Die erste Woche mit Testfahrten von S-Bahnzügen des Modells ET 430 mit überarbeitetem Schiebetritt ist vorüber. Zeit zu berichten und eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Aktuell sind 3 Züge mit aktiven neuen Schiebetritten auf der Linie S1 unterwegs, die Wahrscheinlichkeit auf einen zu treffen ist somit nicht sehr hoch. Nach unseren Erfahrungen haben diese Züge einen runden, blauen Aufkleber auf der Frontscheibe, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist. In den sonst unbesetzten Fahrerkabinen der hinteren Wagen saß zumindest im beobachteten Zug je ein Mitarbeiter, wohl um bei Problemen schnell eingreifen zu können.
Spätestens nach dem Halt des Zuges bemerkt man, dass sich etwas verändert hat. Wenn die Türen piepsen und die Türtaster blinken, hört man nun zusätzlich das Surren der Elektromotoren, die die Schiebetritte ausfahren. Drückt man währenddessen schon auf den blinkenden Taster, dann öffnet sich nicht wie bisher die Tür, sondern sie bleibt mindestens so lange verschlossen, bis der Schiebetritt in seine Endposition ausgefahren ist.
So wie im folgenden Video geht es deshalb gerade vielen Fahrgästen, die mehrfach auf den Taster drücken, bis die Tür endlich aufgeht:
Der neue Schiebetritt sieht eigentlich aus wie der Alte, die Neuerungen betreffen wohl eher die im Boden verborgene Mechanik, Elektronik und vor allem die Software. Sobald die Türen piepsen und die Türtaster blinken, fahren die Schiebetritte aus und anschließend wieder ein Stück zurück. Erst danach lassen sich die Türen öffnen. Das Ausfahren der Schiebetritte vor dem Öffnen der Türen benötigt wesentlich mehr Zeit (ca. 3 Sekunden) als das Einfahren nach dem Schließen der Türen (< 1 Sekunde). Der Vorgang des Öffnens ist im folgenden Video zu sehen:
Im Vergleich dazu das wesentlich schnellere Öffnen einer Tür mit deaktiviertem Schiebetritt:
Somit dauert jeder Halt, bei dem mindestens eine Tür geöffnet wird, durch das Aus- und Einfahren des Schiebetrittes ca. 4 Sekunden länger als bisher. Dies summiert sich bei der S1, der längsten Linie der S-Bahn Stuttgart mit Ihren 29 Haltepunkten, auf insgesamt rund 2 Minuten. Das hört sich nicht nach viel an, könnte aber im Einzelfall darüber entscheiden, ob man einen Anschluss-Zug oder -Bus noch erreicht oder nicht.
Bei der S-Bahn Stuttgart zählt schließlich jede Sekunde.
In dem Wagen in dem ich mitfuhr war eine Tür defekt. Ob der Schiebetritt schuld an der Türstörung war ist leider nicht bekannt. Jedenfalls war die Tür außer Betrieb und der Schiebetritt blieb an dieser Tür immer eingefahren.
Immerhin blieb bislang kein Zug wegen der neuen Schiebetritte längere Zeit liegen und blockierte die Strecke. Hoffen wir im Interesse der S-Bahn Kunden, dass dies so bleibt.
Die Schiebetritte sind im Alltag für die wenigsten Fahrgäste von großem Nutzen, eher im Gegenteil, das Öffnen dauert gefühlt eine Ewigkeit…
Ein Schiebetritte für Rollstühle an den jeweils ersten/letzten Tür eines S-Bahnzuges, wo auch der Rollstuhlplatz ist, wäre meiner Meinung nach, die sinnvollere Variante. Durch die Schiebetritte ist der S-Bahnfahrzeugboden unnötig hoch, auch wenn es nur 5cm sind. Oft habe schon stolpern Leute beim einsteigen gesehen. Frankfurt war schlauer und hat auf den zeitraubenden Technik-Schnikschnack verzichtet und die dortigen ET430 ohne Schiebetritte mit normaler Flurhöhe bestellt. Damit hätte man sich von vornherein auch hier viel Ärger und Geld bei der Bestellung der Neufahrzeuge sparen können.
Von dem schrecklichen Türfindesignal, welches bei jedem Halt ertönt fange ich gar nicht erst an. (Und ja, es ist EU-Vorschift für Neufahrzeuge aber, die Frequenz hat Spielräume. Andere neue Züge haben angenehmere Tonlagen.)
Weiterhin trotzdem allen eine Gute Fahrt.
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