Droht in Stuttgart der S-Bahn Kollaps?

Implodiert die Stuttgarter S-Bahn? Diese kritische und auch bange Frage stellte die renommierte Fachzeitschrift „Eisenbahn-Revue International“ vor gut zehn Jahren in einem Artikel in ihrer Ausgabe 6/2013. Kernaussagen des Artikels waren, dass die Stuttgarter S-Bahn mit steigenden Fahrgastzahlen an ihre Kapazitätsgrenzen stößt und dass Probleme mit neuen Zügen und Netzerweiterungen zu längeren Haltezeiten und mehr Verspätungen führen. Im Artikel wurde davor gewarnt, dass der Bau von Stuttgart 21 voraussichtlich zu weiterem Chaos und längeren Umsteigewegen führen wird. Trotz zunehmender Verspätungen und absehbarem Chaos hatte der Verband Region Stuttgart (VRS), selbst mehrheitlich glühender Verfechter von Stuttgart 21, damals kein Machtwort gegenüber der DB gesprochen, sondern sie gewähren lassen.

Diesen Artikel nahmen wir seinerzeit zum Anlass, die Informationsplattform S-Bahn-Chaos.de zu gründen. Einige Zeit später waren die Fahrzeugprobleme mit den Schiebetritten der damals noch neuen Baureihe 430 behoben und bei jährlichen Konferenzen, den sogenannten S-Bahn Gipfeln, wurden weitere Verbesserungen in Aussicht gestellt.

Damals wurden wir gefragt, ob es nun nicht an der Zeit wäre, den Namen S-Bahn-Chaos abzulegen und uns entweder umzubenennen oder gleich ganz aufzulösen. Wir haben das damals abgelehnt und der weitere Verlauf der Geschichte sollte uns recht geben. Denn bald darauf ging es mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der S-Bahn Stuttgart wieder bergab. Nur das Corona-Virus und die damit verbundenen Einschränkungen sorgten zwischenzeitlich noch einmal für eine Verschnaufpause. Das vergangene Jahr 2023 war dann schließlich das mit großem Abstand unpünktlichste Jahr der S-Bahn Stuttgart, wie die offiziellen Zahlen der DB Regio jetzt belegen.

Pünktlichkeitsverlauf S-Bahn Stuttgart 2013-2023 (Gleitender 12-Monate-Mittelwert)

Pünktlichkeitsverlauf S-Bahn Stuttgart 2013-2023 (Gleitender 12-Monate-Mittelwert)

Jeder Punkt der Kurven steht für die durchschnittliche Pünktlichkeit der vorherigen 12 Monate, also eines kompletten Jahres, deshalb bilden die Kurven die Entwicklung der Pünktlichkeit über die Zeit sehr gut ab. Man sieht auf den ersten Blick, dass die Pünktlichkeit jetzt viel schlechter ist als noch als vor 10 Jahren, als wir bereits vom Chaos bei der S-Bahn Stuttgart sprachen. Heutzutage wären die Fahrgäste vielleicht mit der damaligen Pünktlichkeit zufrieden. Von den definierten Zielwerten – die übrigens wohl niemals erreicht wurden – ist die Pünktlichkeit der S-Bahn Stuttgart inzwischen extrem weit entfernt.

Pünktlichkeits-Heatmap der S-Bahn Stuttgart 2013-2023

Pünktlichkeits-Heatmap der S-Bahn Stuttgart 2012-2023

Das Heatmap-Diagramm zeigt ebenfalls anschaulich, wie sich die Pünktlichkeit über die Zeit verschlechterte. Grün steht für vergleichsweise gute Pünktlichkeitswerte, rot für miserable Pünktlichkeit und gelb für die Werte dazwischen. Nach dem Chaos der Jahre 2012–2014, folgte eine leichte Erholung, bevor es wieder schlechter wurde. Die Auswirkungen der Corona-Einschränkungen kaschierten den weiteren Niedergang nochmals, bevor es nun zum regelrechten Absturz der Pünktlichkeitswerte kam.

Interessant ist auch ein Vergleich der Monate über die Jahre hinweg. Hier sticht nur der August positiv hervor, vermutlich wegen weniger Fahrgästen (Sommerferien/Urlaubszeit). Schlusslichter sind regelmäßig Oktober und November.

Bei der aktuellen Situation nur von Chaos zu sprechen, halte ich eher für verharmlosend. Steht die S-Bahn Stuttgart kurz vor dem anhaltenden Kollaps, nachdem sie diesen Zustand 2023 schon vielfach tageweise erreicht hat? Die Stuttgarter Zeitung zählt mittlerweile schon die Chaostage (Tage, an denen im Schnitt mindestens 20 % der S-Bahnzüge mit einer Verspätung von mindestens 6 Minuten unterwegs sind) und diese haben im Laufe des Jahres 2023 massiv zugenommen.

Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 hat die S-Bahn Stuttgart ihren Fahrplan ausgedünnt, hiervon betroffen sind die Randzeiten am Abend und am Wochenende. Die Bahn begründet diesen Schritt mit einem temporären Personal- und Fahrzeugmangel, sie muss nämlich schrittweise die neue europäische Leit- und Sicherheitstechnik ETCS (European Train Control System) in die Züge einbauen lassen und gleichzeitig das verantwortliche Personal auf ETCS schulen. Dieses Vorgehen ist richtig, weil es geeignet ist, die Zuverlässigkeit des S-Bahnverkehrs insoweit zu verbessern, als Züge nicht mehr komplett ausfallen müssen. Zur Verbesserung der Pünktlichkeit kann es vermutlich noch nicht viel beitragen.

Wenn wir die aktuell und in naher Zukunft häufig tageweise oder wochenweise verfügten Streckensperrungen und Verkehrseinschränkungen betrachten, bleibt die Hoffnung auf Verbesserungen bei der S-Bahn leider ziemlich gedämpft. Umso mehr müssen jetzt alle Aktivitäten kompromisslos darauf ausgerichtet werden, die Pünktlichkeit und auch die Zuverlässigkeit der S-Bahn Stuttgart wieder auf ein für die Fahrgäste akzeptables Niveau zu bringen.

Der Verband Region Stuttgart (VRS) muss alle anderen Aktivitäten (Taktverdichtungen, Linienverlängerungen, Ausbaupläne) hinten anstellen, bis dieses Ziel erreicht ist. Eventuelle Leistungszuwächse, die sich durch die Einführung von ETCS hoffentlich ergeben werden, müssen zunächst ausschließlich für die Stabilisierung des Betriebs verwendet werden.

14 Gedanken zu „Droht in Stuttgart der S-Bahn Kollaps?

  1. Karl Ranspacher

    Der Spiegel berichtete jüngst über die Misere bei der Deutschen Bahn: 2024 soll die Pünktlichkeit gemäß einer internen Unterlage 71,5% betragen. Im Jahr 2028 hofft man bahn-intern auf 74,5%. Die politisch geforderten 80% Pünktlichkeit sind jedoch unerreichbar bis 2030. Im Ausland schaut man recht mitleidig auf Deutschland. „Die Deutsche Bahn ist mit den einfachsten Aufgaben des täglichen Betriebs überfordert“, sagt ein ranghoher europäischer Eisenbahnfunktionär. „Man ist eindeutig nicht mehr in der Lage, einen regelmäßigen Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Kultur des Bahnbetriebs ist in Gänze zerstört worden“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Nur – wer nimmt Manager und Politiker für diese Misere in die Haftung?

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  2. Sabine Stiller

    Der aktuelle S-Bahn-Ersatzverkehr auf den Fildern illustriert den desolaten Zustand der Deutschen Bahn: Die zumeist alten, überregional herbeigeschafften Busse verfügen zu etwa 80 Prozent über keine adäquate Zielanzeige. Mehr noch verfügen ihre Fahrer über keine hinreichenden Orts- und Sprachkenntnisse. So biegt mancher Bus irrtümlich in eine Wohnstraße ab, aus der er sich anschließend mit Mühe zu befreien hat. In der Oberaicher Ortsdurchfahrt wird der Begegnungsverkehr zuweilen zum Glücksspiel. Manch SUV-Fahrer sieht sich gezwungen, sein Fahrzeug zeitaufwändig zurückzusetzen, manche Mülltonne wird vom Gelenkbus touchiert. (Die Stadt Leinfelden-Echterdingen ist nicht in der Lage, hier ein temporäres Parkverbot auszusprechen.) Dass Fahrzeiten angesichts derartiger Engstellen nicht einzuhalten sind, versteht sich von selbst. Dass mach ortsunkundiger Fahrer die Haltestellen durchfährt und keine Kundeninformationen geben kann, ist weniger akzeptabel. Die Bus-Fahrzeiten aus Filderstadt haben sich gegenüber dem S-Bahn-Plan verdoppelt. Die desolate Situation führt dazu, dass Kunden den Ersatzverkehr meiden. Große Gelenkbusse befördern häufig nur 5 bis 10 Fahrgäste, abends sind sie zumeist leer unterwegs. Wenn sich weder Bahnmanager/-mitarbeiter noch Kunden mit dem Unternehmen Deutsche Bahn identifizieren, beschleunigt sich der Abwärtstrend. Angesichts des anhaltenden Missmanagements wäre S-Bahn-Geschäftsführer Dr. Dirk Rothenstein gut beraten, seinen Platz zu räumen, um weiteren Schaden von der S-Bahn Stuttgart abzuwenden.

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    1. David S.

      Nicht nur der S-Bahn-Ersatzverkehr auf den Fildern zeugt von einem totalen Chaos. Auch der SEV1 fällt dadurch auf, das der Fahrplan und die Realität rein gar nichts miteinander zu tun haben. Häufig habe ich schon über 10 Minuten auf einen Bus gewartet, ohne das einer kommt (trotz 5 Minuten Taktung). Aber die Ursache ist nicht nur der Verkehr oder Behinderung der Busse, schon in Vaihingen fahren stehen Busse (teils auch Abends) schon seit vielen Minuten und fahren irgendwann los, nur nicht zu der Zeit die im Fahrplan steht. Dagegen ist der 82er aus Vaihingen nahezu immer bis auch 1-2 Minuten pünktlich. Bekannte haben auch schon berichtet eine halbe Stunde vergebens auf den SEV1 zu warten.

      In Richtung Herrenberg fallen auch häufiger Kurse aus oder haben Verspätung durch komische Routen, insbesondere der RE14 Ersatzverkehr (für den fairerweise nicht die S-Bahn verantwortlich ist) ist mir schon negativ aufgefallen, bei dem teilweise die Autobahn nur zwischen Goldberg und Vaihingen verwendet wurde, ohne das auf den restlichen Abschnitten der A81 Stau herscht (dadurch dann 10 Minuten Verspätung).

      Auf dem Papier ist das SEV Angebot gar nicht so schlecht (zumindest angesichts der Umstände), aber da keine Echtzeitinformation existiert und der Fahrplan eher wenig mit der Realität zu tun hat ist er kaum verwendbar und wird vermieden wenn es nur geht. Natürlich hilft die temporäre Bushaltestelle Vaihingen (Ost) auch nicht, mit langen Fußwegen und einer deutlichen Fahrzeitverlängerung über den normalen Busbahnhof hinaus. Die Busse sind merklich leerer im Vergleich zum letzten Sommer.

      Wenn zukünftige, noch viel kurzfristigere, Sperrungen ähnliche schlechte SEV Angebote in der Ausführung zur Folge haben kann ich nur hoffen das Stuttgart 21 um ein paar Jahre verschoben wird und dadurch langfristigere Baustellenplanung mit weniger Vollsperrungen möglich wird. Oder man dadurch durchgängig SEV hat (mit dementsprechend sukzessiv geplanten Baustellen), mit einer lokalen Busflotte und Unternehmer, welche dann auch Verspätungsinformationen verwenden können.

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  3. Ulli Fetzer

    Was den SEV betrifft wurde in der Verkehrsauschuss-Sitzung des Verbands am 24.01.2024 von einem der Fraktions-Teilnehmer berichtet, dass die Fahrer des SEV Herrenberg <->Vaihingen in einer 16 h-Schicht eingeteilt seien und die Bezahlung von der erreichten Pünktlichkeit abhänge.
    Das wurde zur Kenntnis genommen, aber offiziell nicht weiter kommentiert…

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  4. Hans Jörg Knapp

    Die Pünktlichkeits-Statistik ist noch geschönt, weil ausgefallene Züge nicht mitgezählt werden.
    Für den Fahrgast wirkt aber ein ausgefallener Zug genauso wie eine Verspätung in der Größe des Takt-Abstands.
    Das ist derzeit (Streik) evtl. 1 Stunde!

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  5. Lars Bauer

    Nach 14-tägiger Unterbrechung auf den Fildern heute das Warten auf die 7-Uhr-S-Bahn. 5 Minuten Verspätung werden angekündigt, dann 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten, 50 Minuten. Gegen 8 Uhr schließlich die Lautsprecherdurchsage, dass die S-Bahn wegen einer Weichenstörung komplett ausfällt. Ebenso der Folgezug. Auch in Gegenrichtung kein Zugverkehr. Super, so sieht moderner Nahverkehr in der High-Tech-Region Stuttgart aus!

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  6. Patrick

    Auch die Linien nach Backnang mit der S3 und S4 sind meist die ersten Linien, die bei irgendwelchen Problemen reduziert, verkürzt oder direkt eingestellt werden. Oftmals mit der Konsequenz, dass es mal wieder keinen Anschluss auf den Busverkehr gibt. Was bei der steigenden Unpünktlichkeit ebenso nicht berücksichtigt wird ist die steigende fahrplanmäßige Fahrtdauer der S3. Kam diese laut Fahrplan vor einigen Jahren noch zur Minute ’15 und ’45 in Backnang an, so ist diese mittlerweile schon um drei Minuten verlängert bei ’18 und ’48 angelangt und trotzdem steigen die Verspätungen immer weiter.

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  7. Wolfgang

    Ich verstehe langsam die (Bahn-)Welt nicht mehr.
    Seit Wochen, ja eigentlich eher Monaten ist bei der S-Bahn Stuttgart an allen möglichen Ecken Ersatzverkehr angesagt. Mal ist die Stammstrecke durch den Tunnel gesperrt, mal die Verbindung von Vaihingen nach Filderstadt, dann Vaihingen nach Böblingen, zu anderen Zeiten ist in Ehningen Schluss usw. und manchmal alles fast gleichzeitig!
    Und jetzt muss ich mit Erstaunen feststellen, dass fast den ganzen März schon wieder die Verbindung von Vaihingen nach Böblingen gesperrt ist und es schon wieder Ersatzverkehr mit ewig langen extra Wegen gibt?
    Was wird denn die ganze Zeit von der Bahn überhaupt gemacht bzw. gebaut ?
    Und das Ganze bezeichnet die Bahn auch noch „eine starke Baustellenkommunikation“.
    Unglaublich! Und dies alles ist alles notwendig wegen dem digitalen Knoten?
    Warum muss man dafür die Schienen in Vaihingen und Rohr austauschen?
    Sorry, ich verstehe das wirklich nicht. Kann mir das jemand erklären?

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  8. Dirk

    SEV auf den Fildern: Die Bahn hat zwar ein paar weitere Haltestellenschilder aufgestellt, aber der Fahrplan ist nach wie vor Makulatur: Einmal fällt der Nachtbus Ruppmannstraße ab 23:05 Uhr komplett aus. Ein anderes Mal wartet man in Rohr 25 min, bis ein SEV-Bus kommt. Dabei verspricht der Fahrplan einen 10-min-Takt. Anschließend kommen drei Busse in unmittelbarer Folge. Am Straßenverkehr, auf dem sich nicht zuletzt wegen des SSB-Streiks lange Blechschlangen wälzen, kann es also nicht liegen. 45 min Fahr- und Umstiegszeit von Vaihingen-Nord nach Leinfelden sind schlichtweg unakzeptabel. Der Bahn spart an qualifiziertem Personal, das den SEV vor Ort koordinert und für Anliegen der Kunden zur Verfügung steht.

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  9. Lars Bauer

    Nach 10 Tagen Komplettsperrung fährt die S-Bahn zwischen Rohr und Filderstadt wieder! Heute morgen zwischen 7 und 8 Uhr hatten 3 Züge bis zu 18 Minuten Verspätung, 2 Züge fielen komplett aus. In der App allerdings kein rechtzeitiger Hinweis darauf. Irgendwie ist der Wurm drin. Vor der Sperrung waren Bauarbeiter bis spät in der Nacht dabei, Kabelschächte zu verlegen. Ständig hupte die Rottenwarnanlage. Während der Totalsperrung hingegen kein erkennbarer Baufortschritt, wo doch der Gleisbauzug schon in Rohr aktiv war. Warum dann die Sperrung?

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  10. Andreas Umkert

    Was mir deutlich auffällt: Die Qualität der Durchführung der Ersatzverkehre an allen Orten des S-Bahn Netzes nimmt stetig ab. Ganz zu schweigen von der im Vorfeld „starken Baustellenkommunikation“. Während der langen Sperrung zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen letzten Jahres war der mediale und dadurch öffentliche Blick zwecks Gelingen der Durchführung der Ersatzleistungen so groß, dass die Bahn liefern musste, um S21 zu retten. Wie gut war die Taktung der Busse, wie hat man sich bedankt und entschuldigt, wie hat man Personal rekrutiert und Schilder aufgestellt. Ein Luxus-Ersatzverkehr, wenn man die Ersatzverkehre der Monate danach erlebt hat.

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    1. Wolfgang Strodel

      Ja, von Luxus-Ersatzverkehr kann man wahrlich nicht reden.
      Ich durfte jetzt wochenlang (schon wieder und neben anderen Ersatzverkehren!) den Ersatzverkehr für die S1 von Stuttgart-Vaihingen nach Herrenberg und retour „genießen“.
      Die Busse fuhren fast in der ganzen Zeit weder in der versprochenen 10-Minuten-Taktung noch zu den Zeiten, die im Ersatz-Fahrplan angegeben waren.
      Entweder kam lange Zeit kein Bus, oder dann fuhren wieder 2 Busse kurz hintereinander auf der gleichen Strecke.
      Wobei logischerweise jeweils der erste Bus sehr voll und der zweite Bus fast leer war.
      Und das obwohl ich nach sehr schlechten Erfahrungen die Hauptverkehrszeiten versucht habe zu meiden, denn zu den Hauptverkehrszeiten hatte ich wegen der Staus fast immer erheblich verspätete und extrem volle Busse.
      Ein grosses Problem für viele Reisende war überhaupt den richtigen Bus zu finden.
      Zumal ja drei bis vier Ersatzverkehre von Vaihingen-Ost verkehren.
      Die meisten Busse waren zwar mit „Ersatzverkehr“ oder „SEV“ gekennzeichnet, aber ob man den Ersatzverkehr für die S1, S2, RB, oder den IC vor sich hat, konnte man nur erkennen wenn man dem Bus von vorne sehr nahe war.
      Mindestens zweimal saß ich sogar in einem Bus, der auf dem grossen Display „Betriebsfahrt – Nicht Einsteigen“ anzeigte.
      Ansagen, oder Anzeigen über die nächste Haltestelle während der Fahrt waren die absolute Ausnahme.
      Manchmal waren Reisendenlenker da und manchmal nicht. Oder sie waren alle in der gleichen Ecke, oder manchmal saßen sie auch im Bus, um im Trockenen zu sitzen, oder um sich mit dem Busfahrer zu unterhalten und damit auch schon mal die Abfahrt zusätzlich zu verzögern.
      Und einmal hat mich ein Reisendenlenker tatsächlich in den falschen Bus gesetzt.
      Die Qualität der Busse war sehr unterschiedlich. Vom bequemen Reisebus bis zu sehr alten Stadtbussen
      (manche sogar mit französischer Beschriftung) war alles dabei. Wobei zweitere leider deutlich in der Mehrheit waren.
      Die Haltestellen für den Ersatzverkehr in Vaihingen-Ost ist ein sehr enger Gehweg und die Fahrgäste müssen dort ohne Schutz vor Regen und Wind warten.
      Überhaupt war die Streckenführung auch nicht gerade kundenfreundlich.
      Vom Bahnhof in Vaihingen muss man mehrere Minuten gehen, um zu den Bussen in Vaihingen-Ost zu kommen. Und dann braucht der Bus erst einmal einige zusätzliche Minuten um überhaupt auf die Hauptstrasse zu kommen.
      Kein Wunder hat sich die „reguläre Fahrzeit“ im Vergleich zur S-Bahn dadurch mehr als verdreifacht.
      Wohlgemerkt ohne die vielen Staus mit zu berücksichtigen.
      Daneben wurde die Haltestelle Rohr gar nicht angefahren und andere Haltestellen (z.B. Freibad, Herrenberger Strasse) lagen entfernt zu den S-Bahn-Stationen.
      Erstaunlich war auch, dass sich zu manchen Zeiten die Busse im Busbahnhof Böblingen fast gegenseitig blockierten und die Busse hatten natürlich keine Vorrangschaltung und damit standen wir an den meisten Ampeln.
      Kurzum meine Begeisterung zu diesem Ersatzverkehr hält sich in Grenzen.

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  11. Erwin

    S-Bahn-Ersatzverkehr heute zwischen Vaihingen und Stuttgart Hauptbahnhof. Am Morgen erscheint ein äußerlich völlig verschmutzter Gelenkbus, der seine früheren Dienste augenscheinlich in Südtirol erbrachte. Die großen Seitenscheiben sind mit Pimmel-Symbolen und andere Obszönitäten verziert, die Fahrgäste mit ihren Fingerkuppen in den Schmutz wischten. Ein Qualitätssicherer der Bahn fotografiert sichtlich genervt die zahlreichen Mängel des betagten Fahrzeugs. * Eine schlechte Ausschilderung der Haltestelle am Hauptbahnhof und eine fehlende Fahrzielanzeige am Bus erschweren die Rückfahrt am Nachmittag. Auf Nachfrage meint ein Kundenbetreuer des Busbetreibers „Friedrich Müller Omnibus“, einer 100-prozentigen Bahntochter, die korrekte Einstellung der Zielanzeige des Fahrzeugs sei bei einem „nur“ 3-tägigen Einsatz nicht wirtschaftlich. Warum die Programmierung einer digitalen Zielanzeige derart aufwändig sein solle, erschließt sich dem desorientierten Fahrgast nicht. Ebenso dem Reisendenlenker an der Haltestelle Vaihingen Ost nicht, der seinem Arbeitgeber massive Qualitätsmängel attestiert und diese auf einen Fachkräftemangel zurückführt. * Lieber Herr Dr. Rothenstein, dass Sie als Fachfremder auf dem Posten des Geschäftsführers der S-Bahn-Stuttgart – sagen wir mal – überfordert sind, ist in Fachkreisen ein offenes Geheimnis. Mit Ihrem jahrelangen S-Bahn-Chaos schädigen Sie Zehntausende von Kunden. Wenn Sie Ihre Fahrgäste nun mit dem Pimmel-Bus befördern lassen, ist die Grenze des schlechten Geschmacks weit überschritten. Erklären Sie sich der Öffentlichkeit – oder treten Sie besser gleich von Ihren Chefposten zurück. Geben Sie der S-Bahn Stuttgart eine neue Chance unter neuer Führung!

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    1. Klaus Wößner

      Lieber Erwin,
      Zunächst: Ihre Kritik am Schienenersatzverkehr mit Schwerpunkt an den Bussen, einer war offenbar in üblem Zustand, ist inhaltlich berechtigt. Ihre Kritik richtet sich klar gegen den Betreiber ‘Friedrich Müller Omnibus‘ (FMO), einer Tochter, genau genommen „Enkeltochter“ der Deutschen Bahn. Dass sich die Einrichtung einer korrekten Zielanzeige wegen eines so kurzen Einsatzes nicht lohne, wäre für einen Unternehmer, der zwangsläufig viel Erfahrung mit Schienenersatzverkehren hat, eine komplett inakzeptable Ausrede. Insoweit wäre es gut, wenn Ihre Kritik samt entsprechender Fotos zum Zustand der Fahrzeuge an FMO ginge, wo man in einer vertraglichen Vereinbarung ein einwandfreies Fahrtenangebot schließlich zugesagt hat.

      Den S-Bahnchef Dr. Rothenstein zu kritisieren, ist Ihnen sicherlich unbenommen. Aber wir halten die Forderung an ihn nach Rücktritt weder für richtig adressiert, noch für angemessen, sondern für überzogen. Er und seine Mitarbeiter können die Kritik nur an die verantwortlichen Auftragnehmer weiterleiten und tun dies auch. Selbst lösen können sie die Probleme nicht.

      Letztlich zählt DB Regio S-Bahn Stuttgart selbst zu den Leidtragenden der überaus kurzfristigen Baustelleneinrichtungen und Streckensperrungen, die DB InfraGo zur Rettung von Projektterminen anscheinend ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen lässt. Die Fahrgäste der S-Bahn werden genervt und die S-Bahnplaner und -disponenten wissen vor lauter Umplanung und Umdisposition fast nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht.

      Ihr Ärger über den Schienenersatzverkehr ist verständlich, Ihre Kritik ist berechtigt, aber der von Ihnen empfohlene Rücktritt könnte kaum zur Lösung der Probleme beitragen.

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