
Die Stuttgart 21 Baustelle in der Innenstadt
7:08 Uhr: eine S-Bahn kommt in Stuttgart-Rohr an. Sie ist gut gefüllt. Viele Menschen müssen stehen. Sitzplätze gibt es keine mehr und es sind noch sechs Stationen bis zur Stadtmitte, dem Ziel vieler Fahrgäste. Es ist ein Langzug, wie fast alle in der morgendlichen Hauptverkehrszeit, mit Platz für 1374 Fahrgäste – laut Hersteller Bombardier. Damit hätte der Zug eine Sitzplatzauslastung von 249 %, das heißt, dass 552 Menschen sitzen und 822 stehen: das sind deutlich mehr stehende Fahrgäste als sitzende. Würde aber diese Gesamtkapazität tatsächlich erreicht, müssten in einem Türbereich etwas mehr als 22 (!) Menschen stehen, selbst ohne Gepäck oder Fahrräder nicht gerade die Traumvorstellung vieler Fahrgäste. Sie entspricht auch keinesfalls den Vorstellungen des Verbands Region Stuttgart. dem Aufgabenträger der S-Bahn Stuttgart, wie aus einer Vorlage für die Verkehrsausschuss-Sitzung vom 6.6.2018 hervorgeht.
In einem 2014 vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg veröffentlichten Zielkonzept heißt es, dass die „[…] Nutzung von Stehplätzen auf 1,0 Personen pro Quadratmeter (Stehfläche) begrenzt [wird]. Dies entspricht in der Regel einem Stehplatzanteil von 20 Prozent bezogen auf die Gesamtzahl der Reisenden im Zug. Reisezeiten im Stehen über 15 Minuten sind auszuschließen.“ Auch wenn nicht das Land Baden-Württemberg, sondern der Verband Region Stuttgart für die S-Bahn zuständig ist, sollten diese Richtlinien nicht ignoriert werden.
Doch mehr Kapazität zu schaffen, ist schwierig. Die S-Bahnen fahren im Stammtunnel in der Hauptverkehrszeit im 2,5 Minuten Takt, mehr ist technisch nicht machbar – schon jetzt kommt es regelmäßig zu „Staus“ im Tunnel, das heißt, die Züge müssen vor den Stationen auf die Ausfahrt des vorherigen Zuges warten.
Stuttgart 21 soll diese Probleme lösen und neue Kapazitäten schaffen.
Doch stimmt das wirklich?
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