne Deutschkenntnisse, gefährliche Situationen im Begegnungsverkehr, insbesondere in den engen Ortsdurchfahrten. Ich begreife nicht, wie eine Straßenverkehrsbehörde so etwas genehmigen konnte.

    Antworten
    1. Sebastian

      Das Problem zwischen Marbach und Backnang war und ist die lange Langsamfahrstelle seit Ende Juni, zwischen Kirchberg und Backnang darf nur 40 gefahren werden. Laut bkz soll die Reparatur erst im September erfolgen.

      Die S-Bahnen sollen ja alle 30 Minuten in Kirchberg kreuzen. Im Moment brauchen die Bahnen aber mehr als 30 Minuten für den Weg hin und zurück plus Wende, daher schaukeln sich die Verspätungen im Moment auf, die Züge sind alle in Backnang 5-15 Minuten zu spät.

      Ab und zu wird der Halt Burgstall dann ausgelassen damit man dort kreuzen kann (am Nebengleis ohne Bahnsteig) und die Verspätung wieder etwas reduziert. Dies passiert leider spontan und unkalkulierbar. Hier müsste eigentlich ein ehrlicher Notfahrplan erstellt werden. Stattdessen mogelt man sich durch.

      Bei den Regios kam noch dazu dass man durch die Baustelle in Oppenweiler dort nicht kreuzen konnte und damit nicht flexibel auf Verspätungen reagieren konnte.

      Antworten
    2. Bertram

      Ja, die Situation mit den Regios in Marbach war auch mehr als unzufriedenstellend. Beim Fernwanderweg am Hbf hätte es sich angeboten, mit dem Regio nach Hbf (oben) zu fahren, wenn man mit einem der REs oder ICEs weiterreisen möchte.

      Hier passierte es regelmäßig, dass der RB mit Abfahrtszeit um :50 von der auf Gleis 2 schon bereitstehenden S-Bahn mit Abfahrt :55 blockiert wurde und wenige Minuten vor Einfahrt kurzfristig auf Gleis 1 umgeleitet wurde. Als hätte man das nicht früher gewusst… wenn man dann noch im Rollstuhl sitzt und der Aufzug am anderen Ende der Unterführung defekt ist, kann man nur hoffen, schnell genug wieder zurück zu sein, um doch noch die S-Bahn zu erwischen. Völlig inakzeptabel.

      Antworten
  2. Halbling

    Was mir in diesem Zusammenhang auch sehr negativ auffiel war die Organisation des Ersatzbusses zwischen Bad Cannstatt und Mettingen (als Ersatz für die Ausfälle der S1 in Neckapark, Obertürkheim, …)

    Hier schien man die Busfahrer machen lassen was sie wollen. DIe angegebenen Abfahrszeiten waren eher als Orientierung gedacht und es kam regelmäßig vor dass bei einem eigentlichen 10min Takt bis zu 20min auf den Bus gewartet werden musste.

    Zugegebenermaßen, der Bus wurde wenig genutzt. Anstatt aber etwas zu gegen die Unzuverlässigkeit zu unternehmen wurde in Bad Cannstatt nur handschriftlich folgendes auf die Fahrplantafel geschrieben: „Bus fährt unregelmäßig“

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich berichten, dass ich nach einigen (mehr oder weniger erfolgreichen) Versuchen mit den Bussen zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt zu fahren irgendwann dazu übergegangen bin mit dem Auto bis nach Bad Cannstatt zu fahren und von dort den restlichen Weg nach Stuttgart per S-Bahn fort zu setzen.

    Antworten
  3. Andreas Sonnleitner

    Was ist eigentlich bei der S-Bahn los?
    „Uns ist bewusst, dass aktuell viele unserer Fahrgäste unzufrieden mit der S-Bahn sind“ leitet ein Folder ein, der gegenwärtig in den Stuttgarter S-Bahn-Zügen ausliegt. „Hier findet ihr alles, was die S-Bahn derzeit bewegt.“ Falsch, möchte man meinen, viel aufschlussreicher wäre doch, was die Fahrgäste bewegt… Als Ursache für ihre Verspätungen und Ausfälle nennt die S-Bahn Stuttgart eine überaltete Infrastruktur, störanfällige Fahrzeuge, Fachkräftemangel und einen hohen Krankenstand. Diese vielfältigen technischen und personellen Probleme soll die ETCS-Digitalisierung des Stuttgarter Schienennetzes lösen. Prinzip Hoffnung. Was wäre, wenn die Wunderwaffe „Digitalisierung“ die vielfältigen Probleme gar nicht zu lösen vermag, wie viele Fachleute anmerken? Bau, Betrieb und Instandhaltung von Infrastruktur sowie Fahrzeugeinsatz sind originäre Aufgaben eines Schienenverkehrsunternehmens. Wenn die S-Bahn-Stuttgart diese Aufgaben nicht bewältigt, sollte sie kein Mitleid erheischen, sondern über ein Sanierungsprogramm nachdenken. Allerdings wäre es unfair, die Verantwortlichkeit für den desolaten S-Bahn-Betrieb allein bei der DB zu suchen. Vielmehr ist dies ein Ergebnis der verfehlten Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte, die in der ineffektiven Ressourcenallokation für das Städtebauprojekt „Stuttgart 21“ gipfelt. Insofern ist es nur konsequent, dass die argumentativ verblendeten Bürger nun die Konsequenzen ihrer (verkehrs-) politischen „Legitmation“ tragen. Die DB versüßt ihren Schmerz immerhin mit kostenlosen Brezeln und Müsliriegeln.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert