Archiv des Autors: Earl Y. Bird

Neue Webseite „S-Bahn Stuttgart Monitor“

Update 10.1.2015

Hinweis:
Falls Sie bereits eine frühere Version des Monitors verwendet haben, sollten Sie in Ihrem Browser den Cache löschen, damit alle vom Monitor verwendeten Dateien neu geladen werden und es zu keinen Darstellungsfehlern kommt.

Wir von S-Bahn-Chaos.de wollen Sie möglichst schnell und präzise über aktuelle Störungen bei der S-Bahn Stuttgart informieren. Hierbei sind wir – neben den seltenen eigenen Beobachtungen – zwangsläufig auf die Informationen der Bahn angewiesen. Der Benachrichtigungsservice des VVS ist weniger aktuell und bringt deshalb normalerweise keinen Mehrwert für Verspätungsinformationen.

Was uns dabei oft schmerzlich fehlte war eine Webseite, mit deren Hilfe man sich schnell einen Überblick über die aktuelle Situation verschaffen kann, auch von unterwegs auf einem beliebigen Smartphone oder Tablet, unabhängig von der verwendeten Plattform. Aus diesem Mangel heraus ist der allgemein zugängliche „S-Bahn Stuttgart Monitor“ entstanden.

Beim „S-Bahn Stuttgart Monitor“ handelt es sich um eine schlanke Webseite, die für die Darstellung in den Browsern von Smartphones und Tablets optimiert wurde. Erfolgreich verifiziert haben wir dies bisher unter Google Android, Apple iOS und Windows Phone. Da es sich um keine App handelt, muss auch nichts installiert werden. Stattdessen genügt es einfach die Seite https://s-bahn-chaos.de/monitor im Browser des Geräts zu öffnen. Der „S-Bahn Stuttgart Monitor“ ist gewissermaßen ein Gegenentwurf zu der eher verspielten und ressourcenhungrigen „Navi S-Bahn Stuttgart“ App der Bahn.
Man kann den „S-Bahn Stuttgart Monitor“ auch auf einem normalen PC öffnen, sollte dort aber das Browser-Fenster für eine optimale Darstellung entsprechend schmal einstellen.

Startseite

S-Bahn Stuttgart Monitor - Startseite

S-Bahn Stuttgart Monitor – Startseite

Auf der Startseite wird die aktuelle Situation der S-Bahn Stuttgart in einer Statistik einmal insgesamt (Alle), und dann noch für die einzelnen Linien getrennt dargestellt. In der Spalte Pünktlichk. wird in Form einer Balkengrafik dargestellt, wie viele Züge prozentual pünktlich (Verspätung < 3 min. in grün), unpünktlich (Verspätung 3-5 min. in orange) und sehr unpünktlich (Verspätung >5 min. in rot) unterwegs sind. Die aufgrund der Verspätungshöhe teils farblich eingefärbten Werte in den Spalten rechts daneben haben folgende Bedeutung:

#   Aktuelle Anzahl Fahrten
<   Kleineste Verspätung in min.
ø   Durchschnittliche Verspätung in min.
>   Größte Verspätung in min.

Ein Antippen der Uhrzeit-Schaltfläche aktualisiert die Daten, die anderen Schaltflächen unter der Tabelle führen zu den im folgenden beschrieben weiteren Seiten.

Seite Einzelverspätungen

Die Seite Einzelverspätungen listet alle aktuell fahrenden S-Bahnzüge einzeln, sortiert nach der Höhe der Verspätung in Minuten auf (+ Spalte auf der rechten Seite).

S-Bahn Stuttgart Monitor - Einzelverspätungen

S-Bahn Stuttgart Monitor – Einzelverspätungen

Fahrten ohne Echtzeitinformation (meist unmittelbar nach der Abfahrt am Startbahnhof) werden in der + Spalte durch ein ‚?‘ repräsentiert. Durch Antippen der anderen Spaltenüberschriften lässt sich die Tabelle auch nach den S-Bahn-Linien, den Fahrtzielen und den aktuellen Stationen sortieren. Ein Antippen der Spaltenüberschrift + stellt die ursprüngliche Sortierung nach der Höhe der Verspätung wieder her.

Die der Tabelle zugrundeliegenden Daten stammen aus dem Live-Fahrplan der S-Bahn Stuttgart und werden minütlich aktualisiert. Um die Tabelle zu aktualisieren genügt ein Antippen der jeweiligen Spaltenüberschrift, der Uhrzeit-Schaltfläche oder ein Reload der Seite über die entsprechende Browser-Funktion. Über die Pfeil-nach-links Schaltfläche links oben gelangt man wieder zurück zur Startseite.

In der Spalte der Zielstationen (nach), führt ein Antippen des Stationsnamens auf die Ankunftstafel der Zielstation. In der Spalte der aktuellen Station (aktuell bei), führt ein Antippen des Stationsnamens auf die Abfahrtstafel der am nächsten liegenden Station.

S-Bahn Stuttgart Monitor - Ankunftstafel

S-Bahn Stuttgart Monitor – Ankunftstafel

Auf diesen Seiten kann eine einzelne Fahrt angetippt werden um deren Fahrtverlauf anzuzeigen.

S-Bahn Stuttgart Monitor - Fahrtverlauf

S-Bahn Stuttgart Monitor – Fahrtverlauf

Seite #SBahnStgt (Tweets)

Auf der Seite #SBahnStgt werden alle aktuellen Tweets mit dem Hashtag #SBahnStgt aufgelistet. Sie entspricht dem Tweets-Widget in der Sidebar der s-bahn-chaos.de Seite.

S-Bahn Stuttgart Monitor - #SBahnStgt Tweets

S-Bahn Stuttgart Monitor – #SBahnStgt Tweets

Güterzug-Entgleisung bei Burgstall (Murr) am 8. August 2014

Nutzer der S-Bahnlinie S4 zwischen Marbach am Neckar und Backnang werden sich noch lange an den 8. August 2014 erinnern. Um 0:15 entgleiste kurz nach der Durchfahrt durch den Bahnhof Burgstall an der Murr die hintere Achse des letzten Waggons eines Güterzugs. Der Zug fuhr trotz entgleistem Waggon noch gut 2 km weiter, bevor er aufgrund der durch den Unfall beschädigten Oberleitung zum Stehen kam.

Der Güterzug kam aus Nürnberg und hatte das Ziel Kornwestheim. Er bestand insgesamt aus 9 Waggons, von denen 8 Kohle und Stahl geladen hatten. Der letzte, entgleiste Waggon war leer. Durch den Unfall wurden eine Weiche, zwei Oberleitungsmasten, die Oberleitung sowie ca. 2000 Stahlschwellen beschädigt. Die Reparaturen werden voraussichtlich bis Ende August dauern. Solange fährt die S4 aus Marbach nur bis Kirchberg (Murr) und wendet dort. Zwischen Kirchberg (Murr) und Backnang ist ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Mögliche Unfallursache

Die Ermittlungen zur Unfallursache hat die Bundespolizeiinspektion Stuttgart übernommen und solche Untersuchungen dauern oft sehr lange. Deshalb kann derzeit über die Ursache der Entgleisung nur spekuliert werden.

Im Forum von Drehscheibe online beklagen Lokführer den schlechten Zustand der Strecke. Ein uns bekannter Lokführer, der die Strecke ebenfalls befährt, bestätigt diese Einschätzung. Die von Backnang aus zunächst eingleisige, kurvenreiche Strecke durch das Murrtal bis Kirchberg (Murr) wurde im Personenverkehr früher von Regionalzügen zwischen Backnang und Ludwigsburg bedient und vor ca. 2 Jahren für den S-Bahn Betrieb zwischen Marbach und Backnang ertüchtigt. Seit Ende 2012 ist die S4-Verlängerung von Marbach bis Backnang in Betrieb. Ob sich der Zustand in diesen knapp zwei Jahren verschlechtert hat ist mir nicht bekannt.

In einem Artikel der Backnanger Kreiszeitung vermuten Anwohner überhöhte Geschwindigkeit als mögliche Unfallursache. Laut Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der DB, wird der Ort Burgstall an der Murr und somit auch die Unfallstelle von Güterzügen mit 80 km/h durchfahren. Weiter unten im Artikel behauptet ein Bahnsprecher, auf diesem Streckenabschnitt wären bis zu 100 km/h erlaubt. Dies Aussage bezieht sich entweder auf einen längeren Streckenabschnitt (z.B. zwischen Marbach am Nackar und Backnang) oder sie ist schlechtweg falsch. In Burgstall an der Murr gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, vor dem Ort sind in beiden Richtungen maximal 90 km/h erlaubt.

Dass eine schlechte Strecke in Verbindung mit einer hohen Geschwindigkeit das Risiko einer Entgleisung erhöht klingt zumindest plausibel.

Wir von S-Bahn-Chaos.de überwachen mit Hilfe des Live-Fahrplans der DB Regio nicht nur die Pünktlichkeit der S-Bahn Stuttgart, sondern protokollieren im Fall von größeren Verspätungen auch deren Ursache. Hierbei war die Linie S4 bisher immer recht unauffällig. Ausgerechnet in dieser Nacht kam es aber bei der letzten Fahrt der S4 von Backnang nach Stuttgart Schwabstraße zu einer störungsbedingten Verspätung:

Verspätung S4 bei Erdmannhausen

Verspätung S4 bei Erdmannhausen

Die Ursache für diese Verspätung war laut RIS (ReisendenInformationsSystem) eine Stellwerksstörung bzw. ein Stellwerksausfall:

Stellwerksstörung bzw. -ausfall

Stellwerksstörung bzw. -ausfall

Hier noch einmal die Daten der Fahrt der letzten Fahrt der Linie S4 Richtung Stuttgart, sowie mit dem Stern markiert der von der Entgleisung betroffene Streckenabschnitt:

Letzte S4 nach Schwabstraße

Daten der letzten S4 nach Schwabstraße (Stern markiert Unfallstrecke)

Da die Informationen im Live-Fahrplan der Realität immer etwas hinterherhinken, spricht viel dafür, dass diese Stellwerksstörung im Bereich Burgstall (Murr) auftrat. Die ZVW Redaktion ging diesem Hinweis nach und fragte bei der Bahn nach, ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen der Stellwerksstörung und der Entgleisung knapp eine Stunde später geben könnte. Die Bahn bestritt dies umgehend:

Laut Bahn besteht kein Zusammenhang zwischen der Stellwerksstörung und der Entgleisung

Laut Bahn besteht kein Zusammenhang zwischen der Stellwerksstörung und der Entgleisung

Diese Aussage der Bahn ist insofern verwunderlich, weil sie sich bei Unfällen normalerweise mit Aussagen hinsichtlich möglicher Ursachen sehr zurückhält und stattdessen auf die ermittelnde Behörde verweist. Ob die mit der Untersuchung der Unfallursache betraute Bundespolizeiinspektion Stuttgart diesem Aspekt bei ihren Ermittlungen nachgeht ist uns nicht bekannt.

Schließung des S-Bahn Zugangs im Hauptbahnhof Stuttgart

Als die Bahn am 5. August offiziell mit dem Ausbaggern der 1. Baugrube für den neuen Tiefbahnhof begann, waren die Meinungen dazu gespalten. Die einen freuten sich über den Baubeginn, die anderen protestierten lauthals dagegen.

Eine Woche später, am Dienstag 12. August steht nun ein weiterer „Meilenstein“ an, bei dem es aber selbst eingefleischten Projektbefürwortern sehr schwer fallen dürfe, ihm etwas positives abzugewinnen.

An diesem Dienstag wird nämlich der Zugang zur S-Bahn zwischen dem ehemaligen Gleis 3 und 4 im Stuttgarter Hauptbahnhof (oben) für immer geschlossen, weil er dem Trogbauwerk des S21-Tiefbahnhofs im Wege steht. Dieses Treppenhaus mit Freitreppe und zwei Rolltreppen wird jeden Tag von vielen Tausend Pendlern und Reisenden genutzt, um schnell von den im Hauptbahnhof (oben) verkehrenden Fern- und Nahverkehrszügen auf die S-Bahn umzusteigen sowie umgekehrt. Aber auch Pendler, die nur die S-Bahn nutzen, haben das Treppenhaus oft genutzt, weil bei größeren S-Bahnstörungen auf der Stammstrecke der Hauptbahnhof (oben) von manchen S-Bahnen mitverwendet wurde, um wenigstens einen Notbetrieb aufrecht erhalten zu können.

Abgang zur S-Bahn

Abgang zur S-Bahn

Ab Dienstag sind diese Umsteigenden dann gezwungen das Gebäude des Hauptbahnhofs über einen der Ausgänge zu verlassen, um über die in Stoßzeiten stark frequentierte Klett-Passage und eines der drei noch verbleibenden Treppenhäuser über die große, die kleine Schalterhalle, den Mittelausgang und außerdem den Nordausgang zur Klett-Passage und von dort zur unterirdischen S-Bahn Station zu gelangen. Nur der Ausgang über die große Schalterhalle ist komplett mit Rolltreppen ausgerüstet, der Mittelausgang erst ab Straßenniveau. Der Zugang über den Nordausgang geht ohne entsprechenden Wetterschutz ins Freie und von dort über eine im Freien liegende Treppenanlage direkt in die Klett-Passage. Fahrgäste, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, müssen entweder den total unterdimensionierten Aufzug von der Kopfsteighalle direkt zum S-Bahnsteig oder den weiten Weg vom Nordausgang um das neue Technikgebäude herum und dann entlang des Arnulf-Klett-Platzes zur Klett-Passage gehen. Das hat sogar den als glühenden S21-Befürworter bekannten Stadtrat A. Kotz (derzeit CDU-Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Gemeinderat) zu Protesten gegenüber der Bahn veranlasst. Nach der Verlegung der Bahnsteige um rund 120 m weg vom Bahnhofsgebäude und der Schließung des unterirdischen Querbahnsteigs wird dies nun ein zusätzlicher Umweg, der das Umsteigen weiter erschwert und im Extremfall von 7 auf 13 Minuten verlängert. Verpasste Anschlüsse werden dadurch zunehmen.

Wer von Zügen des Fernverkehrs auf die S-Bahn umsteigt und umgekehrt ist von der Schließung massiv betroffen, da er meist keine Alternative hat und im Hauptbahnhof umsteigen muss.

Pendler die von Nahverkehrszügen auf die S-Bahn umsteigen können teilweise an einem anderen Bahnhof (z.B. in Bad Cannstatt) aussteigen, um dann schon dort auf die S-Bahn oder U-Bahn umzusteigen.

Nutzer der S-Bahn erfahren leider oft zu spät von größeren Störungen und den damit verbundenen S-Bahnzügen die dann oft im Hauptbahnhof (oben) verkehren. Schon jetzt bleibt für den Weg von oben nach unten bzw. umgekehrt zu wenig Zeit und diese Situation wird sich durch die Schließung des Treppenhauses und den damit verbundenen längeren Wegen weiter verschlechtern.

Aufgang zum Hauptbahnhof

Aufgang zum Hauptbahnhof

Sicher ist, dass es auf den verbleibenden Treppen und Rolltreppen zukünftig noch enger zugehen wird. Speziell in der Hauptverkehrszeit wird die Infrastruktur an ihre Grenzen stoßen.

Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn es in der S-Bahn Station Hauptbahnhof (tief) zur Hauptverkehrszeit zu einem Brand kommt und der Bahnsteig über diese verbleibenden schmalen Treppen schnell geräumt werden muss, ganz abgesehen davon, dass die Treppen-Einhausungen nicht gerade für eine ungehinderte Flucht geeignet sind. Es kann bezweifelt werden, ob die vorgegebene Entfluchtungszeit bei der festgesetzten Personenzahl auch noch über die verbleibenden Treppen erreicht wird. Nicht zuletzt deswegen werde ich persönlich diese S-Bahn Station zukünftig meiden.

Weitere Informationen zur Schließung sind beim VVS zu finden.

Informationen von der VRS Verkehrsausschuss-Sitzung am 25. Juni 2014

Am 25. Juni 2014 fand die 47. VRS Verkehrsausschuss-Sitzung statt, die zumindest zum TOP 1 „Pünktlichkeits- und Qualitätsoffensive bei der S-Bahn sowie Bericht zum aktuellen Stand der Ausstattung der S-Bahn-Stationen mit Videokameras“ öffentlich war. Der Tagesordnungspunkt ist Anträgen der SPD Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN zu verdanken, die nach der Sondersitzung des Verkehrsausschusses zur S-Bahn-Qualität vom Oktober 2013, dem sogenannten S-Bahn Gipfel, die von der Bahn angekündigten Maßnahmen nicht aus dem Blick verlieren wollten.

Ich bin der Meinung, dass die Pressemitteilung des VRS den Verlauf der Sitzung recht gut wiedergibt. Sie verlinkt auch auf die Sitzungsvorlage, die Präsentation der Bahn, sowie die Pressemitteilung jeweils als PDF, sodass ich im folgenden nur einen kurzen Überblick über die Sitzung gebe und mich ansonsten auf meine Kommentare zur Sitzung beschränken werde.

Etwa eine Stunde lang trugen verschiedene Vertreter diverser Bahntöchter, ein Vertreter des VVS und der Deutschland-Chef des Zugherstellers Bombardier den Stand ihrer Bemühungen vor. Dabei wurde recht schnell klar, dass die Vortragenden zumindest den Eindruck vermitteln wollten, dass in den letzten Monaten viel Geld investiert und viel Aufwand betrieben wurde, diese Aktivitäten sich noch 1-2 Jahre hinziehen werden, bis das Geplante komplett umgesetzt und wirksam sein wird. Herr Krause von der S-Bahn Stuttgart sprach am Ende zwar noch nicht von einer Trendwende, aber immerhin von einer Stabilisierung und versuchte das anhand von aktuellen Pünktlichkeitswerten zu belegen

Danach folgten eine weitere Stunde Wortmeldungen der einzelnen Fraktionen. Kritik gab es wie nicht anders zu erwarten von den Grünen, der SPD, den Linken und erstaunlicherweise auch von der CDU. Deren Vertreter machte auf mich den kompetentesten Eindruck und legte den Finger in die richtigen Wunden. Die Kritik der Grünen hingegen war mir zu unkonkret und der Vorschlag einzelne S-Bahnzüge in der HVZ regelmäßig über den Kopfbahnhof zu leiten nicht zielführend. Die FDP und die FW hingegen nahmen die Bahn in Schutz und warnten davor die S-Bahn Stuttgart schlechtzureden. Im Vergleich zu S-Bahnen in manchen anderen Städten wäre die Lage doch gar nicht so schlecht.

Obwohl ich die Maßnahmen der Bahn durchaus für geeignet halte die Probleme zu entschärfen, zählt für mich letztendlich nur, ob sie messbare oder noch besser spürbare Erfolge zeigen. Mir ist klar, dass die Bahn die von uns selbst ermittelten Pünktlichkeitswerte in Zweifel zieht, deshalb nutze ich im folgenden lediglich offizielle, von der Bahn veröffentlichte Zahlen.

Die von der Bahn auf den letzten Folien ihrer Präsentation vorgelegten Pünktlichkeitsverbesserungen vergleichen das erste Halbjahr 2013 mit dem 1. Halbjahr 2014. Normalerweise veröffentlicht die Bahn die Pünktlichkeitswerte eines Monats erst zur Mitte des Folgemonats. Die Zahlen des 2. Halbjahrs 2014 enden laut Folienvermerk in KW 24. Nach diesen Zahlen kann die Bahn Pünktlichkeitsverbesserungen von 0,4 – 2.8 % bei sämtlichen Werten verbuchen.

Was auf den ersten Blick schon wie eine Trendwende aussieht, entpuppt sich bei genauerer Analyse als eine geschickte Mogelpackung, die leider keinem der anwesenden VRS-Mitglieder auffiel. Stellt man die entsprechenden monatlichen Pünktlichkeitswerte grafisch dar, ergibt sich folgendes Bild:

Pünktlichkeit 1. HJ 2013/2014

Pünktlichkeit 1. HJ 2013/2014

Man erkennt auf einen Blick, dass die Pünktlichkeitswerte im Juni 2013 miserabel waren und dass sich die Werte von 2014 nicht wesentlich von denen aus dem Jahr 2013 unterscheiden. Grund für die schlechten Werte im Juni 2013 waren die Züge der neuen Baureihe 430, die im Juni (und auch schon davor) mehrfach wegen klemmender Schiebetritte liegengeblieben waren, was für massive Verspätungen, teilweise auf allen Linien führte. Aus diesem Grund wurden diese Züge Anfang Juli aus dem Verkehr gezogen, wonach die Pünktlichkeitswerte sofort wieder nach oben schnellten.

Vergleicht man stattdessen nur die ersten 5 Monate der Halbjahre miteinander, ergibt sich ein anderes Bild. Bei der 3-Minuten-Pünktlichkeit ist der Wert 2014 auf dem Niveau von 2013 und bei der 6-Minuten-Pünktlichkeit sogar 0,3 % schlechter.

Machen wir uns also nichts vor:
Bis zu einer messbaren Verbesserung der Pünktlichkeit der S-Bahn Stuttgart ist es noch ein weiter Weg, und messbar heißt noch lange nicht spürbar. Ob die Anstrengungen und Investitionen der Bahn ausreichen um eine Trendwende auszulösen wird die Zukunft zeigen. Und in dieser wartet spätestens mit der Wiederinbetriebnahme der überarbeiteten Schiebetritte der neuen Baureihe 430 ein Faktor, der das System S-Bahn Stuttgart erneut negativ belasten wird. Selbst falls die Tritte problemlos ihren Dienst verrichten sollten, werden sich die Haltezeiten auf den Linien S1-S3 erneut verlängern.

Der aktuelle Slogan der S-Bahn Stuttgart lautet „Jede Sekunden zählt„.
Das ist zwar richtig, gilt jedoch auch in die andere, nicht beabsichtigte Richtung.