Ein gewichtiger Grund (aber bei weitem nicht der einzige) für die unbefriedigenden Pünktlichkeitswerte der S-Bahn Stuttgart insbesondere in der Hauptverkehrszeit (HVZ), ist bekanntlich die häufig auftretende Überlastung der Stammstrecke, also des Teils des Stuttgarter S-Bahn-Netzes, den alle Linien durchfahren. Von allen Seiten wird gefordert, dass es hier ganz schnell Verbesserungen bzw. Entlastungen geben muss.
In diesem Beitrag sollen Ursachen dieser Überlastungssituation erläutert und bereits beschlossene und denkbare zukünftige Maßnahmen erörtert werden.

Fahrgastwechsel in Stuttgart-Hbf (tief)
Bei einer Zugfolge von 15 Minuten für jede der auf der Stammstrecke verkehrenden 6 Linien in der HVZ beträgt der durchschnittliche nominelle Zugabstand 2,5 Minuten (150 Sekunden). In Wirklichkeit lässt sich dieser Zugabstand, wie man täglich beobachten kann, nur in wenigen Fällen realisieren. Es gibt Verspätungen auf praktisch allen Linien, insbesondere auf den ‚langen‘ Linien S1, S2 und S3.
Die hauptsächlichen Gründe kann man in 2 Kategorien einteilen:
- Ankunftsverspätung. Die Züge kommen aus verschiedenen Gründen häufig schon verspätet an der Einfahrt zur Stammstrecke an. Die Verspätungen übertragen sich dann zwangsläufig in der Art einer Kettenreaktion auf ursprünglich pünktliche Züge, die dann in der Folge auch verspätet sind. Häufig gerät die im Fahrplan vorgedachte Reihenfolge der Linien durcheinander.
- Haltezeitüberschreitung. Insbesondere in Hauptbahnhof (tief) werden die im Fahrplan laut Bahnrichtlinie vorgesehenen Haltezeiten von 36 Sekunden häufig deutlich überschritten und erreichen nicht selten sogar 90 Sekunden, also das 2,5-fache. Die tatsächliche Haltezeit wirkt sich zwangsläufig auch auf die nachfolgenden Züge aus, die ja erst in die Station einfahren können, wenn der vorausfahrende Zug die Station verlassen hat.
Anmerkung: Die Haltezeit ist die gesamte Zeitspanne zwischen Stillstand des eingefahrenen und dem Losfahren des abgefertigten Zuges. Sie umfasst also die Türfreigabe, das Türöffnen (ggf. mit vorherigem Ausfahren des Schiebtritts), den Fahrgastwechsel, die Türschließung und –verriegelung (ggf. mit nachfolgendem Einfahren des Schiebtritts) und eine kurze Reaktionszeit des Fahrers bis zum Losfahren.
In diesem Beitrag sollen nur Verbesserungsmöglichkeiten für den zweiten Punkt aufgezeigt werden.
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