Archiv der Kategorie: Stuttgart 21

Einjährige Komplettsperrung der S-Bahn-Strecke
Echterdingen ↔ Bernhausen wirklich alternativlos?

Gegen Ende des vergangenen Jahres platzte die Nachricht der Deutschen Bahn herein, dass für den Bau des „Dritten Gleises“ am Flughafen-Terminalbahnhof in einigen Jahren der S-Bahn-Verkehr zwischen Echterdingen, Flughafen/Messe und Filderstadt-Bernhausen über 12-14 Monate komplett eingestellt werden müsse. Wir haben vor kurzem schon darüber berichtet.

Die Region Stuttgart als politisch Verantwortliche und Betreiberin der S-Bahn musste sich nun zwangsläufig mit dieser schlechten Nachricht auseinandersetzen. In seiner Sitzung am 27.02.2019 beriet der Verkehrsausschuss des Regionalparlaments eine Vorlage der Verbandsgeschäftsstelle. Im Vortrag dazu sprach Verkehrsdirektor Dr. Wurmthaler versehentlich sogar von einer Sperrung zwischen Rohrer Kurve und Flughafen, hoffentlich keine Freud’sche Fehlleistung. Letzlich empfahl er die Annahme der von der DB geforderten Vollsperrung als das letztlich geringere Übel, wenn auch mit flankierenden Forderungen.

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S-Bahn nach Filderstadt ein Jahr gekappt!

Die politische Aussage, die S-Bahn würde von der Stuttgart 21-Baustelle überhaupt nichts mitbekommen, konnten eigentlich nur diejenigen glauben, die das Denken ausgeschaltet haben. So gehen unter anderem die zahlreichen Rampensperrungen und Bauarbeiten z.B. in Feuerbach mit gravierenden Einschränkungen auf das Konto des Milliardenprojektes.

Und auch darüber, dass die wichtigste S-Bahn-Umleitungsstrecke von Hauptbahnhof (oben) über die Panoramastrecke nach Vaihingen bereits kurz vor der geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 gekappt wird und dass die Regional- und Fernzüge von der Gäubahn nach Stuttgart Hbf aus heutiger Sicht mindestens drei Jahre lang bereits in Stuttgart-Vaihingen enden und damit die sowieso schon vollen S-Bahn Linien S1-S3 zusätzlich belasten werden, haben wir schon berichtet.

Was aber in den letzten Monaten bekanntgegeben wurde, nämlich dass der Bahnhof Flughafen/Messe und der wichtige Verkehrsknotenpunkt Filderstadt-Bernhausen aufgrund der Bauarbeiten für den neuen Flughafen-Terminalbahnhof (3. Gleis genannt) für die Züge aus Singen/Horb für ein ganzes Jahr vom S-Bahn Verkehr abgeschnitten werden soll, hat nochmal eine ganz andere Dimension.

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Rampensperrungen wegen S21-Bauarbeiten

Anlässlich der Fahrplankonferenz im September 2018 wurden auch die baustellenbedingten Fahrplanänderungen für die S-Bahn vorgestellt. Wir berichteten.

Nun rücken vor allem die S-Bahn-Rampensperrungen (Ein- bzw. Ausfahrtgleise zu/von der Stammstrecke) an insgesamt 11 Wochenenden näher. Diese sind wegen der im Bau befindlichen Verlängerung der Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof (tief) und der neuen Haltestelle Mittnachtstraße erforderlich.

An den 6 Wochenenden vom 12.01. bis zum 17.02. sind jeweils zwischen Freitag ca. 23:30, den gesamten Samstagen und Sonntagen zwischen Stuttgart Hauptbahnhof (tief) und Stuttgart Bad-Cannstatt beziehungsweise Stuttgart-Nordbahnhof keine Fahrten möglich.

Bitte informieren Sie sich bei Bedarf, ob die Sperrung am Montagmorgen tatsächlich aufgehoben ist und alle S-Bahnen wie geplant fahren. 

Durch die Sperrung kommt es zu folgenden Einschränkungen:

  • Alle S-Bahnen verkehren nur im Halbstundentakt.
  • Die Linie S1 wird über Hauptbahnhof (oben) und die Panoramastrecke umgeleitet und hält somit nicht zwischen Österfeld und Stadtmitte.
  • Die Linie S2 verkehrt geteilt. Zwischen Stuttgart Hauptbahnhof (tief) und Filderstadt fährt sie regulär. Außerdem verkehrt die S2 zwischen Stuttgart Hbf (oben) und Schorndorf. Jedoch ist ein Umsteigen in Stuttgart Hauptbahnhof mit einem Fußweg von ca. 13 Minuten verbunden, was die Gesamtfahrzeit von Filderstadt nach Schorndorf mit der S-Bahn um 30 Minuten verlängert. Tagsüber besteht für Fahrgäste von/nach Waiblingen oder Schorndorf stündlich die Möglichkeit, den Regionalzug R2 zu nutzen, welche die Fahrzeit wesentlich verkürzt.
  • Die Linie S3 verkehrt ebenfalls geteilt. Zwischen Stuttgart Hbf (tief) und Flughafen/Messe gibt es keine Einschränkungen. Zwischen Stuttgart Hbf und Bad Cannstatt verkehrt die S3 nicht. Stattdessen können die Linien S1 oder S2, sowie Regionalzüge (keine IRE) vom Hauptbahnhof (oben) mit VVS-Tickets benutzt werden. Zwischen Bad Cannstatt und Backnang verkehrt die S3 ebenfalls regulär. Auch hier besteht für Fahrgäste von/nach Waiblingen, Winnenden und Backnang die Möglichkeit den Regionalzug vom Hbf (oben) zu nutzen. Dieser verkehrt samstags in einem etwas ungeraden Halbstundentakt und sonntags stündlich.
  • Die Nordlinien S4, S5 und S6 fahren vom Hauptbahnhof (oben) ab.
  • Die Linie S60 verkehrt am gesamten Wochenende nur zwischen Renningen und Böblingen. So ergeben sich von/nach Stuttgart in Renningen Umsteigezeiten von etwas mehr als 15 Minuten.

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Was hat die S-Bahn von Stuttgart 21?

Bereits während der laufenden und noch lange dauernden Bauarbeiten für Stuttgart 21 wird die S-Bahn vielfach beeinflusst und gestört. Doch auch später im realen Betrieb wird es gravierende Auswirkungen geben.

Der neuen Führung der Zulaufstrecken zum S21-Tiefbahnhof geschuldet, braucht die S-Bahnstrecke Hauptbahnhof – Bad Cannstatt ebenfalls eine neue Streckenführung. Diese führt über die neue Station Mittnachtstraße, die von den dortigen Anwohnern und Berufstätigen und auch von den Umsteigern in der Relation Feuerbach – Bad Cannstatt u. u. sicherlich begrüßt wird. Durch die neue Regional- und Fernzuganbindung des Flughafens und der Messe werde die Stammstrecke um ca. 20% entlastet, lautet eine schon seit längerer Zeit kursierende Aussage u. a. auch des Verbands Region Stuttgart. Und schließlich werde der problematische Mischverkehr von S-Bahnzügen mit Regionalzügen im Streckenabschnitt Hauptbahnhof – Bad Cannstatt beseitigt.

Hier ist zu fragen, ob diese Argumente wirklich tragen, und auch, was sich die S-Bahn mit Stuttgart 21 an Nachteilen einhandelt.

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Stuttgart 21 – eine Fehlentscheidung?

Wie schon in einem früheren Beitrag angedeutet, klammert sich der Verband Region Stuttgart, der Aufgabenträger der S-Bahn Stuttgart, an wenige Dinge, die die S-Bahn zuverlässiger machen sollen. Neben dem in dem genannten Artikel angeführten ETCS-Signalsystem hofft der VRS, dass Stuttgart 21 Verbesserungen bringen wird. Über die direkten Auswirkungen von Stuttgart 21 haben wir hier schon berichtet.

Die Stuttgart-21 Baustelle in der Nähe der S-Bahn-Rampe am Hauptbahnhof

Dieses Projekt, das neben dem neuen Tiefbahnhof auch die Verbindung zum Flughafen und zur Neubaustrecke nach Ulm beinhaltet, wird von Bahn und Bund trotz aller bekannter Nachteile und Probleme geradezu durchgeboxt. Die gutgläubige Bevölkerung wird regelrecht getäuscht. Nicht nur die immer weiter steigenden Kosten von anfangs 2 Milliarden bis hin zu über 8 Milliarden Euro sind ein großes Problem. Auch die Kapazitätsangaben der Bahn sind fraglich. Zwar bescheinigte der Stresstest, der von der Bahn durchgeführt wurde, eine Kapazitätssteigerung; aber wurde der Stresstest unter realen Bedingungen durchgeführt?

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Auswirkungen von S21 auf die S-Bahn

Die Stuttgart 21 Baustelle in der Innenstadt

Die Stuttgart 21 Baustelle in der Innenstadt

7:08 Uhr: eine S-Bahn kommt in Stuttgart-Rohr an. Sie ist gut gefüllt. Viele Menschen müssen stehen. Sitzplätze gibt es keine mehr und es sind noch sechs Stationen bis zur Stadtmitte, dem Ziel vieler Fahrgäste. Es ist ein Langzug, wie fast alle in der morgendlichen Hauptverkehrszeit, mit Platz für 1374 Fahrgäste – laut Hersteller Bombardier. Damit hätte der Zug eine Sitzplatzauslastung von 249 %, das heißt, dass 552 Menschen sitzen und 822 stehen: das sind deutlich mehr stehende Fahrgäste als sitzende. Würde aber diese Gesamtkapazität tatsächlich erreicht, müssten in einem Türbereich etwas mehr als 22 (!) Menschen stehen, selbst ohne Gepäck oder Fahrräder nicht gerade die Traumvorstellung vieler Fahrgäste. Sie entspricht auch keinesfalls den Vorstellungen des Verbands Region Stuttgart. dem Aufgabenträger der S-Bahn Stuttgart, wie aus einer Vorlage für die Verkehrsausschuss-Sitzung vom 6.6.2018 hervorgeht.

In einem 2014 vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg veröffentlichten Zielkonzept heißt es, dass die „[…] Nutzung von Stehplätzen auf 1,0 Personen pro Quadratmeter (Stehfläche) begrenzt [wird]. Dies entspricht in der Regel einem Stehplatzanteil von 20 Prozent bezogen auf die Gesamtzahl der Reisenden im Zug. Reisezeiten im Stehen über 15 Minuten sind auszuschließen.“ Auch wenn nicht das Land Baden-Württemberg, sondern der Verband Region Stuttgart für die S-Bahn zuständig ist, sollten diese Richtlinien nicht ignoriert werden.

Doch mehr Kapazität zu schaffen, ist schwierig. Die S-Bahnen fahren im Stammtunnel in der Hauptverkehrszeit im 2,5 Minuten Takt, mehr ist technisch nicht machbar – schon jetzt kommt es regelmäßig zu „Staus“ im Tunnel, das heißt, die Züge müssen vor den Stationen auf die Ausfahrt des vorherigen Zuges warten.

Stuttgart 21 soll diese Probleme lösen und neue Kapazitäten schaffen.
Doch stimmt das wirklich?

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